42. Linzer Konferenz: ArbeiterInnenbewegung und Rechtsextremismus

14.-17. September 2006, Linz

Konferenzbericht

Das vor dem Hintergrund der Geschichte des 20. Jahrhunderts sowie jüngster Ereignisse hochaktuelle Thema hatte 75 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Linz geführt. Die Konferenzteilnehmer hatten sich die im CFP definierte Aufgabe gestellt, angesichts der „Revitalisierung rechtsextremer Ideologien, Bewegungen und Organisationen in der Gegenwart …, sich historischer Erfahrungen zu vergewissern und nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen historischen und aktuellen Erscheinungen des Rechtsextremismus zu fragen“. Obwohl die Literatur zum Rechtsextremismus auch für Spezialisten kaum noch zu überschauen ist, darf das Thema der Konferenz als eher unterbelichtet gelten.

Jürgen Hofmann (Berlin) ging in seinem einleitenden Referat auf die historischen Wurzeln und aktuellen Erscheinungen des Rechtsextremismus sowie seine internationale Dimension ein und betonte, dass Rechtsextremismus kein genuines Produkt der Arbeiterbewegung ist. Michael Schneider (Bonn) machte am Beispiel des „Dritten Reiches“ die Gemengelage von Dissens und Konsens zum deutschen Nationalsozialismus in der Arbeiterschaft deutlich. Die faschistischen Gewerkschaften als Instrument des Mussolini-Regimes behandelte Luigi Ganapini (Milano). Laszlo Marjanucz (Szeged) skizzierte den wechselnden politischen Einfluss, den Sozialdemokratie und Pfeilkreuzler in Südungarn auf die Bevölkerung nahmen. Den Einfluss faschistischer Organisationen auf die Arbeiterbewegung in den USA und in Großbritannien während der Zwischenkriegszeit des vorigen Jahrhunderts untersuchte Nigel Copsey (Teesside) in seinem Beitrag. Gerhard Botz (Wien) demonstrierte am Beispiel der sich wandelnden Berufs- und Sozialstruktur der NSDAP-Mitgliedschaft das Eindringen des Nationalsozialismus in die österreichische Gesellschaft.

Ein zweiter Komplex von Referaten widmete sich dem Verhältnis von Rechtsextremismus und Arbeiterschaft in weißen Siedlerländern. Lorenzo Veracini (Canberra) erörterte an verschiedenen Beispielen die Spezifik, die sich in Siedlergesellschaften für das Thema ergeben, während Wessel Visser (Stellenbosch) dem Zusammenhang von Arbeitermilieu und Rechtsextremismus im südafrikanischen Kontext nachging. Die zwei grundlegenden Trends der extremen Rechten im Argentinien des 20. Jahrhunderts standen im Zentrum des Beitrags von Daniel Lvovich und Mariela Rubinzal (Buenos Aires).

Ein dritter Komplex beschäftigte sich mit Erscheinungen des Rechtsextremismus in Westeuropa nach 1945. Fabian Virchow (Marburg) verwies darauf, dass die extreme Rechte in Deutschland in jüngster Zeit die soziale Frage für sich wieder entdeckt hat und mit fremdenfeindlichen Stereotypen verknüpft um Einfluss in der Gesellschaft buhlt. Dem Front National und seinem wachsenden Einfluss seit 1990 war der Beitrag von Sylvian Crépon (Paris/Brüssel) gewidmet. Lampros Flitouris (Ioannina) ging auf die rechtsextremen Tendenzen im gegenwärtigen Griechenland ein.

In einem vierten Komplex beschäftigten sich Karl-Heinz Gräfe (Freital b. Dresden) und Mariana Hausleitner (München) mit der Wiedergeburt des Rechtsextremismus in osteuropäischen Transformationsgesellschaften. Während Gräfe wichtige Tendenzen und Zusammenhänge am Beispiel verschiedener Länder Osteuropas umriss, skizzierte Hausleitner die Rezeption des historischen Rechtsextremismus in Rumänien nach 1990.

