43. Linzer Konferenz: Transnationale Netzwerke der Arbeiter(bewegung)
13.-16. September 2007, Linz
Konferenzbericht
Die ITH hat das erste Jahr ihres Dreijahreskonferenzzyklus “Labour history beyond borders” dem Thema der Netzwerke gewidmet und dazu zwei Konferenzen abgehalten:
Die reguläre (43.) Linzer Konferenz der ITH “Transnationale Netzwerke der ArbeiterInnen (bewegung)/Transnational Networks of Labour/Réseaux transnationaux du mouvement ouvrier” in Linz vom 13.-16.9.2007
Die internationale wissenschaftliche Tagung “Transnationale Netzwerke. Beiträge zur Geschichte der ‘Globalisierung'”/Transnational Networks. Contributions to the History of ‘Globalisation'” in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, der Gesellschaft für Sozialgeschichte und dem Karl Renner-Institut in Wien vom 16.-18.11.2007
Transnationale Netzwerke
Transnationale, also den Nationalstaat überschreitende und unterlaufende Netzwerke sind als die genuine Organisationsform der “Globalisierung” ins Zentrum des Interesses gerückt. Es sind Analytiker der unter dem Begriff “Globalisierung” zusammengefassten Entwicklungen der Weltwirtschaft, der Weltgesellschaft und Politik, die fluktuierende Netzwerke als die Organisationsform eines dynamischen “space of flows”, dem Raum der Ströme (Manuel Castells) in die Diskussion gebracht haben. Dies im Gegensatz zu einem trägeren “space of place”, dem Raum der Orte, an denen die Arbeit und der Staat verankert seien.
“Netzwerk” ist in dieser Konzeptualisierung deutlich vom Territorialstaat, vom Nationalstaat, vom Wohlfahrtsstaat abgesetzt, resp. dem Staat entgegengesetzt. Zwischen dem Territorialstaat/dem Nationalstaat und transnationalen Netzwerken herrscht eine Konkurrenz oder zumindest ein Spannungszustand. Der Territorialstaat versucht, transnationale Netzwerke in den Raum seiner Kontrolle zu bringen, schneidet transnationale Netzwerke ab, wo er kann. “Netzwerke” florieren in der so genannten “Zivilgesellschaft”, von welcher der Staat ferngehalten werden soll, in der die Rolle der Welt der Arbeit relativ gering ist, und die den Staat durch Transnationalisierung zu marginalisieren sucht. Die “Zivilgesellschaft” ist ja jene Sphäre, in der soziale Ungleichheit herrscht und Spielregeln, die Veränderung schwierig machen. “Transnational” angelegte Netzwerke entziehen sich dem Griff des Territorialstaats/des Wohlfahrtsstaats. Aber das ist nur eine Seite der Geschichte der Arbeiterbewegung. Auf der anderen stehen ihre den Nationalstaat übersteigenden Kooperationsformen.
“Netzwerk” ist ein enorm vieldeutiger Begriff, der schwer eindeutig zu fassen ist. Er hat auf der einen Seite negative Konnotationen: Klientelismus, Clanstrukturen, welche die Staatsbildung unterlaufen, Seilschaften, mafiose Strukturen, kriminelle Netzwerke, terroristische Netzwerke, Geheimgesellschaften. Wir hielten es für günstig, um die enorme Vielfalt von Netzwerken halbwegs in den Griff zu bekommen, Netzwerke vor und nach dem Aufkommen moderner formaler Organisationen und der Durchsetzung des modernen Territorial- und Nationalstaats zu unterscheiden. Clanstrukturen, mafiose Strukturen etwa wären dann vormoderne Formen, die von formalen Organisationen und vom Staat zurückgedrängt würden. Mit zunehmender Ausdifferenzierung zerfielen diese dann wieder zunehmend in informellere Organisationsformen, Netzwerke neuen Typs. In unseren beiden Konferenzen ging es also um diesen zweiten historischen Typus von Netzwerken.
Uns interessierten Netzwerke in erster Linie als Strukturen der Ausübung von Macht und Einfluss. Und Netzwerke interessierten uns als Strukturen der Ausübung von Gegenmacht. Hier werden Netzwerke oft mit NGOs als Strukturen von global governance assoziiert, also einer globalen politischen Normensetzung und Kontrolle durch nichtstaatliche Akteure. Diese werden oft als Ausdruck einer “internationalen Zivilgesellschaft” verstanden – das ist die meist positiv besetzte Seite des Netzwerkbegriffs. Ein näherer Blick zeigt aber auch hier eine grundsätzliche Ambivalenz, durch die sich der Netzwerkbegriff einer eindeutigen Zuordnung entzieht. Politische Netzwerke bilden sich um bestimmte Anliegen, das sind so genannte advocacy networks. Das sind Lobbygruppen, die sich zum Advokaten eines bestimmten Anliegens machen: das kann Attac sein, aber auch politik- und einflussorientierte Wissensgemeinschaften wie die Mont Pèlerin Society. Oder ad hoc – Politikkoalitionen wie jene zu den Millennium Development Goals oder zu Clean Clothes. Oder aber Netzwerke mit dem Ziel der Durchsetzung internationaler Normen, welche die neuen Kolonialkriege rechtfertigen.
Grundsätzlich stellt sich die Frage: Ist “Netzwerk” eine eigene, genuine Organisationsform oder ein Aspekt, ein Modus der Organisierung von Beziehungen und von Kommunikation, auf den hin man grundsätzlich alle Organisationsformen untersuchen könnte? Netzwerke sind informeller, fluider, zeitlich begrenzter und oft auf punktuellere Zwecke, Ziele, gerichtet, weniger verfestigt als Organisationen. Sie sind nicht institutionalisiert und ihre Hierarchien sind nicht formalisiert, sie sind informell oder gewohnheitsmäßig. Keinesfalls kann m.E. behauptet werden, Netzwerke seien prinzipiell hierarchielos. Es handelt sich nur um Hierarchien, die nicht verschriftlicht und nach außen hin unmittelbar einsichtig sind. In formaler Hinsicht bestehen Netzwerke aus Beziehungen, die als Verbindungen von Knotenpunkten dargestellt werden können. Diese Verbindungen können verschiedene Form annehmen von der direkten menschlichen Begegnung bis zur virtuellen Kommunikation; sie können formalisiert oder informell sein, mehr oder weniger oder gar nicht institutionalisiert; man kann sie nach Dichte und Frequenz unterscheiden und nach Bedeutungs- und Hierarchiekriterien. Knotenpunkte können Individuen, Gruppen und Organisationen sein (oder auch virtuelle Knotenpunkte im Internetz). Sie können innerhalb oder außerhalb von Institutionen angesiedelt sein. Sie können auf ihre Ordnungsfunktion und auf ihre Machtausübung hin befragt werden.
Es ist ein potenziell ungeheuer weites Feld, das mit dem Begriff “Netzwerk” in das Blickfeld gerät. Die Beiträge der Linzer Konferenz thematisierten den Beitrag von Formen transnationaler Netzwerke der Arbeiterbewegung zur Geschichte der “Globalisierung”. Die Wiener Konferenz erweiterte das Thema der Linzer Konferenz über die Arbeiterbewegung hinaus. In beiden Tagungen waren gleichwohl nur einige Formen von Netzwerken vertreten. Netzwerke, die offizielle Strukturen von Organisationen unterlegen (Netzwerke, die für die Praxis der Machtausübung wesentlich relevanter sind als die offiziellen, sichtbaren; das mag aber in unterschiedlichem Ausmaß für alle Organisationen gelten), und Netzwerke, die sichtbar nach außen hin operieren; Netzwerke des Ideologietransfers, als Vektoren der globalen Verbreitung von Wissen, Normen, kulturellen Praktiken und Lebensstilen; personenzentrierte und organisationszentrierte Netzwerke; Wissensnetzwerke von Konsulenten, die Organisationen zuarbeiten und untereinander als Wissensgemeinschaften (epistemic communities) vernetzt sind; politische Stiftungen und internationale Organisationen und think tanks, die Expertennetzwerke unterhalten resp. auf Wissen zurückgreifen, das in solchen Netzwerken kommuniziert wird; oder überhaupt selbst netzwerkartige Formen annehmen? Religiöse Netzwerke, in denen Heilsgüter erzeugt und zirkuliert werden; Nicht zuletzt Migrationsnetzwerke, die transnationale oder vielleicht besser “translokale” Lebensräume aufspannen.
Die Beiträge zu den beiden Konferenzen sollten den Beitrag von Formen transnationaler Netzwerke zur Geschichte der “Globalisierung” thematisieren. In Netzwerken zirkulieren Menschen und in Netzwerken zirkulieren Ideen, Einstellungen, Vorstellungen, ohne dass sich die Menschen, die diese verbreiten, selbst räumlich bewegen müssen. Diese einfache Unterscheidung gab eine grobe Strukturierung der Tagungen: Netzwerke, die in erster Linie Menschen bewegen bzw. andersherum definiert, Netzwerke, die in erster Linie durch die Zirkulation von Menschen entstehen, werden von solchen Netzwerken abgesetzt, die in erster Linie Werthaltungen, Konzepte, Vorstellungen und entsprechende Praktiken zirkulieren lassen, bzw. die durch die Zirkulation solcher Vorstellungen und Werthaltungen entstehen. Innerhalb dieser Netzwerke der Zirkulation von Vorstellungen und Praktiken waren die Sitzungen gruppiert nach personenzentrierten und organisationszentrierten Netzwerken.
Es handelte sich meist um Werkstättenberichte von Forschungen, die versuchen, etwas mit dem Netzwerkbegriff anzufangen. Das gibt der Konferenz einen experimentellen Charakter. Gerade dieses Gefühl aber, dass nichts fix ist, dass die Dinge um den Forschungsbegriff “Netzwerk” herum im Fluss sind, regte die Diskussion an. Auf der Wiener Konferenz wurde die Diskussion zusätzlich durch Kommentare zu einzelnen Referaten stimuliert.
