57. ITH-Konferenz: Politische Ökologie der Arbeit in Zeiten von Katastrophen

22.-24. September 2022, Linz

Überblick

Veranstaltet von:
Internationale Tagung der HistorikerInnen der Arbeiter- und anderer sozialer Bewegungen (ITH) mit freundlicher Unterstützung der Kammer für Arbeiter und Angestellte Oberösterreich, Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien, der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung, dem Karl Renner-Insitut und der Stadt Linz.

Vorbereitungsgruppe:
Rolf Bauer (ITH, Wien), Adrian Grama (Leibnitz Institute for East and Southeast European Studies, Regensburg), Chitra Joshi (Association for Indian Labour History, New Delhi), Stefan Müller (Friedrich Ebert Stiftung, Bonn) und Susan Zimmermann (ITH, Wien)

Zielsetzungen:
Der Ausbruch der weltweiten Pandemie hat die Arbeitswelt radikal verändert. Schließungen und andere gesundheitspolitische Maßnahmen führten zu einer Neuaufteilung der Arbeitsmärkte, einer Neuverteilung der Rechte und einer Stärkung der Privilegien. Die Hausarbeit explodierte, während die als „unverzichtbar“ eingestuften Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Dienstleistungssektor, in der Pflege, in Schlachthöfen und landwirtschaftlichen Betrieben weiterhin ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Sowohl im Globalen Süden als auch im Globalen Norden wurde die Arbeitsgesetzgebung zurückgeschraubt und die Gewerkschaften zum Schweigen gebracht.

Die ITH-Konferenz 2022 nimmt die gegenwärtige epidemiologische Krise zum Anlass, um auch über andere Katastrophen und ihre Auswirkungen auf die Arbeiter und Arbeiterinnen, die organisierte Arbeit und Arbeitsbeziehungen nachzudenken. Dazu gehören durch technische Gefahren ausgelöste Katastrophen wie Bergbauunfälle oder die Explosion von Gasanlagen, durch Umweltgefahren ausgelöste Katastrophen wie Erdbeben oder Waldbrände und epidemiologische Katastrophen wie die Beulenpest, die Influenza von 1918 und die aktuelle Covid-19-Pandemie.

Keine Katastrophe ist eine reine Naturkatastrophe. Eine Katastrophe findet in einem ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Kontext statt, der letztlich die Auswirkungen der Katastrophe bestimmt. Das menschliche Eingreifen ist wichtig für den Ausbruch solcher Ereignisse. Es ist die menschliche Gesellschaft, nicht die Natur, die durch Viren, geologische oder klimatische Veränderungen in eine Krise gerät; es ist die menschliche Gesellschaft, die technologische Katastrophen hervorbringt; es sind die geo-ökologischen Verschiebungen zwischen Mensch (Gesellschaft) und Natur, die biophysikalische Gefahren hervorbringen können. Die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen einer Gefahr werden durch Art und Umfang der gesellschaftlichen Vulnerabilität bestimmt. Es ist diese gesellschaftliche Vulnerabilität, die eine Gefahr in eine Katastrophe, eine endemische Krankheit, in eine Epidemie verwandelt.

Wie gut sich Gesellschaften auf Katastrophen vorbereiten, mit ihnen fertig werden oder sich von ihnen erholen, hängt von ihrer sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Anfälligkeit und ihrer Fähigkeit ab, diese Schocks zu absorbieren (ihre Widerstandsfähigkeit). Auf der ITH-Konferenz 2022 befassen wir uns mit der Frage, wie die Arbeitswelt von Katastrophen betroffen war und wie sie mit ihnen umgegangen ist, sowohl in einer langfristigen als auch in einer kurzfristigen Perspektive. Wir nähern uns diesem Thema durch die Linse der politischen Ökologie, d. h. wir nehmen sowohl den Standpunkt der Umweltgeschichte als auch der marxistischen politischen Ökonomie ein.