Eine Podiumsdiskussion an der Kunstuniversität Linz in Kooperation mit der Gesellschaft für Kulturpolitik Oberösterreich und dem Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Universität Linz ergänzte das Konferenzprogramm. Marcus Meier (Marburg), Horst Helas (Berlin), Isabelle Radhuber (Linz) sowie die Künstler Andre Zogholy und Chris Müller debattierten unter der Moderation von Wiltrud Hackl (ORF Oberösterreich) über Probleme des neuen Nationalismus und Möglichkeiten wirksamer Gegenstrategien.

Die Tagung ist von einer Vorbereitungsgruppe unter der Leitung von Jürgen Hofmann (Berlin) wissenschaftlich konzipiert worden. Ihr gehörten weiters Thomas Hellmuth (Linz), Michael Schneider (Bonn) und Berthold Unfried (Wien) an. Organisiert wurde die Konferenz seitens der ITH von Eva Himmelstoss. Die Beiträg werden in einem Tagungsband publiziert.

Obwohl Rechtsextremismus nicht der Arbeiterbewegung selbst entspringt, stellt sich doch immer wieder die Frage, warum er insbesondere in Krisen- und Umbruchsituationen Teile der Arbeiterschaft beeinflussen und zeitweise sogar an sich binden kann. Die unterschwellige Langzeitwirkung nationalistischer und rassistischer Vorbehalte sowie reaktionärer Indoktrinationen, die im Alltagsbewusstsein überdauern, dürften hier ebenso eine Rolle spielen wie Perspektiv- und Orientierungslosigkeit sowie Abstiegsängste. Die Möglichkeiten rechtsextremer Regime, über soziale Demagogie hinaus in soziale Beziehungen regulierend einzugreifen, dürfen dabei ebenfalls nicht aus dem Blickfeld geraten. Referate und Diskussion machten deutlich, dass der Rechtsextremismus eine der gesellschaftspolitischen Strömungen des 20. Jahrhunderts ist, die nachhaltig in das angebrochene Jahrhundert hineinwirken und deshalb auch nicht als historisch abgeschlossenes Phänomen behandelt werden können. Die Bandbreite und die unterschiedlichen Ausprägungen rechtsextremer Ideologien und Bewegungen erschweren oft ihre politische und soziale Zuordnung. Politische Aufmerksamkeit und Widerstand sind aber in jedem Falle geboten, sollen sich dramatische Erfahrungen des letzten Jahrhunderts nicht in anderer Variation wiederholen.

Jürgen Hofmann (Berlin)
Oktober 2006

Überblick

Veranstalter:
International Conference of Labour and Social History (ITH) und Kammer für Arbeiter und Angestellte Oberösterreichs.
Mit freundlicher Unterstützung von Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Land Oberösterreich, Stadt Linz und Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn.

Koordination:
Prof. Dr. Jürgen HOFMANN, Berlin
gemeinsam mit: Dr. Thomas HELLMUTH (Institut für Zeitgeschichte, Univ. Linz), Univ.-Doz. Dr. Paul PASTEUR (CERA, Université de Haute Normandie, Rouen), Prof. Dr. Michael SCHNEIDER (Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn)

Veranstaltungsort:
Bildungshaus Jägermayrhof der Arbeiterkammer Oberösterreich
Römerstraße 98, 4020 Linz, Österreich

Kontakt:
Mag. Eva HIMMELSTOSS, ITH, Wipplinger Str. 8, A-1010 Wien, e-mail: ith[a]doew.at
Tel. +43 (0)1 2289469-316, Fax +43 (0)1 2289469-391