Transnationale Netzwerke der ArbeiterInnen (bewegung)/Transnational Networks of Labour/Réseaux transnationaux du mouvement ouvrier
Linzer Konferenz, 13.-16. September 2007
Die Tagung sollte in Erinnerung rufen, dass die Arbeiterbewegung mit ihrem weltumspannenden (“globalen”) Anspruch auch transnational angelegte Vernetzungsversuche ausgebildet hat. Dieser Beitrag der Arbeiterbewegung wird in den heutigen Globalisierungsdebatten meist vergessen. “Transnational”, “Netzwerk” und “Arbeit”, “Arbeiterbewegung” werden nicht zusammen gedacht, weil die Welt der Arbeit und die “Arbeiterbewegung” vorwiegend mit dem Nationalstaat in Zusammenhang gebracht werden, im Rahmen dessen in Europa ihre Organisationen zu Einfluss gelangt sind. Der Nationalstaat als Wohlfahrtsstaat limitiert Arbeit wie Kapital, indem er ihnen nationale Grenzen setzt. “Transnational” angelegte Netzwerke entziehen sich dem Griff des Wohlfahrtsstaats. Aber das ist nur eine Seite der Geschichte der Arbeiterbewegung. Auf der anderen stehen ihre den Nationalstaat übersteigenden Kooperationsformen.
Eine erste Sitzung erläuterte Begriffe und Konzepte: Die Sozialhistoriker Wolfgang Neurath (Wien) und (Köln) stellten die Methode der Sozialen Netzwerkanalyse und konkrete Anwendungsformen in der historischen Forschung vor. Die Soziale Netzwerkanalyse ist ein methodisch präzise definiertes sozialwissenschaftliches Konzept der Erforschung und Darstellung von “Netzwerk” auf Basis quantitativer Daten. Es hat jedoch wegen seiner Aufwändigkeit – es setzt umfangreiche Datenerfassung und ein spezialisiertes elektronisches Programmwissen voraus – noch wenig Verwendung durch Historiker/innen gefunden. Susan Zimmermann (Budapest) gab eine Übersicht zu Forschungsstand und Forschungsperspektive zu “Internationalismus” – ein Begriff, dem sie dem heute gängigeren Begriff “Transnationalismus” gegenüber weiterhin den Vorzug gibt. Sie gab einen Überblick über Perspektiven und Themen in der historischen Internationalismusforschung und über den Einfluss der Globalisierungsdebatte darauf. Internationalismus- wie Transnationalismusforschung zeichne weiterhin eine Konzentration auf die globalen Zentren und eine Vernachlässigung des Blickwinkels auf globale Ungleichheit aus. Der darauf folgende Vortrag von Dirk Hoerder (Arizona) führte die Versuche zur Begriffsbildung auf dem Gebiet der Migration von Menschen fort, indem er die Pertinenz der Begriffe “transnational”, “transregional und “transkulturell” für die Analyse von Netzwerken von Arbeitsmigranten im 19. und 20. Jahrhundert diskutierte. Der transnationale Zugang in den Migrationsstudien, der sich in diesen Begrifflichkeiten ausdrückt, hat die einseitig gerichtete Begrifflichkeit von Immigration/Emigration ersetzt.
Die erste Sitzung zum Themenbereich der Migration von Ideen und Praktiken beschäftigte sich mit Stiftungen und internationalen Organisationen als Knotenpunkten von Netzwerken sowie mit den Netzwerken, die diese Organisationen unterhalten. Patrik von zur Mühlen (Bonn) untersuchte die Geschichte der Friedrich-Ebert-Stiftung als Initiatorin internationaler Vernetzungsinitiativen. Clemens Rode (Warschau) berichtete aus der Praxis der internationalen Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung, die seit dem Systemwechsel ArbeiterInnennetzwerke in Mittel- und Osteuropa unterstützt und unterhält, um der Transnationalisierung von Konzernen Strukturen auf Arbeitnehmerebene entgegenzusetzen. Dabei handelt es sich um eine halbformelle Organisationsform der Koordination von Interessen der Arbeitnehmer transnationaler Konzerne mit Standorten jenseits der Europäischen Union. Eine internationale Organisation als Knotenpunkt eines Netzwerks behandelte auch Daniel Maul (Berlin): Die International Labour Organization als Teil des transnationalen Netzwerkes zur Reform kolonialer Sozialpolitik 1940-1944. Maul untersuchte die Entwicklung und die Funktionsweise eines informellen kolonialreformerischen Netzwerkes aus Arbeitsrechtlern, Sozialpolitikern und (keynesianischen) Ökonomen, das ein Reformprogramm zu aktiver wirtschaftlicher und sozialer Entwicklungspolitik für die kolonialen Bevölkerungen entwickelte, sowie seine Anbindung an die ILO.
Die zweite Sitzung zum Themenbereich der Migration von Ideen und Praktiken hatte Politische Netzwerke und Ideologietransfer zum Gegenstand. Der Transfer sozialistischer Theorieelemente war das Thema des Beitrags: Possibilities and Limitations in the Transfer of International Paradigms von Augusta Dimou (Leipzig). Wie wurde sozialistische politische Theorie in der Zeit der Zweiten Internationale in diese periphere europäische Region übertragen im doppelten Sinn: verbreitet und übersetzt? Dimou verfolgte Netzwerke der Verbreitung von sozialistischer politischer Theorie nach Südosteuropa anhand der Lebensläufe von Trägern dieser Theorien (oft Studenten und politische Migranten), von persönlichen, beruflichen (wer übersetzt wessen Werke) und brieflichen Kontakten und anhand der Zeugnisse des Auftauchens von Sprachelementen dieser Theorien. Ottokar Luban (Berlin) versuchte, am Beispiel der deutschen “Spartakusgruppe” die Funktionsweise netzwerkartiger Verbindungen der “Zimmerwalder Bewegung”, einer informellen Assoziation kriegsoppositioneller Sozialisten während des Ersten Weltkriegs, zu erläutern. Bernhard Bayerlein (Mannheim) formulierte in seinem Beitrag: Transnationale Strukturen und Netzwerke der Komintern. Wege zur Erkundung eines politischen und kulturellen Universums, das Programm einer gleichermaßen reizvollen wie die Möglichkeiten eines einzelnen Forschers wahrscheinlich übersteigenden Analyse der Vernetzungsstrukturen der formalen Organisation der Kommunistischen Internationale wie der informellen personellen Netzwerke, welche die formale Organisation unterliegend durchziehen. Bayerlein unterschied 3 Ebenen von Netzwerken innerhalb der Komintern: die formale Organisation der Komintern selbst könnte als Netzwerk analysiert werden. Weiters könnten Vernetzungen über personelle und materielle Flüsse zwischen den Teilorganisationen dargestellt werden. Als entscheidend mögen sich letztlich aber personale Netzwerke unterhalb der Organisationsstruktur erweisen. Die Komintern ist ja ein Paradebeispiel für ein Problem bei der Untersuchung von Organisationen, das in unterschiedlichem Ausmaß für alle Organisationen gelten mag: dass verborgene Strukturen, nach außen hin nicht sichtbare Organisationsloyalitäten und informelle persönliche Netzwerke für die Praxis der Machtausübung wesentlich relevanter waren als die offiziellen, sichtbaren hierarchischen Organisationsstrukturen. Bruno Groppo & Catherine Collomp (Paris) präsentierten transatlantische Netzwerke des Jewish Labour Committee, mittels derer diese US-amerikanische Organisation in den 1930er und 1940er Jahren die Emigration europäischer Sozialdemokraten bewerkstelligte und die Emigranten unterstützte. Peter Waterman (Den Haag) richtete seinen Blick auf internationale Vernetzungsformen marginalisierter Schichten und Milieus arbeitender Menschen wie Landarme, in prekären Verhältnissen Arbeitende, Slumbewohner, Migranten, mittellose Frauen und indigene Bevölkerungen (Shall the Last Be the First? The Networked Internationalism of Labour’s Others). Ravi Ahuja (Heidelberg/London) leitete mit seinem im ersten Teil, in dem er die Gegenüberstellung von hierarchischen Institutionen und zentrumslosen Netzwerken kritisierte (was er anhand der Ergebnisse einer Fallstudie zu den Netzwerken indischer Seeleute zu verdeutlichen versuchte), konzeptuell angelegten Vortrag: Netzwerke und Arbeitsmärkte: Eine Annäherung an ein Problem transterritorialer Arbeitsgeschichte über zu der lebhaften Schlussdiskussion, in der noch einmal versucht wurde, Stränge der Diskussion der Einzelreferate zusammenzuführen.
Transnationale Netzwerke. Beiträge zur Geschichte der ‘Globalisierung’/Transnational networks. Contributions to the History of ‘Globalisation’
Internationale Tagung in Wien, 15.-18. November 2007
Die zweite Konferenz zu dem ergiebigen Thema der Netzwerke wurde von der ITH in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien und dem Karl Renner-Institut, Wien, als Sonderkonferenz organisiert. Ein Hauptthema war der Wissenstransfer über Netzwerke. Die Diskussion wurde durch Kommentare stimuliert, die zu Referaten eingesetzt wurden, zu denen sich leicht Wissenschaftler/inn/en aus Wien oder aus dem Umfeld der ITH anboten.
Die Einführung in die Begriffswelt von: national, international und transnational übernahm diesmal Johannes Paulmann (Mannheim). In seinem Referat ging er insbesondere auf die Entstehungsbedingungen und die Geschichte transnationaler Geschichtsschreibung im englischsprachigen Raum und in Deutschland ein. Christoph Boyer (Salzburg) hielt ein Einleitungsreferat zum “Nutzen und Nachteil von Netzwerktheorien für die Geschichtswissenschaft”, in dem er Netzwerke als Organisationsform vorstellte, die sich insbesondere durch den Transaktionskostenvorteil Vertrauen, verstanden als vorhersehbares Verhalten der Netzwerkbeteiligten, auszeichneten. Boyer kennzeichnete Netzwerke als Organisationsformen, die den Individuen eine Teilnahme durch bewusste Wahl erlaubten: Selbstorganisation, Wahlfreiheit statt hierarchielegitimiertes Octroi. Netzwerke seien keine Assoziationen von Gleichen, sie reproduzierten vielmehr Ungleichheit, allerdings nicht in hierarchisch geordneter Form.
