51. ITH-Konferenz: Arbeit und Nicht-Arbeit

17.-19. September 2015, Berlin

Überblick

Die ITH-Konferenz 2015 wird vom ITH-Mitgliedsinstitut IGK Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive (re:work) ausgerichtet und mitorganisiert.

Vorbereitungsgruppe:
Andreas Eckert (re:work, Humboldt Universität zu Berlin), Josef Ehmer (Universität Wien), Nicole Mayer-Ahuja (Georg-August-Universität Göttingen), Lukas Neissl (ITH, Wien), Brigitte Pellar (Wien), Sigrid Wadauer (Universität Wien), Susan Zimmermann (ITH, Wien)

Zielsetzungen:
Zu den zentralen Errungenschaften einer globalen Perspektive auf die Geschichte und Gegenwart der Arbeit gehört die kritische Reflexion des Konzepts Arbeit und die Infragestellung von dessen lange üblicher Begrenzung auf Lohn- und Erwerbsarbeit. In diesen Diskussionszusammenhang fällt auch die Frage nach den immer neu hergestellten und umkämpften Grenzziehungen und „Grauzonen“ zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit, legitimer und nicht anerkannter, bezahlter und unbezahlter Arbeit im Zuge der globalen Entwicklung der modernen Ökonomie: Da wären der Wanderarbeiter und der „Vagabund“, die „Hausfrau“ und der Koch, die Kinderarbeit, das Computerspiel am Arbeitsplatz, der „Kleinkriminelle“, die arbeitslose Arbeitslosenaktivistin, usw. Die damit angesprochenen Unterscheidungen zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit, und die Bezüge zwischen den voneinander abgegrenzten und in einander übergehenden Sphären spielten und spielen eine bedeutende Rolle für die ökonomische Entwicklung, die gesellschaftliche Bewertung der unterschiedlichen Tätigkeiten, und für das Leben und die Handlungsmöglichkeiten der Nicht/Arbeitenden selbst.

Die 51. ITH Konferenz will das Thema „Arbeit und Nicht-Arbeit“ in interdisziplinärer Perspektive vor allem unter dem Gesichtspunkt der politischen Konstruktion von Arbeit und Nicht-Arbeit untersuchen. Zugrunde gelegt wird dabei ein breiter Begriff von Politik. Die Konferenz will zu einer Entnaturalisierung und Re-Politisierung des Begriffs und der Praxis von Arbeit und Nicht-Arbeit beitragen, und Arbeit wie Nicht-Arbeit als gesellschaftliches Verhältnis in den Mittelpunkt stellen. Die Definition von bestimmten Tätigkeiten als Arbeit oder Nicht-Arbeit und die Beziehung zwischen diesen Polen waren stets eng verknüpft mit wirtschafts- und sozialpolitischem Handeln, Geschäftsstrategien, und sozialen Konflikten und Kämpfen. Im Einzelnen sollen vier (durchaus überlappende) Schwerpunkte das Thema strukturieren:

1.) Herstellung von Arbeit und Nicht-Arbeit: Hier geht es darum, wie die oft auch widersprüchlich konstituierten Grenzen zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit erfunden, verschoben, abgeschafft und neu konfiguriert wurden, und um die verschiedenen Akteure, Institutionen und Instrumente, die dabei von Bedeutung waren.

2.) Alltag zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit: Hier geht es darum, das Handeln von Arbeitenden in konkreten Nicht/Arbeitssituationen auszuloten („Eigen-Sinn“, Verlangsamung der Produktion, Nicht-Arbeit in der Arbeit und Arbeit in der Freizeit, etc.).

3.) Bewegungen gegen die (Lohn-)Arbeit: Hierunter könnten Arbeitsverweigerung, Kämpfe gegen die Arbeit bzw. bestimmte Formen von Arbeit, utopische Anti-Arbeitskonzepte, etc. subsumiert werden.

4.) Politik der Wissensproduktion: Hier geht es um das Zusammendenken verschiedener Traditionen, die – etwa in der feministischen und der Entwicklungsforschung – dominante Definitionen von Arbeit und Nicht-Arbeit in Frage gestellt haben. Wie und warum fließen solche Konzepte in die Globalgeschichte der Arbeit ein, was geschieht im Zuge des Transfers, etc.?

Veranstaltungsort:
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Reichpietschufer 50, D-10785 Berlin, Deutschland

Kontakt:
Lukas Neissl
International Conference of Labour and Social History (ITH)
c/o Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
Altes Rathaus, Wipplinger Str. 6-8/Stg. 3, A-1010 Wien, Österreich
e-Mail: ith[a]doew.at