Call for Papers

Die – durch rechtspopulistische Parteien geförderte – Revitalisierung rechtsextremer Ideologien, Bewegungen und Organisationen in der Gegenwart verlangt danach, sich historischer Erfahrungen zu vergewissern und nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen historischen und aktuellen Erscheinungen des Rechtsextremismus zu fragen. Rechtsextremismus und einige Spielarten des Rechtspopulismus stellen eine akute Bedrohung zivilisatorischer und demokratischer Errungenschaften dar. Die Linzer Konferenz 2006 beschäftigt sich mit dem Rechtsextremismus als Ideologie und Massenbewegung in seinen historischen und aktuellen Erscheinungsformen, seiner Entstehung und Entwicklung im 20. Jahrhundert, seiner jeweiligen sozialen Basis, seinem Wandel, den Ursachen und Möglichkeiten seines Einflusses im Arbeitermilieu, dem Einfluss von sozialen, kulturellen und religiösen Rahmenbedingungen auf rechtsextreme Bewegungen sowie den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den historischen und aktuellen Formen rechtsextremistischer Ideologien, Bewegungen und Strukturen. Insofern erstreckt sich der zeitliche Rahmen vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Anliegen ist es, Rechtsextremismus nicht auf seine deutsche Variante zu reduzieren, sondern als internationales Phänomen zu analysieren und zu vergleichen. Die Veranstalter gehen von einem Begriff des Rechtsextremismus aus, der aggressiven Nationalismus und Rassismus mit pluralismusfeindlichen und antisozialistischen Orientierungen sowie autoritären Strukturen verbindet.
Beiträge können sich unter anderem folgenden Fragen und Schwerpunkten zuwenden, ohne sich darauf beschränken zu müssen:

Historische und geistige Quellen des Rechtsextremismus.
Rechtsextreme Strömungen und ihre Resonanz im ArbeiterInnenmilieu vor 1945.
Rechtsextreme Strömungen und ihre Resonanz im ArbeiterInnenmilieu nach 1945.
Rechtsextreme Ideologien und Bewegungen in Europa, Asien und Amerika.
Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Demokratien westeuropäischen Typs.
Rechtsextremismus unter den Bedingungen des Staatssozialismus und nach dessen Zusammenbruch.
Diskurse zum Rechtsextremismus in der ArbeiterInnenbewegung.
Rechtsextreme und rechtspopulistische Bewegungen und Parteien der Gegenwart.

Die Konferenzsprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch. Ein Referat sollte 20 Minuten nicht überschreiten. Für ReferentInnen ist die Unterbringung und Verpflegung kostenlos, die Reisekosten (APEX-Flüge, Bahnfahrten 2. Klasse) werden nach vorheriger Absprache mit dem ITH- Büro in Wien erstattet. Ein Vortragshonorar wird nicht gezahlt. Vorschläge für Beiträge (Titel und kurze Zusammenfassung im Umfang von ca. 300 Worten) sowie einen kurzen Lebenslauf (max. 15 Zeilen) richten Sie bitte bis zum 10. Jänner 2006 an die ITH: ith[a]doew.at

Terminkalender:
Letzter Termin für die Einsendung von Vorschlägen: 10. Jänner 2006
Festlegung des vorläufigen Konferenzprogrammes durch die Vorbereitungsgruppe: 28. Februar 2006
Termin für die Übersendung der Referate: 15. August 2006

Programm

Veranstaltet von der Internationalen Tagung der HistorikerInnen der Arbeiter- und anderer sozialer Bewegungen und der Kammer für Arbeiter und Angestellte Oberösterreich, mit freundlicher Unterstützung von Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Oberösterreichischer Landesregierung, Stadt Linz und Friedrich Ebert-Stiftung Bonn.

 

PROGRAMM

Simultanübersetzung: Deutsch – Englisch – Französisch

Donnerstag, 14. Sept. 2006

9.00 bis 22.00 Uhr:
Anmeldung der TeilnehmerInnen im Bildungshaus Jägermayrhof der AK Oberösterreich, Römerstr. 98, A-4020 Linz

14.00 bis 15.30 Uhr:
Sitzung des Vorstandes und des Internationalen Beirats

15.30 bis 16.00 Uhr: Pause

16.00 bis 18.30 Uhr:
Generalversammlung der Mitgliedsinstitute der ITH

19.00 Uhr:
Eröffnung der Konferenz
durch den Präsidenten der ITH, VertreterInnen der Stadt Linz, der Oberösterreichischen Landesregierung, der Universität Linz und durch unseren Gastgeber, das AK Bildungshaus Jägermayrhof
Verleihung des Herbert-Steiner-Preises zur Förderung wissenschaftlicher Arbeiten auf den Gebieten antifaschistischer Widerstand, Verfolgung, Exil und Geschichte der ArbeiterInnenbewegung.
Empfang des Bürgermeisters der Stadt Linz, Dr. Franz Dobusch, im Jägermayrhof