Eine zweite Sitzung war der Migration von Ideen, Normen und Praktiken gewidmet: Kees van der Pijl (Sussex) versuchte, den Netzwerkbegriff für seine Analyse hegemonialer Strukturen im System der globalen politischen Ökonomie fruchtbar zu machen (Transnational Classes and the Structure of the Global Political Economy). Van der Pijl versuchte, Typen von Netzwerken, die Vertreter von Wirtschaft, Politik und Medien in einem strategischen Herrschaftsprojekt zusammenbringen, in ihrer historischen Abfolge in einem großen Bogen von der industriellen Revolution bis in unsere Zeit auszumachen.
Mit einer Gruppe von Experten in rechtlicher Normensetzung beschäftigte sich Ariel Colonomos (Paris): Experten in humanitärem Völkerrecht in Kriegseinsätzen, die aus ihrer Praxis diese Rechtsnormen konkretisieren. Die Experten der US-Armee arbeiten manchmal buchstäblich in Militärstiefeln, wenn sie als Rechtsberater in Fragen der Auswahl zulässiger Angriffsziele und Kampfmethoden bei Kampfeinsätzen fungieren. Ihnen stehen Experten auf Seiten von NGOs gegenüber, die sich aber hauptsächlich auf Menschenrechtsthemen spezialisiert haben. Zwischen den beiden Bereichen gibt es zwar eine gewisse Fluktuation – Experten in humanitärem Völkerrecht bilden zweifellos eine teilweise vernetzte Wissensgemeinschaft. Sie sind jedoch in unterschiedliche politische Projekte eingebettet (Normativists in Boots: Lawyers and Ethicists in the Military). Ein weiteres Referat zu Normenproduzenten hielt Sebastian Schüler (Münster). Er untersuchte an Fallbeispielen transnationale Netzwerke evangelikaler Sekten: Die Transnationalisierung globaler Heilsgüter am Beispiel der Pfingstbewegung. Als globale Heilsgüter untersuchte Schüler handlungsorientierende Normen, Werte, Ideologien und Weltanschauungen, die in Form von materiellen und immateriellen Produkten, Medien und Gütern gehandelt werden und die durch diesen Transfer religiöse Netzwerke generieren.
Kernfunktion politischer Stiftungen ist es, anwendungsorientierte Forschung und Politik zusammen zu bringen. Sie sind im breitesten Sinn “organisations between thought and action” (Gemelli). Als Vermittler zwischen wissenschaftlicher Wissensproduktion und Politik sind sie Knotenpunkte von Wissensnetzwerken und von politischen Netzwerken.
Giuliana Gemelli (Bologna): Academic networks as drivers of European scientific integration: the role of the Ford Foundation in shaping the agenda of political sciences, beschäftigte sich mit jener für die USA so typische Organisationsform der Stiftung, die anwendungsorientierte Forschung mit dem Zweck fördert, sie für ein breit definiertes gesellschaftliches Projekt in die Politik einzuspeisen. Die politisch interessierte Förderung US-amerikanischer Stiftungen für europäische Universitäten, Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen nach dem zweiten Weltkrieg modernisierte einerseits ausgetrocknete akademische Strukturen und Ausbildungsformen und brachte frischen Wind in die Wissenschaft, die stärker mit der Politik und der Verwaltung kommunizieren sollte. Gleichzeitig förderte sie das breite Projekt des Aufbaus einer breiten Koalition für einen “westlichen” Weg der Modernisierung der europäischen Gesellschaften. Maria Mesner (Wien): Global Population Policy: Emergence, Function and Development of a Network beschrieb die Entwicklung eines US-amerikanischen Netzwerks mit den Knoten Eugenik, Geburtenkontrolle und Bevölkerungswissenschaft. Kommunikation innerhalb dieses Netzwerks fand statt auf Treffen auf Fundraising-Veranstaltungen und Tagungen, durch Transfers über Beraterteams in Zielländer, durch Schulung von dortigem Personal, Einladungen von Studierenden aus Zielländern, welche die vermittelten Programme dann in ihren Ländern unterstützen.
Sitzung IV beschäftigte sich im Unterschied zu der vorangegangenen Sitzung mit personenzentrierten Netzwerken. Thema war der Wissenstransfer durch Netzwerke von Experten, die Organisationen zuarbeiten und untereinander in Wissensgemeinschaften (epistemic communities) vernetzt sind. Markus Kaiser (St. Peterburg) analysierte Entwicklungsexperten, verstanden als Experten in Bereich der internationalen “Entwicklungshilfe” bzw. “Entwicklungszusammenarbeit”, als Verbreiter eines Konzepts von Entwicklung, das universelle Gültigkeit beansprucht. Kaiser versuchte, diese große Gruppe von Wissensarbeitern, die anwendungsorientiertes Wissen berufsmäßig verkaufen, als “globale Wissensgemeinschaft” (epistemic community) zu erfassen. Über ihre Netzwerke verbreiteten sich Vorstellungen und Praktiken von Entwicklung weltweit. Dieter Plehwe (Berlin) untersuchte anschließend die Erzeugung und Verbreitung eines “neo-liberalen” policy-orientierten Wissens über Entwicklung. Dieser Beitrag knüpft an die Beiträge über die Netzwerke von think tanks an, kann doch die Mont Pèlerin Society, ein Zusammenschluss “neo-liberaler” Intellektueller, Wirtschaftsmanager, Journalisten und Politiker als ein solcher netzwerkförmig strukturierter und politikorientierter think tank gesehen werden. Die Sitzung wurde abgeschlossen mit einem Beitrag von Therese Garstenauer (Wien) über Versuche des Wissenstransfers über Netzwerke von sowjetischen und “westlichen” Wissenschaftler/inne/n.
Sitzung V war der Migration von Menschen gewidmet: Josef Ehmer & Annemarie Steidl (Wien) beschäftigten sich mit Netzwerken, in die Migranten am Ursprungsort und am Zielort eingebunden waren (Networks in the history of migrations). Sie untersuchten Arten, wie diese Netzwerke geknüpft waren: waren relatives, friends, oder friends of friends dominierend? Waren Migranten sesshafte Menschen, die ortsgebunden lebten und dann einen einmaligen radikalen Ortswechsel durchführten; oder Personengruppen, die dauerhaft mobil lebten? Michael Twaddle (London) beschäftigte sich mit indischen Migrationsströmen nach und von Ostafrika (Indian migration networks in East Africa). Inder kamen innerhalb des British Empire v.a. als Zwischenhändler in die britischen Kolonien Ostafrikas, wo sie eine Schicht zwischen den Kolonialherren und Siedlern und den Afrikanern bildeten. Die neuen Staaten Uganda, Kenia und Tansania führten Politiken der “Afrikanisierung” durch, welche Inder als Relikt des Empire in Wirtschaft und Verwaltung durch Afrikaner ersetzen sollten, die bis zur temporären Vertreibung (Uganda) gehen konnten, ohne dass die dominierende Stellung von Indern in der Wirtschaft dauerhaft erschüttert werden konnte. Jean-Baptiste Meyer (Montpellier): Diaspora Knowledge Networks: New Social Entities, New Policies, vertrat die Ansicht, dass die intellektuelle Migration in die Zentren für “Entwicklungsländer” nicht nur einen brain drain-Effekt, sondern auch einen brain gain-Effekt haben könne. Seit den 1990er Jahren sei zu beobachten, dass Wissen über Netzwerke von expatriates in deren Herkunftsländer zurückfließe und für deren Entwicklung interessant werde.
In der Schlussdiskussion: Nutzen und Nachteile eines Zugangs zur Geschichte der Globalisierung über Netzwerke wurden einige grundlegende Fragen, die während der Konferenz angesprochen worden waren, nochmals aufgeworfen. Sinnvoll wäre es, den Begriff “transnational” nicht einfach synonym mit “international” zu verwenden, sondern ihn für Menschen zu reservieren, die sich durch eine permanent mobile Lebensform auszeichnen, und für Organisationsformen, die systematisch jenseits nationaler Grenzen angesiedelt sind. Kann man Netzwerke als Vergemeinschaftungsform des modernen Individuums ansehen? Das wären Formen von Kommunikation und Bindung, in die sich das Individuum selbstbestimmt und leicht ein- und wieder ausschalten kann. Damit wäre auch ein wesentlicher Unterschied zu traditionalen Netzwerken, solchen der Verwandtschaft, der Angehörigkeit zu Clans oder zu mafiosen und Geheimgesellschaften benannt, denen dieses Element des selbstbestimmten Ein- und Austritts abgeht. Ist ein Grund für die Beschäftigung mit Wissensnetzwerken darin zu suchen, dass solche Netzwerke zunehmend anwendungsorientierte Forschung über Expertise mit Politik, Wirtschaft, die “Zivilgesellschaft” verbinden? Das Interesse dafür, wie Konzepte und Erklärungen erzeugt und weltweit verbreitet werden, hat auch mit einer realen Erfahrung zu tun. In der Tagung versuchten wir, diese Erfahrung zu systematisieren, kohärente Modelle für ihre Erklärung zu finden und diese anhand von Fallstudien zu testen. Einheitliche Schlüsse ließen sich daraus nicht ziehen. Aus den Beiträgen zu der Tagung lässt sich kein einheitlicher Netzwerkebegriff destillieren. Das heuristische Konzept “Netzwerk” diente, wie sich an der enorm fruchtbaren Konferenz zeigte, erfolgreich als stimulans. Es kann aber nicht als einheitliches Strukturierungselement für einen Sektor der Forschung dienen. Der Netzwerkebegriff führte uns in einer tour de force durch die Disziplinen und vereinte die Teilnehmer der Konferenz in einer kurzfristigen, aber dichten Diskursgemeinschaft. Die Intensität der Diskussion war ein Indikator für diese transdisziplinäre Vergemeinschaftung, die in dieser Konferenz gelang.
Ein ausführlicher Bericht über die Konferenz erschien am 26.11.2007 in der Wissenschaftssendung des österreichischen Radiosenders Ö1.
Eine Auswahl der Beiträge aus beiden Konferenzen wird in einem Sammelband publiziert.
Berthold Unfried, Dezember 2007
Überblick
Veranstaltet von:
International Conference of Labour and Social History (ITH) und Kammer für Arbeiter und Angestellte Oberösterreichs. Mit freundlicher Unterstützung von Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Land Oberösterreich, Stadt Linz und Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn.