Es gibt zahlreiche Faktoren, die die Vulnerabilität der Werktätigen und ihre Fähigkeit, mit Schocks umzugehen, verstärken: ökologische, wirtschaftliche oder institutionelle Faktoren. Die Untersuchung von Katastrophen mit Hilfe eines politisch-ökologischen (political ecology) Ansatzes ermöglicht es uns, diese Faktoren in einer kombinierten Weise zu analysieren. Aus der Sicht der politischen Ökologie zeigt sich, dass die Ausbreitung des Kapitalismus und die damit verbundene Ausbeutung von Arbeit und Natur die Anfälligkeit der Arbeiter und Arbeiterinnen für Gefahren stark beeinträchtigt hat: Sie hat die Lebensbedingungen vieler Menschen verschlechtert und die kommunalen Institutionen (z. B. die Allmende) geschwächt, aber auch die Voraussetzungen für umweltbedingte Katastrophen geschaffen. Diese Voraussetzungen kommen in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten auf unterschiedliche Weise zum Tragen – eine Heterogenität, die es zu erforschen gilt.

Veranstaltungsort:
AK-Bildungshaus Jägermayrhof, Römerstraße 98, 4020 Linz, Österreich

Linz ist eine Industriestadt ca. 180 km westlich von Wien und eines der historischen Zentren der österreichischen ArbeiterInnenbewegung. Der Österreichische Bürgerkrieg im Februar 1934 zwischen den austrofaschistischen Milizen („Heimwehren“) und dem Bundesheer auf der einen und der paramilitärischen Organisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, dem Republikanischen Schutzbund, auf der anderen Seite begann in Linz. Die Umgebung des Jägermayrhofs war eines der Zentren der Kämpfe.

Kontakt:
Laurin Blecha
International Conference of Labour and Social History (ITH)
c/o Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
Altes Rathaus, Wipplinger Str. 6/Stg., A-1010 Wien, Österreich
e-Mail: conference[a]ith.or.at

Informationen zur Anreise

Eine Auswahl an Informationen, die für Ihre Anreise sowie Ihren Aufenhalt in Linz nützlich sein könnten:

Anreise:

Anreise nach Linz – Allgemeine Information

ÖBB – direkte Zugverbindungen von „Flughafen Wien“ oder „Wien Hauptbahnhof“ nach „Linz Hauptbahnhof“
Westbahn – direkte Zugverbindungen von „Wien Hauptbahnhof“ oder „Wien Westbahnhof“ nach „Linz Hauptbahnhof“

Blue Danube Airport Linz – Bus, Bahn oder Taxi in die Linzer Innenstadt

Sobald Sie in „Linz Hauptbahnhof“ angekommen sind, können Sie entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Taxi (ca. EUR 12-14) zum Konferenzort fahren.

Wenn Sie von „Linz Hauptbahnhof“ mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiterfahren, nehmen Sie die Straßenbahnlinien 1 oder 2 (Richtung „Universität“) oder die Straßenbahnlinien 3 oder 4 (Richtung „Landgutstraße“) und fahren 4 Stationen bis „Taubenmarkt“. Dort steigen Sie in die Buslinie 26 (Richtung „Stadion“) um, fahren 5 Stationen und steigen bei „Jägermayr“ aus. Die Bushaltestelle liegt unmittelbar neben dem Konferenzort.

Die Straßenbahnlinien von „Linz Hauptbahnhof“ verkehren regelmäßig. Die Buslinie 26 fährt die Station „Taubenmarkt“ alle 30 Minuten an. Der letzte Bus fährt um 19:07. (Busfahrplan).

Tagungsort:

Jägermayrhof – Bildungshaus der Arbeiterkammer Oberösterreich

Mehr:

Stadt Linz – Informationen der Stadt Linz (auch für TouristInnen)
Wien-Tourismus – Informationen des Wiener Tourismusverbandes