Referate und Sessionen

Freitag, 15. 9. 2006

ab 9.00 Uhr:
Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch den Präsidenten der ITH, Berthold Unfried

ArbeiterInnen im Nationalsozialismus/Faschismus
(Vorsitz: Jürgen Hofmann, Berlin)

Jürgen Hofmann (Berlin): Arbeitermilieu und Rechtsextremismus. Zu Genesis und Dimensionen eines historischen und aktuellen Problems.
Michael Schneider (Bonn): Arbeiter im “Dritten Reich”: Zwischen Einordnung, Hinnahme und Dissens.
Luigi Ganapini (Milano): Fascist Trade Unions, syndicalism and Working classes in Mussolini’s Italy (1920-1945).

Empfang des Landeshauptmannes von Oberösterreich, Dr. Josef Pühringer, im Jugendgästehaus der Stadt Linz

ab 14.00 Uhr:
Laszlo Marjanucz (Szeged): Arbeiter zwischen Sozialdemokratie und Pfeilkreuzbewegung in Südungarn.
Nigel Copsey (Teesside): Labour and Right-Wing Extremism: United States and Britain in the inter-war period.

Rechtsextremismus und Arbeiterschaft in White Settler Countries
(Vorsitz: Berthold Unfried, Wien)

Lorenzo Veracini (Canberra): Labour and Settler Society.
Wessel Visser (Stellenbosch): Labour and right-wing extremism in the South African context – a historical overview.
Daniel Lvovich (Buenos Aires): Extreme right, social question and the Argentine´s working class in the 20th century.

20.00 Uhr:
Podiumsdiskussion: “Ein neuer Nationalismus oder Internationalismus?”
Kunstuniversität Linz, Hauptplatz 8, 4010 Linz, Hörsaal A, 1. Stock
Veranstalter: International Conference of Labour and Social History, Gesellschaft für Kulturpolitik Oberösterreich, Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Johannes Kepler Universität Linz
Wissenschaftliche Leitung: Thomas Hellmuth, Univ. Linz
Podium:
Horst Helas (Berlin): Nationalismus und Rechtsextremismus in Gewerkschaften.
Marcus Meier (Marburg): Gewerkschaften, fordistischer Staat und Nationalismus.
Christian Schacherreiter (Linz): Interkulturelle Bildung als globale Bildung.
Andre Zogholy, Kultursoziologe und Künstler
Chris Müller, Künstler

Diskussionsleitung:
Wiltrud Hackl (ORF Oberösterreich)

Samstag, 16. September 2006

ab 9.00 Uhr:
Rechtsextremismus und Arbeiterschaft in Westeuropa nach 1945
(Vorsitz: Thomas Hellmuth, Linz)

Fabian Virchow (Marburg): Volks- statt Klassenbewegung. Weltanschauung und Praxeologie der extremen Rechten in Deutschland seit 1990 am Beispiel der “sozialen Frage”.
Sylvain Crépon (Paris): La tentation populiste de la jeunesse d’extrême droite contemporaine. L’exemple des militants du Front national de la jeunesse.
Lampros Flitouris (Ioannina): « L’extrême droite en Grèce actuelle. Les racines et le présent d’un phénomène particulier ».

ab 14.00 Uhr:
Rechtsextremismus und Arbeiterschaft in Transformationsgesellschaften
(Vorsitz: Jürgen Hofmann, Berlin )

Gerhard Botz (Wien): Arbeiter und andere Lohnabhängige im Nationalsozialismus. (Referat verlegt vom Vortag aus dem Panel „ArbeiterInnen im Nationalsozialismus/Faschismus“)
Karl-Heinz Gräfe (Freital): Die Wiedergeburt rechtsextremer Ideologien, Bewegungen und Parteien in Osteuropa seit 1989. Eine vergleichende Betrachtung.
Mariana Hausleitner (München): Der rumänische Rechtsextremismus vor 1945 und seine Rezeption in Rumänien nach 1990.
Allgemeine Schlussdiskussion.