Koordination:
Univ.-Doz. Dr. Berthold UNFRIED (ITH; Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Univ. Wien)
gemeinsam mit: Dr. Bruno GROPPO (CHS, Université de Paris I), Dr. Jürgen MITTAG (Institut für Soziale Bewegungen, Ruhr-Univ. Bochum), Prof. Dr. Michael SCHNEIDER (Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn), Prof. Dr. Marcel VAN DER LINDEN (IISG Amsterdam)
Veranstaltungsort:
Bildungshaus Jägermayrhof der Arbeiterkammer Oberösterreich
Römerstraße 98, 4020 Linz, Österreich
Kontakt:
Mag. Eva HIMMELSTOSS, ITH, Wipplinger Str. 8, A-1010 Wien, e-mail: ith[a]doew.at
Tel. +43 (0)1 2289469-316, Fax +43 (0)1 2289469-391
Inhaltliche Konzeption
Transnationale Netzwerke und transnationale Kooperationsformen sind gegenwärtig eines der Hauptgebiete der Globalisierungsforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie werden als ein Hauptvektor der Globalisierung von Wissen, Normen, Einstellungen, kulturellen Praktiken und Lebensstilen analysiert. Das Thema wird von gegenwärtigen weltweiten (“globalen”) Entwicklungen der Weltwirtschaft, von Gesellschaft und Politik vorgegeben. Es sind Theoretiker dieser unter dem Schlagwort “Globalisierung” zusammengefassten Entwicklungen, die fluktuierende Netzwerke als die Organisationsform eines dynamischen “space of flows” (Manuel Castells) in die Diskussion gebracht haben. Die Untersuchung transnationaler Netzwerke und Kooperationsformen in historischer Perspektive ist notwendigerweise transdisziplinär. Dazu ist von einer soziologischen, politikwissenschaftlichen, historischen, politökonomischen und globalisierungsforscherischen Perspektive etwas zu sagen.
Netzwerke sind informeller, fluider, weniger verfestigt als Organisationen. Netzwerke stehen mit der Welt nichtstaatlicher Organisationen, die in Zeiten der Expansion einer deregulierten Weltwirtschaft (“Globalisierung”) prosperieren, in engem Zusammenhang, doch sind sie nicht ident mit ihnen. Formell strukturierte Organisationen können als sichtbare, verfestigte Knotenpunkte von Netzwerken gesehen werden. Netzwerke richten den Blick auf Interaktionen zwischen Strukturen (Organisationen) und Individuen unter Bedingungen grundsätzlicher räumlicher Distanz. Der Begriff hat daher in der Globalisierungsdebatte, in der es um Phänomene von Enträumlichung, Entgrenzung und weltweiter Vernetzung geht, Konjunktur gewonnen.
Auch der Begriff “transnational” soll gegenüber den Begriffen: “international”, “multinational” oder “kosmopolitisch” eine neue Qualität der Verflechtung ausdrücken, die aus dem Raum des Nationalstaats herausgehobene, globale Organisationen und Netzwerke schafft, die eigene “transnationale Räume” ausbilden. Solche Organisationen, Personen und die Netzwerke, die sie verbinden, wären nicht sinnvoll einem oder mehreren Nationalstaaten zuzuordnen, sondern entzögen sich einer solchen Verortung.
Das ist die Gelegenheit, daran zu erinnern, dass die Arbeiterbewegung mit ihrem internationalen weltumspannenden (“globalen”) Anspruch auch transnational angelegte Vernetzungsversuche und Kooperationsformen ausgebildet hat. Dieser Beitrag der Arbeiterbewegung wird in den heutigen Globalisierungsdebatten meist vergessen. “Transnational”, “Netzwerk” und “Arbeiterbewegung” werden nicht zusammen gedacht, weil “Arbeiterbewegung” vorwiegend mit dem Nationalstaat in Zusammenhang gebracht wird, im Rahmen dessen in Europa ihre Organisationen zu Einfluss gelangt sind. Der Nationalstaat als Wohlfahrtsstaat limitiert Arbeit wie Kapital, indem er ihnen nationale Grenzen setzt. “Netzwerke” florieren in der “Zivilgesellschaft”, von welcher der Staat ferngehalten und in der die Rolle der Welt der Arbeit gering ist. “Transnational” angelegte Netzwerke entziehen sich dem Griff des Wohlfahrtsstaats umso mehr. Aber das ist nur eine Seite der Geschichte der Arbeiterbewegung. Auf der anderen stehen ihre den Nationalstaat übersteigenden Kooperationsformen.
Es ist ein Ziel der geplanten Konferenz, Formen transnationaler Vernetzung und Kooperation innerhalb der Arbeiterbewegung als Akteure der “Globalisierung” zu thematisieren.
Welche Formen transnationaler Netzwerke gab es in der Arbeiterbewegung und wie ist ihr Beitrag zu der weltweiten Verbreitung von politischen Vorstellungen, von Lebensformen, von kulturellen Praktiken und von Aktionsformen einzuschätzen? Welche epistemischen Netzwerke hat die Arbeiterbewegung ausgebildet? Auf Mikroebene ist auch die ITH selbst ein solches Wissensnetzwerk von Personen und Instituten ähnlicher thematischer Ausrichtung. Wie funktionierte transnationale Kommunikation in diesen Netzwerken? Welche Verknüpfungsformen von Organisationen und Individuen? Welche Spezifika der Netzwerke der Arbeiterbewegung?
In Netzwerken zirkulieren Menschen und in Netzwerken zirkulieren Ideen, Einstellungen, Vorstellungen, ohne dass sich die Menschen, die sie verbreiten, selbst räumlich bewegen müssen. Diese einfache Unterscheidung soll als Grundstrukturierung der Tagung dienen. Netzwerke, die in erster Linie Menschen bewegen bzw. andersherum definiert, die in erster Linie durch die Zirkulation von Menschen entstehen, sollen von solchen Netzwerken abgesetzt werden, die in erster Linie Werthaltungen, Konzepte, Vorstellungen über diverse Medien zirkulieren lassen, bzw. die durch die mediale Zirkulation solcher Vorstellungen und Werthaltungen entstehen.
Eine zweite Strukturierung sollte einer Zuordnung zu kulturellen Sphären und zu machtpolitischen Logiken folgen.
Der Begriff “transnational” soll nicht verhüllen, dass Netzwerke mit einem solchen Anspruch meist doch gut verortbar sind. Auch transnationale Netzwerke haben ein Zentrum und eine Peripherie. Die rapide Zunahme transnational operierender nichtstaatlicher Organisationen und Netzwerke korrespondiert mit der “Globalisierung” einer Wirtschaft, die sich der Regulierung der Staaten entzieht. Die Zentralen der “Nichtregierungsorganisationen”, die heute mit transnationalem Anspruch und transnationaler Identität operieren, sind in den globalen Machtzentren, in Zentren der Weltwirtschaft. Die Werte und Praktiken, die sie verbreiten, sind mit den Werten und Praktiken dieser Machtsphären grundsätzlich kompatibel, wenn diese dort auch zum Zeitpunkt ihrer Verbreitung nicht mehrheitsfähig sind. Die Historiker und sonstigen Wissenschaftler, die “transnational” forschen, ihre Institute und Financiers sitzen ebendort. Die Geschichte radikal alternativer, weil kulturell substanziell differenter Netzwerke, wird daher in aller Regel eine Verarbeitung aus dem Blickpunkt dieser “Zentren” sein. Die Tagung will nichtsdestotrotz versuchen, auch solche Netzwerke “radikal alternativer Herausforderung” zu untersuchen, deren Zentren nicht identisch mit den Zentren globaler Machtausübung waren und sind. Als Beispiel könnte die Kommunistische Internationale und ihre Nachfolgeorganisationen dienen.
Einer dritten Einteilung nach Organisationsformen und nach Tätigkeitsfeldern folgend könnten als Netzwerke der Arbeiterbewegung untersucht werden:
• Netzwerke im Zusammenhang mit internationalen Organisationsformen der Arbeiterbewegung von lockeren Zusammenschlüssen wie der 2. Internationale bis zu Versuchen weitgehender Steuerung einer “Weltpartei” in der Komintern
• Migrationsnetzwerke aller Sorten von temporären und dauerhaften Expatriates: von Mobilitätsnetzwerken von Arbeitern bis zu transnational zirkulierenden Eliten der Arbeiterbewegung. Das ist auch die Gelegenheit, die politische Emigration unter dem Gesichtspunkt eines Netzwerks zu betrachten, in dem politische Vorstellungen und Lebensformen kommuniziert werden.
• von transnationalen Lobbygruppen ausgehende Netzwerke: so genannte advocacy networks, die sich zum Advokaten eines bestimmten Anliegens machen
• transnationale intellektuelle Netzwerke als Organisatoren von Wissenstransfer (epistemische Gemeinschaften/Wissensgemeinschaften, Stiftungen, think tanks)
• Konsulentennetzwerke (Politikberater, Wahlkampfberater, Entwicklungsexperten, Experten in globaler Moral, die korrektes Verhalten definieren und zertifizieren)
• Netzwerke verwandter transnationaler sozialer Bewegungen: “Anti”- oder “Alter-Globalisierungsbewegung”
Das Konferenzprogramm wird zur Zeit von einem Vorbereitungskomitee ausgearbeitet und im Mai 2007 an dieser Stelle veröffentlicht.
Komiteekoordinator: Berthold Unfried (Wien)
Mitglieder: Marcel van der Linden (Amsterdam), Jürgen Mittag (Bochum), Michael Schneider (Bonn)
Konferenzprogramm
Veranstaltungsort: Bildungshaus Jägermayrhof der AK Oberösterreich
Römerstraße 98, 4020 Linz, Österreich
Veranstaltet von der International Conference of Labour and Social History (ITH) und der Kammer für Arbeiter und Angestellte Oberösterreich, mit freundlicher Unterstützung von Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Oberösterreichischer Landesregierung, Stadt Linz und Friedrich Ebert-Stiftung Bonn.
