Argentinische Zeitgeschichtetage (3ras Jornadas de trabajo sobre Historia Reciente)
26.-28.10.2005, Universität La Plata (Argentinien)

Im Oktober 2005 veranstaltete die ITH die argentinischen Zeitgeschichtetage in Kooperation mit dem Centro de Investigaciónes Socio-Historicas (CISH) der Universität La Plata, dem Centro de Estudios de Historia Obrera (CEHO) der Universität Rosario und dem Centro de Documentación y Investigación de la Cultura de Izquierdas en Argentina (CeDinCI) in La Plata/Argentinien mit. Vertreter aller dreier argentinischer Institute haben z.T. mehrfach an ITH-Konferenzen teilgenommen: Patricia Flier vom CISH, Gabriela Aguila, Alberto Pla und Cristina Viano vom CEHO sowie Horacio Tarcus vom CeDinCI. Die ITH war Mitorganisatorin der Konferenz und durch Bruno Groppo vertreten. Berthold Unfried, neuer Präsident der ITH, der einen Beitrag zum Thema “Restituciónes y compensaciónes por injusticias históricos: un movimiento mundial?” vorbereitet hatte, war an der Teilnahme an der Konferenz verhindert.

Ziel der Mitwirkung der ITH war auch, die ITH im Kreis argentinischer HistorikerInnen bekannt zu machen und zu Kooperationen mit lateinamerikanischen Wissenschaftsinstitutionen im Bereich der Arbeiter- und Sozialgeschichte anzuregen. Bruno Groppo stellte zu diesem Zweck die Geschichte, die gegenwärtige Tätigkeit und die Projekte der ITH vor. In einem weiteren Referat am 25.10. im Centro de Documentación y Investigación de la Cultura de Izquierdas en Argentina präsentierte er Ergebnisse der vergangenen Linzer Konferenz zu Problemen der Kollektivbiographie.

“Zeitgeschichte” oder “neueste Geschichte” – die Begriffe werden synonym verwendet – ist in Argentinien ein Fach in Konstruktion. Das Treffen sollte zu dieser Konstruktion beitragen.
An Einleitungsreferate von José Sazbon, Buenos Aires, und Bruno Groppo, Paris, über Hauptprobleme und Herausforderungen für die Zeitgeschichte schlossen sich Vorträge und Debatten in parallelen Gruppen zu folgenden großen Themen: “Politik und Kultur 1955-2005”, “Bildungspolitik”, “Politik und Gesellschaft in den 1960er und 1970er Jahren”, “Demokratie und sozialer Konflikt”, “Geschichte und Erinnerung der jüngsten Vergangenheit” und “Die Jahre der Diktatur”.

Ein Vortrag von Monica Gordillo (Universität Córdoba) zum Thema “Sozialprotest und politische Auseinandersetzung um 1970” und 2 Podiumsdiskussionen fanden im Plenum statt. Am Podium zum Thema “Soziale Bewegungen: Konflikte, Widerstand und Subjektivität” saßen Waldo Ansaldi, Martin Bergel und Nicolas Iñigo Carrera, am Podium zu “Politik und Demokratie: Bilanz einer Epoche” Claudio Lozano, Alfredo Pucciarelli und Horacio Tarcus.
Ein Charakteristikum der Veranstaltung war, dass neben etablierten WissenschaftlerInnen auch WissenschaftlerInnen am Beginn ihrer Laufbahn sowie DissertantInnen teilnahmen. Die Beiträge zeugten von einem sehr lebhaften Interesse an politischer Geschichte und Sozialgeschichte der jüngsten Zeit als Teil einer selbstkritischen Reflexion der argentinischen Gesellschaft über ihre unmittelbare Vergangenheit.

Die Beteiligung der ITH an dieser Veranstaltung hat zweifellos die Sichtbarkeit der ITH in der argentinischen Sozialgeschichte erhöht. Auf der anderen Seite hat sie auch die Notwendigkeit einer internationalen Öffnung dieser Forschungsfelder unterstrichen.

Bruno Groppo
(November 2005)