Sonntag, 17. September 2006

Abreise der TeilnehmerInnen nach dem Frühstück

Abstracts

Nigel Copsey (University of Teesside, UK)
Labour and Right-Wing Extremism: United States and Britain in the inter-war period

This paper would be a comparative study of the influence of fascist organisations on labour movements in the United States and Britain in the 1920s and 1930s. It would consider the influence of right-wing extremism on labour in terms of both appeal and opposition. While there have been country-specific studies of various aspects of fascism and anti-fascism in the US and Britain, there is a dearth of cross-Atlantic comparison on this subject.
The starting point would be Italian American Fascism in the early 1920s when groups such as the Fascist League of North America attempted to spread fascism amongst Italian-American communities in various US cities. I would then move on to consider Nazi importations such as the German-American Bund in the 1930s before turning my attention to native fascist movements, such as William Dudley Pelley’s Silver Shirts and Coughlinism. The focus will be on the appeal of these organisations amongst the US labour movement as well as varieties of labour movement resistance. This would take in the role of the CPUSA, the labour unions as well as American-Jewish responses.
A comparison would then follow with Britain. This would consider the appeal to labour of the British Fascists in the 1920s and Mosley’s British Union of Fascists in the 1930s. It would examine labour’s interpretation of fascism as well as the nature of its opposition. As in the United States, there were attempts to export fascism into Britain amongst emigrant communities and this emigrant experience will also be taken into account. The paper would conclude with an overall assessment of the different movements of right-wing extremism in each country in the inter-war period and their respective influence on the working class.

Sylvain Crépon (Université libre de Bruxelles)
La tentation populiste de la jeunesse d’extrême droite contemporaine. L’exemple des militants du Front national de la jeunesse.

Au milieu des années 1990, le Front national de la jeunesse lance une nouvelle thématique idéologique que résume un slogan simple et provocateur : Ni droite ni gauche, Français ! Ce slogan est doublement provocateur. Tout d’abord parce qu’il fait explicitement référence au slogan du Parti populaire français fondé par Jacques Doriot dans les années 1930, sans doute le seul mouvement à avoir incarné un fascisme hexagonal. Ensuite parce qu’il remet en cause le traditionnel clivage gauche / droite par lequel s’est constitué le pluralisme républicain depuis un siècle. Ce qui n’est pas sans provoquer quelques émois au sein même de la mouvance frontiste qui, pour beaucoup de ses partisans, est censée incarner la véritable droite. Ce slogan est apparu dans un contexte qui a vu les représentations des clivages politiques et sociaux devenir effectivement de plus en plus flous dans les représentations de la jeunesse française (A. Muxel, 2001).
Les clivages tant politiques que sociaux sont perçus par les jeunes du FN comme susceptibles de diviser et donc d’anéantir la nation. Face à cela, il serait plus urgent de s’unir autour de ce que les nationaux ont en commun, leur essence originelle envisagée sur un mode ethnique. Dans un monde qui voit les enjeux politiques et sociaux toujours plus complexes et donc hermétiques à l’appréhensions des individus, un discours faisant du peuple un élément enraciné dans son essence originelle est susceptible de revêtir un intérêt non négligeable pour une partie de la jeunesse se sentant exclue des enjeux contemporains. Aussi, elle exclut, en ce qui lui semble être un juste retour des choses, les « élites politiques » de cette essence populaire qu’elle est censée incarner, leur déniant par là toute légitimité à la représenter. Ce qui, dans le même temps, n’est pas sans remettre en cause le principe de la pluralité (H. Arendt, 1995) que les politiques sont censés incarner.

Lampros Flitouris (Université d’Ioannina, La Grèce)
L’extrême droite en Grèce actuelle. Les racines et le présent d’un phénomène particulier