Vorbereitungskomitee
Berthold Unfried (Koordinator; ITH & Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Univ. Wien), Bruno Groppo (CHS, Université de Paris I), Jürgen Mittag (Institut für Soziale Bewegungen, Ruhr-Univ. Bochum), Michael Schneider (Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn), Marcel van der Linden (IISG Amsterdam)
PROGRAMM
Simultanübersetzung: Deutsch – Englisch – Französisch
Donnerstag, 13. September 2007
9.00 bis 22.00 Uhr:
Anmeldung der TeilnehmerInnen im Bildungshaus Jägermayrhof
12.00 bis 13.30 Uhr:
Sitzung des Vorstandes und des Internationalen Beirats der ITH
13.30 bis 14.00 Uhr: Pause
14.00 bis 16.30 Uhr:
Generalversammlung der Mitgliedsinstitute der ITH
16.30 bis 18.00 Uhr: Pause
18.00 Uhr:
Eröffnung der Konferenz durch den Präsidenten der ITH, Berthold Unfried, Vertreter des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (Gerhard Pfeisinger), der Stadt Linz (Franz Leidenmühler), der oberösterreichischen Landesregierung (Hermann Kepplinger) und der AK-Oberösterreich (Manfred Polzer) sowie unseren Gastgeber, Erwin Kaiser vom Bildungshaus Jägermayrhof
18.30 Uhr:
Verleihung des René-Kuczynski-Preises für herausragende Publikationen auf dem Gebiet der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an Jaap Sleifer für sein Buch: Planning Ahead and Falling Behind. The East German Economy in Comparison with West Germany 1936-2002, Berlin 2006
anschließend:
Empfang des Bürgermeisters der Stadt Linz, Franz Dobusch, im Jägermayrhof
Freitag, 14. September 2007
9.00 Uhr:
SITZUNG I (Begriffe und Konzepte)
Vorsitz: Berthold Unfried
Wolfgang Neurath (Wien) & Lothar Krempel (Köln): Geschichtswissenschaft und Netzwerkanalyse
Susan Zimmermann (Budapest): Internationalismus – Forschungsstand und Forschungsperspektiven
11:00 Uhr: Kaffeepause
11:15 Uhr:
SITZUNG II (Migration von Menschen)
Vorsitz: Berthold Unfried
Dirk Hoerder (Arizona): Transnational, -regional, -cultural: Social History and Labour Migrants’ Networks in the 19th and 20th Centuries
12.30 Uhr:
Empfang des Landeshauptmannes von Oberösterreich, Dr. Josef Pühringer, im Jugendgästehaus Linz, Stanglhofweg 3, 4020 Linz
14.00 Uhr:
SITZUNG III (Migration von Ideen und Praktiken: Stiftungen, “think tanks”)
Vorsitz: Jürgen Mittag
Patrik von zur Mühlen (Bonn): Die Friedrich-Ebert-Stiftung als internationales Netzwerk
Clemens Rode (Warschau): Transnationale ArbeiterInnennetzwerke in der internationalen Arbeit der FES nach 1989
Daniel Maul (Berlin): “A people’s peace in the colonies” – Die International Labour Organization als Teil des transnationalen Netzwerkes zur Reform kolonialer Sozialpolitik 1940-1944
18.30 Uhr:
Abendessen im Jägermayrhof
Samstag, 15. September 2007
9.00 Uhr:
SITZUNG IV (Politische Netzwerke und Ideologietransfer)
Vorsitz: Bruno Groppo
Augusta Dimou (Ioannina): Conceptualizing the Social Subject in Early Socialist Discourses in Southeastern Europe. Possibilities and Limitations in the Transfer of International Paradigms
Ottokar Luban (Berlin): Die Zimmerwalder Bewegung als Netzwerk am Beispiel der Mitwirkung der Spartakusgruppe
Bernhard Bayerlein (Mannheim): Transnationale Strukturen und Netzwerke der Komintern: Wege zur Erkundung eines politischen und kulturellen Universums
12.30 Uhr:
Mittagessen im Jägermayrhof
14.00 Uhr:
SITZUNG V (Politische Netzwerke und Ideologietransfer)
Vorsitz: Marcel van der Linden
Bruno Groppo & Catherine Collomp (Paris): The Jewish Labor Committee: An American Network of Transatlantic Solidarity during the Nazi Years
Peter Waterman (Den Haag): Shall the Last Be the First? The Networked Internationalism of Labour’s Others
Ravi Ahuja (Heidelberg/London): Netzwerke und Arbeitsmärkte: Eine Annäherung an ein Problem transterritorialer Arbeitsgeschichte
anschließend:
SCHLUSSDISKUSSION
19.00 Uhr:
Abendessen im Jägermayrhof
Sonntag, 16. September 2007
Abreise der TeilnehmerInnen nach dem Frühstück
BEGLEITAUSSTELLUNG im Rahmen der Konferenz:
1927 – Gewaltlösung in Österreich
Mord in Schattendorf, Massaker in Wien, Staat gegen Streikende.
Eine Ausstellung von Institut für Gewerkschafts- und AK-Geschichte, AK Wien und ÖGB
Idee & Dokumente: Ernst Jaritz, Gestaltung: Brigitte Pellar
Abstracts
Ravi Ahuja (School of Oriental and African Studies – SOAS, London)
Netzwerke und Arbeitsmärkte: Eine Annäherung an ein Problem transterritorialer Arbeitsgeschichte
Die Metapher des „Netzwerkes“ wird in der Geschichtswissenschaft unserer Tage sowohl in einem sehr allgemeinem Sinne (als Verflechtungszusammenhang) als auch mit der spezifischen Bedeutung verwendet, die ihr mit dem Postulat einer unvermittelten Binarität von hierarchischen Institutionen und azentrischen Netzwerken verliehen worden ist. Im ersten Teil des Vortrags wird die letztere, eng mit zeitgenössischen Globalisierungsdiskursen verbundene Netzwerkkonzeption daraufhin kritisch hinterfragt, ob sie für eine neue transterritoriale (und nicht bloß transnationale) Geschichte der Arbeit nutzbar gemacht werden kann. Im zweiten Teil des Vortrages werden anhand konkreter Ergebnisse einer Fallstudie zu den Netzwerken indischer Seeleute zwischen 1880 und 1960 die Vorteile einer dialektischeren und historischeren Konzeptualisierung von Netzwerken für die historische Erforschung transterritorialer Arbeitsmärkte ausgelotet. Hierbei wird besonders auf drei prägende Merkmale des untersuchten maritimen Arbeitsnetzwerkes hingewiesen: erstens auf die fließenden Übergänge zwischen Netzwerk und Institutionen, die eine Integration in hierarchische Machtstrukturen ermöglichten; zweitens auf die zwar gerichtete, aber durchaus widerspruchsvolle und keineswegs konsistent „programmierte“ Funktionsweise des Netzwerks und drittens auf die bemerkenswerte innere Transformationsfähigkeit des Netzwerkes.
Bernhard H. Bayerlein (Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung – MZES)
Transnationale Strukturen und Netzwerke der Komintern: Wege zur Erkundung eines politischen und kulturellen Universums
Auf die bis heute irritierende Mehrdimensionalität der Kommunistischen Internationale als Botschafterin von Weltrevolution, Barrikaden, internationaler Brüderlichkeit und Solidarität einerseits und einem engmaschigen Netz der ideologischen Kontrolle und ihrer bürokratisch-technischen Handhabung andererseits wiesen Walter Benjamin und Georges Orwell bereits in den 1930er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts hin. Doch obwohl Aufstieg, Wandlung und Zersetzung der Komintern als charismatischer Institution unter herrschaftsstrategischen Gesichtspunkten zu den bedeutsamsten Phänomenen einer radikalen, nichtstaatlichen alternativen Globalisierung im 20. Jahrhundert (und ihres Scheiterns) gehören: Das Verhältnis zwischen Netzwerken und Netzwerkern sowie das Institution-Building überhaupt sind noch nicht systematisch erforscht und zudem durch vielfältige Mythenbildung überlagert worden.
Die internationale kommunistische Bewegung umfasste eine Vielzahl von multifunktionalen, nationalen und transnationalen Netzwerken und Netzwerktypen unterschiedlicher Provenienzen – im Konnex mit der Strategie der Komintern, der sowjetischen Innen- und Außenpolitik und der nationalen kommunistischen Parteien. Das Spektrum reichte von politisch-propagandistischen über geheime und militärische zu kulturellen Netzwerken. Neben politisch-operativen Organisationen, Think-tanks und internationalen Hochschulen umfassten sie Zwischenreiche wie die Internationale Arbeiterhilfe, antifaschistische Fronten, Sozialverbände, Vereinigungen von Freidenkern, Feministinnen, Sportlern, Esperantisten, Sexualreformern, Mieter, Freundschaftsorganisationen, Verlagshäuser, Filmproduktionsfirmen, Schriftsteller- und antikoloniale Vereinigungen für nationale Selbstbestimmung.
Als Vertiefung und Ausweitung meiner Forschungen (siehe: Bernhard H. Bayerlein: “Das neue Babylon. Strukturen und Netzwerke der Kommunistischen Internationale und ihre Klassifizierung”. In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, 2004, S. 181-270) will der vorliegende Beitrag unter Einschluss neu zugänglichen Quellenmaterials aus den Archiven nicht nur einen Überblick über dieses einflussreiche Verbundnetzwerk geben. Vielmehr soll eine Typologisierung vorgenommen sowie ein Analyserahmen für diesen Netzwerkverbund entwickelt werden, der zugleich das Spannungsfeld zwischen politisch-kultureller Avantgarde des Internationalismus und sowjetischer Leitkultur im Stalinismus, zwischen international breitflächiger emanzipativer Arbeiterkulturbewegung und politischer Instrumentalisierung abdeckt.
Der Beitrag soll dabei neuere Analysekonzepte wie das der “transnational flows” (Abraham/ Van Schendel) bzw. des “space of flows” (anstelle des “space of places” bei Manuel Castells) aufnehmen. Das Netzwerkkonzept perspektiviert den Beitrag auf die Aufgabe der systematischen Erfassung der Struktureinheiten des Verbunds. Zum anderen geht es um die Rekonstruktion der Aktion und Interaktion, der Schaltstellen, Akteure, Denkmodelle sowie der transportierten Inhalte der Netzwerke. Herauszuarbeiten sind dabei (1) das Neben- und Gegeneinander von Internationalismus, Transnationalität, nationalstaatlichem Rahmen und sowjetischer Dominanz, (2) Typologie, Impetus und Inhalte des – zunächst wahrhaft europäischen – Gesamtnetzwerks wie der einzelnen Bestandteile anhand von Fallbeispielen, und (3) die Entwicklung in der Zeit von 1919 bis 1945.
