ITH-Publikationen Online

Die Tagungen der ITH seit 1964 wurden regelmäßig durch einen Tagungsband (in Ausnahmefällen auch durch einen Doppelband) dokumentiert; hinzukommen einige sonstige ITH-Publikationen.

Das Interesse daran, diese Publikationen online zugänglich zu machen, speist sich aus vier Motiven:

1. Die ITH sah sich, ähnlich wie andere Institutionen, die sich mit der Geschichte von Arbeit und Arbeiterbewegungen beschäftigen, insbesondere in den beiden Jahrzehnten vor und nach der Jahrtausendwende wissenschaftspolitischen Tendenzen gegenüber, die darauf hinausliefen, diese Forschungsfelder zu entwerten. Die Lektüre der älteren und der jüngeren Tagungsbände macht demgegenüber deutlich, dass in dieser Publikationsserie weit gefächerte Forschungsergebnisse zu zahlreichen Themen, unterschiedlichen Weltregionen und internationalen Entwicklungen, sowie zu zentralen Debatten der Geschichte der Arbeit und der Arbeiterbewegungen in internationalen Sprachen (überwiegend deutsch) versammelt sind. Für die heute wiedererstehende Geschichte von Arbeit und Arbeiterbewegungen stellen diese Arbeiten einen wertvollen Schatz an Wissen und Denken bereit. Die neue Global Labour History kann dieses historische und interdisziplinäre Wissen unmittelbar nutzen, und – in welch’ kritischer Wendung auch immer – konzeptuell an diesen Beiträgen anknüpfen. Die ITH-Tagungsbände aus fünf Jahrzehnten online zu stellen, trägt damit dazu bei, zu vermeiden, dass das (Forschungs-)Rad mangels Wissen über die VorgängerInnen immer wieder neu erfunden wird. Die Online-Publikation wirkt der Entwertung und dem Vergessen der in den Bänden versammelten Forschungsergebnisse entgegen und stellt einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Forschung dar, indem frühere Ergebnisse kompakt zugänglich gemacht werden.

2. Die Publikationsserie der ITH-Tagungsbände stellt ein Dokument zur Geschichte der Historiographie zu Arbeiterbewegung, Arbeit und sozialen Bewegungen dar. Die ITH darf als eine der ältesten internationalen Organisationen gelten, die den Anspruch verfolgt(e), Geschichte von Arbeit und sozialen Bewegungen über die wissenschaftlichen und politischen Grenzziehungen der Ära des Kalten Kriegs und der post-Cold-War Epoche hinweg, und außerdem international bzw. dann global zu begreifen und zu schreiben. Die Tagungsbände dokumentieren die Geschichte dieser wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Bemühungen in einzigartiger Weise. Wenn diese Bände online gestellt werden, wird eine dichte Chronologie von Originalbeiträgen aus einem halben Jahrhundert Wissenschaftsgeschichte zugänglich gemacht; Interessierte können sich einen systematischen Überblick über Entwicklungen, Trends und Trendwenden in den Forschungen zur Geschichte von Arbeit, Arbeiterbewegungen und anderen sozialen Bewegungen verschaffen: Wann wurde in der Forschung über welche Themen wie gesprochen? Die ITH-Bände können Interessierten – Studierenden, AktivistInnen, ForscherInnen – die sich bezüglich dieser und ähnlicher Fragen orientieren oder diese gar erforschen möchten, gute Diente leisten.

3. Die ITH-Publikationen sind über Bibliotheken und selbst über das moderne Antiquariat besonders schwer greifbar, da sie lange Zeit in Eigenregie erschienen bzw. die Publikationsstrategie in erster Linie auf die Zusammenarbeit mit den Mitgliedsinstitutionen der ITH ausgerichtet war. Einen geregelten, am Buchmarkt orientierten und auf das internationale Netz der Bibliotheken ausgerichteten Vertrieb gab es, mit anderen Worten, kaum. Die Bände kamen nur auf äußerst ungleiche und sporadische Weise in den Buchhandel und wurden von Bibliotheken nicht systematisch angekauft. Die Online-Publikation füllt damit eine bedeutende Zugangslücke.

4. Historisch wie aktuell spielt(e) die ITH als Institution für die Entwicklung der Geschichtsschreibung zu Arbeit, Arbeiterbewegungen und anderen sozialen Bewegungen, sowie für die Entwicklung, Institutionalisierung und institutionelle Unterstützung der dazugehörigen Netzwerke von ForscherInnen und auch AktivistInnen eine nicht unbedeutende Rolle. Die jährlichen Konferenzen der ITH und ihre Dokumentation durch die Tagungsbände stellten dabei stets die zentrale Aktivität der ITH dar. Die Online-Publikation der ITH-Veröffentlichungen ist somit als ein wichtiges Element der Dokumentation der Geschichte und Gegenwart der ITH als Institution, die für die Thematik Arbeit und Arbeiterbewegungen von Bedeutung war und ist, zu begreifen.

Die ITH konnte das Internationale Institut für Sozialgeschichte (IISG) in Amsterdam, eine weltweit führende Institution bei der Erschließung und Betreuung von Archivgut sozialer Bewegungen, für die digitale Archivierung der ITH-Publikationen gewinnen. Durch diese Kooperation ist die langfristige digitale Archivierung der ITH-Publikationen an einer der bedeutendsten Institutionen der Labour History gewährleistet.

Susan Zimmermann, ITH-Präsidentin

 

Wir bedanken uns beim Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG) für die Kooperation, und beim Institut für Gewerkschafts- und AK-Geschichte der Arbeiterkammer Wien, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin, und transform! europe für die finanzielle Unterstützung der technischen Realisierung des Projektes.

 

 

Die elektronische ITH Publications Collection ist nun verfügbar. In der Collection sind alle erschienenen Beiträge separat katalogisiert. Eine Reihe von Beiträgen steht bereits im Open-Access-Modus zur Verfügung; der Kreis dieser Beiträge wird laufend erweitert. In der Collection erscheinen unter der Registerkarte “Content List” das Gesamtverzeichnis der Beiträge, sowie die PDF-Versionen jener Beiträge, für die Bewilligungen vorliegen und die bereits frei zugänglich gemacht wurden.