Catherine Collomp (Institut d’Etudes anglophones, Université Paris VII-Denis Diderot) / Bruno Groppo (Centre d’Histoire Sociale du XXème Siècle, Paris)
Political refugees and transatlantic networks of solidarity during the Nazi years: The case of the Jewish Labour Committee
In the 1920’s and 1930’s the multiplication of totalitarian regimes in Europe forced hundreds of thousands of persons to seek refuge in other lands including across the Atlantic. Among the refugees were activists from the various sections of the labour movement: socialists, communists and trade union leaders. In order to fight against Nazism and fascism, most refugees settled in neighbouring countries from which they hoped to influence the struggle in their homelands. Others found refuge in the United States with the help of solidarity networks linked to the American labour movement. Among these, the Jewish Labour Committee (JLC) was the most significant. It was founded in 1934 from the ranks of the so-called “Jewish labour movement”. The JLC’s mission was to fight Nazism and fascism and give support to the labour victims of these regimes (Jewish or not). Most of its founders had been Bundist militants in the Russian Empire. By maintaining ties with socialist leaders in Europe, the JLC was able to create transnational networks of contacts which they mobilized to politically and financially support their political friends in exile. In 1940-41, the JLC was able to rescue hundreds of these refugees by offering them an American asylum. Since its foundation, the JLC operated as a kind of interface between the labour movements on both sides of the Atlantic. It mobilized the American Federation of Labour for the rescue of European labour leaders; conversely, the latter were thus n a situation to come to terms with American labour’s specificities. For the JLC, or the Emergency Rescue Committee to which it was linked, pre-existing networks of solidarity were of vital importance for the success of the rescue operations which they launched in the yet unoccupied zone of southern France.
This paper tries to establish how these networks were created through political but also personal contacts maintained within the world of European and American social-democratic movements since the early 1930’s.
One case in point examined in this context is that of Abraham Plotkin, an American labour activist who was in Berlin in 1932-1933 and whose testimony on German leaders in these years is particularly interesting. A direct witness to the Nazi destruction of the whole German labour movement, he became the first personal link through which information was known across the Atlantic, and for the founding of the transnational network of labour solidarity which the JLC developed.
Augusta Dimou (Institut für Slawistik, Universität Leipzig)
Conceptualizing the Social Subject in Early Socialist Discourses in Southeastern Europe. Possibilities and Limitations in the Transfer of International Paradigms.
Socialist theory was born in the western context both as a result of and a reaction to the exigencies of the Industrial Revolution and the maturation of capitalism. From its western matrix, socialist theory was transferred to the world peripheries, informing the political imaginary of societies that sought to “enter” the premises of modernity. How was the international socialist project “translated” (both literally, but also metaphorically) in the context of South Eastern Europe? And what could socialism, arising out of the realities and concerns of modern industrial, capitalist society, signify for the predominantly agrarian societies of the Balkans? It has been this apparently paradox starting point that has been the principal question underlying my research on the introduction of modern ideologies and the broader problematique of political modernity in the Balkans in the late nineteenth and early twentieth century. Socialism promised to liberate the offshoot of the industrialization process, the working class, from the shackles of capital and was instrumental in defining as much the concept of labor as its social subject, the worker. How did the Balkan socialists define the social subject for their predominantly agrarian societies?
One of the main strands informing my inquiry has been the issue of the transfer of ideas and models and the modalities by means of which paradigms are adapted in a local context. The history of transfer of socialist ideas in Southeastern Europe is a de facto transnational history, generated by a two-way stream. Through networks of revolutionaries, their geographic mobility and their importation of ideas in a local context, as through the broader circulation of ideas in a European scale and the transfer of ideas from the European centers to its peripheries. These early networks were associated with central loci of revolutionary activity like Russia and Switzerland. Theories represent, however, universalistic exegetical models of social development and conduct, which in the process of their novel contextualization in new environments, experience mutations. That is, transnational ideas have to be adapted. This second process is strongly dependent on three variables: time, timing and context. These three variables are themselves closely related to and interconnected with wider international and local developments. For the purpose of this paper I would like to discuss from a comparative standpoint the introduction of three socialist paradigms in the Balkans: Russian Populism in Serbia, Marxism in Bulgaria and Bolshevism in Greece as I try to elaborate on the channels and networks of ideological transfer, but also to explicate further the effects produced by their local adaptation.
Dirk Hoerder (Arizona State University, North American Center for Transborder Studies)
Transnational, -regional, -cultural: Social History and Labor Migrants’ Networks in the 19th and 20th Centuries
A brief juxtaposition of the concepts of international working class solidarity and transnational networks and spaces will be followed by a discussion of diasporic networks and concepts of transregional, translocal, and transcultural. Based on examples of Chinese and Italian migrants of the “proletarian mass migrations” of the late 19th and early 20th centuries the gendered connections between localities and regions will be explicated. Next, the 1990s concept of “transnationalism” will be historicized, critiqued, and evaluated. The term, introduced in the 1920s, underwent complex modifications and the presentist reinvention by anthropologist and sociologists in the 1990s provided a conceptual impetus. Historians’ empirical data demonstrate the emergence of transnational communities in the 19th century or earlier. To integrate translocal, -regional, and –national perspectives, I suggest a Transcultural Societal Studies-approach. The next section will return to case studies and expand the historical perspective to the present, using migrants from the Philippines and West Africa as examples. In conclusion, the issues for national and international labour movements and for states, which remain bound to territories though their inhabitants come from many other states and whose citizens move worldwide, will be briefly discussed.
Ottokar Luban (Berlin)
Die Zimmerwalder Bewegung als Netzwerk am Beispiel der Mitwirkung der Spartakusgruppe
Die 1915 entstandene Zimmerwalder Bewegung war eine informelle Vereinigung von europäischen Sozialisten verschiedenster Schattierungen mit dem gemeinsamen Ziel, entsprechend dem einstimmigen Beschluss der Sozialistischen Internationale von 1907 – bestätigt auf den Kongressen von 1910 und 1912 – sich für eine aktive Friedenspolitik mit Massenaktionen – ggf. bis zu einer revolutionären Erhebung – einzusetzen, während die meisten sozialistischen Gesamtparteien im Widerspruch zu den internationalen Beschlüssen ihre kriegsführenden Regierungen unterstützten.
Während die II. Internationale aus fest gefügten nationalen Organisationen in einem lockeren internationalen Verbund mit regelmäßigen Konferenzen zwecks Abstimmung der politischen Leitlinien sowie einem geschäftsführenden Internationalen Sozialistischen Büro (ISB) bestand, beruhte die Zimmerwalder Bewegung vornehmlich auf der Initiative von Oppositionsgruppen sowie Exilparteien, die ihre vielfältigen informellen Verbindungen aus der internationalen Arbeit der Vorkriegszeit zur Wiederherstellung und Pflege von Kontakten zu nutzten. Die Zimmerwalder Vereinigung versuchte, auf drei, unter großen Schwierigkeiten (Passfrage) zustande gekommenen, Konferenzen sowie auf vorbereitenden Sitzungen durch eine (kleine) Internationale Sozialistische Kommission (ISK), sich auf ein gemeinsames Aktionsprogramm zu einigen. Diese Arbeit gab den oppositionellen Kräften in der internationalen Sozialdemokratie einige wichtige Impulse, wie sich in den Massenstreiks im Januar 1918 in Österreich-Ungarn und Deutschland zeigte.
Im Referat soll anhand des Themas Mitwirkung der Spartakusgruppe (der linksradikalen Gruppierung aus Deutschland) an der Zimmerwalder Bewegung aufgezeigt werden, wie sich die Netzwerk artigen Verbindungen entwickelten, wie sie personell besetzt waren (Qualität der persönlichen Beziehungen), welche Verbindungszentren (Knoten) sichtbar werden, welche Unternetzwerke beteiligt waren, wie die Kommunikation im Netzwerk national und grenzüberschreitend durch objektive Bedingungen (Belagerungszustand) stark behindert wurde genauso wie die Informationsvermittlung in Form von der Agitation für die unmittelbaren Anhänger (Bulletin der ISK) und die breite Arbeiterschaft (Flugblätter), schließlich wie sich Netzwerk interne subjektive Kommunikationsprobleme (politische Meinungsverschiedenheiten) auswirkten.
Daniel Maul (Berlin)
Die International Labour Organization als Teil des transnationalen Netzwerkes zur Reform kolonialer Sozialpolitik 1940-1944
Im Zuge des Zweiten Weltkrieges vollzog die ILO in ihrer Behandlung der sozialen Probleme der Kolonialgebiete einen Paradigmenwechsel. Die Erklärung von Philadelphia von 1944, in der die IAO an der Seite der Alliierten die sozialen Eckpunkte einer künftigen Friedensordnung definierte, brach mit den partikularistischen Kolonialdoktrinen der Vergangenheit, die zu einem guten Teil auch das Programm der Organisation in der Zwischenkriegszeit bestimmt hatten. Auf der ideellen Basis der, in Philadelphia erstmalig in einem internationalen Dokument postulierten allgemeinen sozialen Rechte des Individuums, erging auch an die Kolonialmächte der Aufruf ihre Gebiete aktiv und unter einem allgemeinen Sozialziel zu entwickeln. Der anti-kolonialen Bewegung der Nachkriegszeit lieferte die Erklärung von Philadelphia in den folgenden Jahren eine wirkungsvolle Vorlage, mit der sich die Widersprüche im Herrschaftsanspruch der Kolonialmächte aufdecken und Ansprüche auf Partizipation und Emanzipation formulieren ließen.
Ein wesentlicher Antriebsfaktor für den nachhaltigen Umbruch im kolonialen Programm der ILO im Vorfeld von Philadelphia war dabei der intensive Dialog, den die Offiziellen des International Labour Office, des Sekretariats der Organisation, während der Kriegsjahre mit Kolonialreformern pflegten, deren Spektrum sich von Vertretern aus Politik und Wissenschaft in den kolonialen Metropolen (v.a. in Großbritannien) und den USA, über die internationale Gewerkschaftsbewegung bis hinein in die Kolonialbürokratie erstreckte. Dieses lose Netzwerk, dessen Vertreter sich aus unterschiedlichen Motiven für den Übergang vom sozio-ökonomischen Laisser-faire der Zwischenkriegszeit zu aktiver wirtschaftlicher und sozialer Entwicklungspolitik zum Wohle der kolonialen Bevölkerungen stark machte, lieferte dem kolonialen Reformprogramm der ILO einerseits entscheidende Impulse und diente andererseits dazu, die Unterstützung der Öffentlichkeit im Vorfeld von Philadelphia zu generieren. Charakter und Funktionsweise dieses informellen kolonialreformerischen Netzwerkes, als dessen zentraler Teil und Sprachrohr die ILO in der Kriegszeit im Sinne eines “people´s peace in the colonies” agierte, bilden den Hauptgegenstand des Beitrags. Ausgehend hiervon schließen sich allgemeine Überlegungen zum Wesen der ILO als Teil transnationaler Netzwerke bzw. als Transmitter und Resonanzboden für so genannte epistemic communities an.
Wolfgang Neurath (Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Angelegenheiten der Forschungs- und Technologieförderung, Wien)
Geschichtswissenschaft und Netzwerkanalyse
Epochenschwellen erkennt man an den veränderten Totaldiagnosen, die durch ein Wort auf den Punkt gebracht werden sollen. Unsere Zeit wird mit sehr unterschiedlichen Termen charakterisiert wie globale oder globalisierte Gesellschaft, Risikogesellschaft, postindustrielle Gesellschaft, postmoderne Gesellschaft, Wissenschaftsgesellschaft, Informationsgesellschaft und Netzwerkgesellschaft.
“Die Revolutionierung der Kommunikationsmittel hat eine neue soziale Morphologie mit neuen räumlichen Praktiken entstehen lassen. Sie lässt sich am besten beschreiben als Netzwerk-Gesellschaft, bestehend aus Knotenpunkten und Verbindungen – Computer, Fax-Maschinen, Satelliten, Internet -, durch welche die entscheidenden Informationsströme laufen und über die sich auch kontrolliert werden.” (Schlögel 2003, S. 74) Manuel Castells spricht in diesem Zusammenhang von einer neuen Infrastruktur der Macht, die sich des Relais bedient.
Wir sehen, die Metaphorik des Netzwerkes diffundiert in die mannigfaltigsten Diskurse; aber welche Techniken und Methoden stehen uns zur Verfügung, Netzwerke zu analysieren und zu konstruieren und damit neue Perspektiven auf unsere Lebenssphäre zu gewinnen? Wie können Erkenntnisse entstehen, jenseits der Feststellung, dass alles und jedes in Netzen organisiert sei.
Die “Soziale Nertzwerkanalyse” verfügt über formale Instrumente, um eine “language of network” zu entwickeln. Die “Sprache des Netzes” beschreibt die Transformationsregeln von der empirischen Beobachtung über die Datenaufzeichnung, deren Übersetzung in Matrizen und die Reorganisation der Datenreihen durch Algorithmen und schlussendlich deren Projektion in einem Wahrnehmungsraum (Netzwerkvisualisierung). Um Informationen zu sammeln und Daten zu erheben, können verschiedene Arbeitstechniken und Methoden zum Einsatz kommen, die sich nicht von denen anderer Disziplinen unterscheiden. Wie bei anderen Sozialwissenschaften auch steht die Beobachtung gewöhnlich am Beginn jeder Untersuchung. Die Datenaufzeichnung muss allerdings nicht nur Beobachtungsobjekte und deren Eigenschaften beinhalten, sondern hat zwingend auch Beziehungsinformation (Relationen) zwischen den Objekten zu verzeichnen. Die systematische Erhebung der Beziehungsaspekte zwischen den Objekten ist vielleicht ein erstes wichtiges Kennzeichen der “Sozialen Netzwerkanalyse”.
Der Vortrag wird mehrere “Übersetzungsversuche” zwischen Geschichtswissenschaften und Netzwerkanalysen anbieten: einerseits über historische Anwendungen, andererseits über ein Panorama von Netzwerkvisualisierungen.
Clemens Rode (Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Warschau)
Transnationale ArbeiterInnennetzwerke in der internationalen Arbeit der FES nach 1989
Unter den Bedingungen der Globalisierung und der vollständigen elektronischen Vernetzung disponiert das Management transnationaler Unternehmen nach 1989 täglich weltweit. Dabei werden konzerneigene Standorte, aber auch Zuliefererketten gegeneinander ausgespielt. Seit 1989 entstehen die ersten Arbeitnehmernetzwerke (Nestlé) zur Koordinierung von Konzerngewerkschaften und Betriebsräten. Treibende Kräfte sind die Internationalen Berufssekretariate (IBS, später Global Union Federations GUF). Diese häufig kontinental und manchmal global ausgerichteten Netzwerke sind eine teilweise informelle Organisationsform der Koordination von Interessen der Arbeitenden, die im wesentlichen nach dem Ende des Ost-West-Konflikts entstand, und zwar sowohl unter Einschluss als auch jenseits der seit 1994 aufgrund der EU-Direktive 94/45 entstehenden Europäischen Betriebsräte (EBR). Diese entwickeln ihre eigene Institutionalität und die Finanzierung ihrer Arbeit ist von den betroffenen Konzernen zu leisten.
Netzwerke jeweils ganz eigener Art entstehen über die EBR’s hinaus mit wesentlichen Fremdzulieferern sowie mit Standorten jenseits der Europäischen Union. Hier ist zunächst die Organisation schwierig, die Finanzierung der Arbeit der Delegierten von außerhalb der Kernkonzerne ist gänzlich ungesichert. Hier sprang auf Bitten der deutschen und internationalen Gewerkschaftsbewegung die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) mit ihrem Netzwerk von etwa 100 Landesbüros weltweit ein. Dies führte zu umfangreichen Erfahrungen mit Weltbetriebsräten bzw. Netzwerken u.a. mit Volkswagen, General Motors, Siemens, BASF, MAN, Generali, Nestlé und ihren Zuliefererketten in der Europäischen Union, den GUS-Ländern, in Lateinamerika etc. Hierzu werden zahlreiche Beispiele geliefert.
Als das beste Beispiel des Funktionierens von ArbeiterInnen-Netzwerken unter schwierigen Umständen und massiven Umstrukturierungen wird das 2004 im polnischen Gliwice / Polen gegründete “Regionale Netzwerk Mittel- und Osteuropa des Europäischen General Motors Arbeitnehmerforums” vorgestellt. Die Spezifizität dieses in Europa einzigartigen Netzwerks liegt darin, dass es über die EU-Richtlinien für die Bildung von Europäischen Betriebsräten weit hinaus geht. Das Netzwerk umfasst neben den Mitgliedern des Europäischen Arbeitnehmerforums von General Motors Europe (EEF/GME) auch folgende Kategorien von Mitgliedern:
– Fremdmontagewerke in der EU: FSO Zeran/Polen, Suzuki Esztergom/Ungarn
– Zulieferwerke von Komponenten: Fiat Powertrain Bielsko Biala und Isuzu Tychy in Polen
– Joint Ventures (GM-AvtoVaz in Togliatti/Russland) und Fremdmontagewerke (Avtotor Kaliningrad/Russland und AvtoZaz Zaporoshje/Ukraine) außerhalb der Europäischen Union (EU)
Alle diese Werke stehen in enger Beziehung zueinander innerhalb von Lieferketten. Sie werden vom GM-Konzern auch in die Konkurrenz untereinander geschickt. Während der Vorstand von GM Europe das Netz der eigenen und fremden Produktionsstätten integriert bewirtschaftet, konnten vor Bildung des Regionalen Netzwerks Mittel- und Osteuropa des Europäischen Arbeitnehmerforums von GM die Arbeitnehmervertreter diesen kontinentweiten Strategien des Managements keine koordinierten Reaktionen entgegensetzen. Dies ist seit November 2004 anders.
Allerdings wäre der GM-Konzern nach keiner Direktive der Europäischen Union und nach keiner nationalen Gesetzgebung zur Gestaltung der Arbeitsbeziehungen dazu verpflichtet, die Bildung und die Arbeit des Netzwerks finanziell und organisatorisch zu unterstützen. Nur die Mitwirkung von Mitgliedern des bei GM als “Europäisches Arbeitnehmerforum” (EAF/EEF) gebildeten Europäischen Betriebsrats musste finanziert werden. Ebenso wenig wären die Unternehmensleitungen der Komponentenzulieferer und Fremdmontagewerke innerhalb und außerhalb der Europäischen Union zu einer Förderung des Netzwerks verpflichtet. Erst das organisatorische und materielle Engagement der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) machte das Funktionieren dieses Arbeitnehmernetzwerks möglich. Die FES sieht ihre Mitarbeit am Aufbau dieser Netzwerke dabei als Beitrag zur Realisierung und Vertiefung des Europäischen Wirtschafts- und Sozialmodells.
Patrik von zur Mühlen (Friedrich Ebert-Stiftung, Bonn)
Die Rolle von Netzwerken in der internationalen Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung
Als die Friedrich-Ebert-Stiftung Ende der 1950er Jahre mit ihrer internationalen Arbeit begann, konnte sie weder auf eigene Erfahrungen noch auf bereits von ihr aufgebaute Netzwerke zurückgreifen. Dieser Mangel wurde aber dadurch aufgewogen, dass sie mit ihrer Arbeit in der Dritten Welt Tätigkeiten des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Einzelgewerkschaften übernahm, aufgriff und fortsetzte, die die westdeutsche Gewerkschaftsbewegung aus Personal- und Kostengründen nicht mehr fortführen wollte. Die FES schuf sich also über den Internationalen Gewerkschaftsbund, über die Internationalen Berufssekretariate und auch über die ILO in Genf ihre eigenen Kontaktstrukturen.
Mit der Ausdehnung ihrer Arbeit auf weitere Arbeitsgebiete griff die Stiftung zunehmend auch auf die Netzwerke der Sozialistischen Internationale zurück, und manche ihrer Projekte entstanden aus Anregungen, die ihr von derartigen Netzwerken nahe gebracht wurden.
Mit wachsenden Erfahrungen schuf die Stiftung jedoch auch ihre eigenen Netzwerke, indem sie die Kontakte zu früheren Partnern systematisch fortsetzte, auch wenn die Zusammenarbeit längst abgeschlossen war. Im Rahmen der sog. Nachbetreuung wurden frühere Projektmitarbeiter, Teilnehmer an FES-Bildungsgängen, Stipendiaten etc. zu weiteren Veranstaltungen vor Ort, zu Informationsreisen nach Deutschland eingeladen oder durch Rundbriefe weiter über die Arbeit der Stiftung informiert. Auf diese Weise schuf sich die FES einen festen Stamm von Partner, auf die sie bei künftigen Projektarbeiten zurückgreifen konnte.
Manche FES-Institutionen dienten ausschließlich der Herstellung von Netzwerken politisch gleich gesinnter Partei- und Gewerkschaftsführer, Publizisten und Professoren. Die Gewerkschaftsarbeit der FES förderte gewerkschaftliche Netzwerke über die Ländergrenzen hinaus – mit positiven Folgen für die Arbeit der Gewerkschaften, aber auch für deren innere Strukturen. Einen ähnlichen Zweck verfolgten wissenschaftliche Forschungseinrichtungen wie das in Ecuador arbeitende Instituto Latinoamericano de Investigaciones Sociales (ILDIS), das mit seiner Bibliothek, seinem Informations- und Dokumentationsdienst ein Netzwerk von Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern in ganz Lateinamerika geschaffen hat.
Schließlich machte die Stiftung die Herstellung von sog. Verbundsystemen im Medienbereich in der Dritten Welt zum speziellen Aufgabenbereich. Und im Ost-West-Konflikt, in dem ihr eine Arbeit in kommunistischen Staaten Osteuropas nicht möglich war, schuf sie durch Austauschprogramme für Journalisten oder durch Stipendienprogramme für Wissenschaftler aus Ostblockstaaten Netzwerke, die spürbar die Dialogbereitschaft auf beiden Seiten erhöhte, Vorurteile abbauen halfen und die nach den Umbrüchen in Europa 1989 und 1991 Grundlagen für eine weitere Zusammenarbeit boten.
Peter Waterman (Den Haag)
The Networked Internationalism of Labour’s Others: A Suitable Case for Research
This is a proposal for research into the new and developing internationalisms of the ‘peasants, artisans and others, enrolled amongst the sons of toil’. These internationalisms are so commonly articulated in network form (so difficult to understand outside network theory) that it is difficult to discuss the one without the other.
In today’s world, the ‘damned of the earth’ would seem to be those marginalised from, or marginalised within, the traditional working class, either un-unionised or un-unionisable. We need to consider the internationalisms of such labouring or popular classes/categories/identities as the rural poor, the casualised, urban popular residential communities, migrant workers, poor women, indigenous peoples. Is there any evidence that classes, categories or identities less incorporated are demonstrating either more or more-appropriate internationalisms?
Whatever we here find, we will also need to examine the international relationships of each category with the others, with the unionised working class, with the cross-class, multi-issue, global justice movement. And to consider whether or not the form that might be taken by the internationalisms of these categories (customarily networking) might not be more appropriate to resistance and counter-assertion against a globalised-networked-computerised capitalism.
We would also need to consider the kind of relationships such new international movements establish with such international hegemons as the International Labour Organisation, with other inter-state institutions, and with capital, state, and other dominant instances/ideologies (gendered, racial, religious, party, etc) at all social levels and scales. We would need, finally, to consider what implications such evidence might have for unionised labour and for the development of a global justice movement that goes way beyond the poor.
After 1) the introduction, this paper will consider 2) some relevant literature, 3) some theoretical resources, 4) the usual in-conclusions. The paper is completed with extensive bibliographical and internet resource lists and four appendices: 1) on the conference concept that inspired this paper, 2) some critical notes on this conceptualization, 3) some relevant cases for possible analysis, 4) a summary note on a new global social unionism and related matters.
Susan Zimmermann (Central European University, Budapest, Department of Gender Studies)
Internationalismus – Forschungsstand und Forschungsperspektiven
Der Vortrag bemüht sich um eine kritische Einführung in den Forschungstand zum Themenfeld Internationalismus. Dabei werden drei Problemzonen in den Vordergrund gestellt und jeweils in hoffentlich produktiv-weiterführender Weise diskutiert:
1. Disziplinen – Perspektiven – Themen in der historischen Internationalismusforschung.
2. Gegenwart und Vergangenheit in der Geschichte des Internationalismus oder wie die Globalisierungsdebatte die neue Internationalismusforschung prägt.
3. Internationalismus und globale Ungleichheit. Für eine entkolonialisierende Globalisierung der historischen Internationalismusforschung.
Publikation der Beiträge (Sammelband)
TeilnehmerInnen
Ahuja Ravi, School of Oriental and African Studies – SOAS, London
Baier Walter, Wien
Bayerlein Bernhard, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung – MZES
Benser Günter, Förderkreis Archive u. Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Berlin
Bitzegeio Ursula, Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn
Botz Gerhard, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien
Buckmiller Michael, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hannover
Collomp Catherine, Institut d’Etudes anglophones, Université Paris VII-Denis Diderot
Dimou Augusta, Institut für Slawistik, Universität Leipzig
Fischer Ilse, Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn
Fischer-Zimmermann Maria, Linz
Franc Martin, Ústav pro Soudobé dejiny AV CR, Prag
Fritsch Eveline, ITH, Wien
Garscha Winfried, ITH, Wien
Groppo Bruno, Centre d’Histoire Sociale du XXe Siècle, Université de Paris I
Hagmayr Miriam, Wien
Hahn Sylvia, Institut für Geschichte, Universität Salzburg
Hapák Pavel, Bratislava
Himmelstoss Eva, ITH, Wien
Hoerder Dirk, Arizona State University, North American Center for Transborder Studies, Tempe, USA
Höpfl Thomas, AK-Wissenschafts- und Forschungsmanagement, Linz
Hofmann Jürgen, Historische Kommission der LINKEN, Berlin
Ito Narihiko, Japan-Komitee der ITH, Kakamura-City, Japan
Ivan Ildikó, Univ. ELTE, Budapest Új- és Jelenkori Történeti Tanszék, Ungarn
Jaritz Ernst, Wien
Jemnitz János, Magyar Tudományos Akadémia – MTA, Budapest
Jönson Ulf, Arbetarrörelsens arkiv och bibliotek, Stockholm
Kaiser Erwin, AK-Bildungshaus Jägermayrhof, Funktionärebildung, Linz
Kandilarov Evgeiy, Centar za istoriceski izledovanija BSP, Sofia
Keßler Mario, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam
Kocian Jirí, Ústav pro soudobé dejiny AV CR, Prag
Konok Petér, Politikatörténeti Intézet PTI, Budapest
Krempel Lothar, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln
Kritidis Gregor, Projekt Arbeiterbewegung Universität Hannover
Kronsteiner Günter, Wien
Lewis Jill, Department of History, Swansea University, Wales
Lichtenberger Sabine, Institut für Gewerkschafts- und AK-Geschichte, Wien
Luban Ottokar, Berlin
Malleier Elisabeth, Wien
Marjanucz Eva, Szeged
Marjanucz László, Lehrstuhl für Neuere Ungarische Geschichte, Universität Szeged
Maul Daniel, Berlin
Mayer David, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien
Mittag Jürgen, Institut für soziale Bewegungen, Ruhr-Universität Bochum
Morgenthaler Beatrice, ver.di Berlin
Mucsi Ferenc, Institut für Geschichte der Ungarischen AdW, Budapest
Nadel Stan, Salzburg
Nani Michele, Dipartimento di Storia, Università di Padova
Neunsinger Silke, Arbetarrörelsens arkiv och bibliotek, Stockholm
Neurath Wolfgang, Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Abt. Angelegenheiten der Forschungs- u. Technologieförderung, Wien
Pellar Brigitte, Institut für Gewerkschafts- und AK-Geschichte, Wien
Pfeisinger Gerhard, Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Wien
Plener Ulla, Förderverein für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Berlin
Polexe Laura, Historisches Seminar, Universität Freiburg im Breisgau
Prenninger Alexander, LBI für historische Sozialwissenschaft, Salzburg
Rabius Ragnhild, Hannover
Renner Heinz, Ministerialbibliothek Bundesministerium für Finanzen, Wien
Rode Clemens, Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Warschau
Rubisch Dagmar, Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin
Sachse Mirjam, Archiv der deutschen Frauenbewegung Kassel & Förderverein für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Deutschland
Schindler Christine, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien
Schneider Michael, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
Schirdewan Martin, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Gesprächskreis Rechtsextremismus u. soziale Frage, Berlin
Seeck Wolfgang, Friedrich-Ebert-Stiftung Köln
Skrzypczak Henryk, Berlin
Sleifer Jaap, Niederlande
Soós Katalin, Szeged
Spreitzer Roland, AK-Bildungshaus Jägermayrhof, Linz
Stöger Marion, Universität Wien
Straka Jaroslav, Juridische Fakultät der Hochschule Visegrad, Sládkovicovo, Slowakei
Tcholakova Antoaneta, Bulgarisches Forschungsinstitut in Österreich, Wien
Turlakova Tania, Centar za istoriceski izledovanija BSP, Sofia
Tych Feliks, Jüdisches Historisches Institut Warschau
Unfried Berthold, ITH, Wien
van der Linden Marcel, Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam
von zur Mühlen Patrik, Friedrich Ebert-Stiftung, Bonn
Waterman Peter, Democracia Global, Deen Haag
Widowitsch Roland, ÖGB-Landesorganisation Oberösterreich, Linz
Zimmermann Susan, Central European University, Department of Gender Studies, Budapest
Bitte beachten Sie:
Die Linzer Konferenzen sind Veranstaltungen der Mitgliedsinstitute der ITH. Die TeilnehmerInnen zahlen nur einen — im internationalen Maßstab geringfügigen — Tagungsbeitrag (€ 80,- mit bzw. € 40,- ohne Übernachtung) für Konferenzmaterialien, Simultanübersetzung und Mahlzeiten. Die übrigen Ausgaben werden — sofern sie nicht durch staatliche Subventionen, Zuschüsse von Kammern und Gewerkschaften bzw. Spenden abgedeckt werden können — von den Mitgliedsinstituten getragen. Die Delegierung erfolgt daher über die Mitgliedsinstitute der ITH. Voraussetzung für Einzel-Anmeldungen ist die individuelle Mitgliedschaft bei der ITH.