Le retour en force de l’extrême droite en Europe a touché également la Grèce qui a vu l’augmentation de l’influence des partis populistes et le renforcement des appels publics contre l’immigration, l’Union Européenne, les minorités religieuses et ethniques etc. Dans notre communication on essayera à présenter les racines de l’extrémisme politique en Grèce. Les idéales nationales du XIXème siècle et les luttes pour l’unification des territoires peuplées par les Grecs sont les bases pour la formation des premières cellules nationalistes au début du XXème siècle. Le dipôle communisme – anticommunisme, les dictatures politiques et militaires, la crise du parlementarisme, l’antagonisme entre le royalisme et la démocratie libérale et notamment la guerre civile grecque et la période de la guerre froide ont cristallisé les caractéristiques de l’extrême droite du pays qui « flirtait » avec le pouvoir politique de 1945 jusqu’à 1974 et la chute des colonels.
Ces derniers 20 ans, l’extrême droite grecque cherche son identité via l’anticommunisme, le nationalisme et l’accusation du monde politique pour corruption. La chute du bloc soviétique, l’arrivé des nombreux immigrés en Grèce- un phénomène nouveau pour la société hellénique- la perspective européenne de la Turquie, l’indépendance de la République de Macédoine, les changements de la société du pays et la crise des idéologies forment le contexte idéal pour la formation d’un parti populiste. A coté des partis d’extrême droite on trouve des facteurs particuliers qui renforcent les idées populistes et les discriminations comme p.ex. une partie de l’église orthodoxe grecque, la presse populiste et le phénomène des médias crypto fascistes.
Le populisme de l’extrême droite hellénique et la rhétorique provocatrice touche notamment les classes ouvrières. Les changements économiques, l’arrivée des émigrés économiques par les pays de l’Est, les conditions inhumaine de la vie à Athènes ou à Thessalonique, l’absence d’une culture de tolérance dans la société du pays ont construit un terrain idéal pour la promotion des idées racistes, xénophobes et ultraconservatrices.

Luigi Ganapini (Fondazione ISEC – Istituto per la Storia dell’ Età Contemporanea, Milano)
Fascist Trade Unions, syndicalism and Working classes in Mussolini’s Italy (1920-1945)

The paper will deal with the experience of Fascist Trade Unions in Italy, their internal contradictions and discussions, and their relationships with working classes. The paper means to show that Fascist Trade Unions were instruments in the hands of the dictatorship and that they were directed to strengthen a nationalist, totalitarian State, in the framework of the well known international corporatist trend. A leading role was played by syndicalism which, through the experience of the First World War, gave a basic contribution to Fascist theory. During the years of the regime trade unions were set aside, save that hey were brought back in the critical moments: the last two years of the Italian Fascist experience (1943- 1945) gave a clear example of this use. But when, in the years 1920 and 1930, the Trade Unions were not in the limelight they had a more menial, albeit very important function, as they had to bargain with the entrepreneurs; moreover they helped the workers and the members of popular classes to reach poor fringe benefits. This was a complex experience addressed to manipulate the workers’ opinion and to weaken their hostility to fascism. It left important marks in post war Italian Trade unionism: corporatism and patronage system were hard problems to get over for the new antifascist Italy.

Karl-Heinz Gräfe (Freital, Deutschland)
Die Wiedergeburt rechtsextremer Ideologien, Bewegungen und Parteien in Osteuropa seit 1989. Eine vergleichende Betrachtung.

Zwischen Baltikum und Balkan entstanden in der Zwischenkriegszeit von Rom und Berlin beeinflusste faschistischen Bewegungen und nationalistischen Regime (Nationaldemokratie Roman Dmowskis, die Diktaturen Horthys und Antonescus einschließlich der Pfeilkreuzler und Eisernen Garde, die litauische Eisernen Wölfe, die lettischen Donnerkreuzler, die estnischen sog. Freiheitskämpfer samt der autoritären Regime von Smetona, Ulmanis und Päts), die sich auf nationalen Unternehmer und bäuerliche Bevölkerung, Intellektuelle und Militärs stützten. Sie erreichten mit ihren völkisch-nationalistischen, betont antisemitischen Parolen und sozialer Demagogie weniger das schwachentwickelte industrielle und ländliche Proletariat. Die Kollaboration mit Nazideutschland und ihr Anteil an der deutschen Vernichtungspolitik schloss eine Rückkehr dieser Kräfte nach 1945 im sowjetischen Herrschaftsbereich aus, wenn auch Antisemitismus und Nationalismus in der Bevölkerung latent blieben und in Krisen hervortraten.
Erst unter den Bedingungen der Transformation zu bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften seit 1989 restaurierten sich im Zuge des politischen Pluralismus neofaschistische, rechtsextreme Organisationen und Bewegungen, die offen an das faschistische und nationalistische Erbe der Zwischenkriegszeit und Kollaboration anknüpften. Auch die demokratischen politischen Eliten im rechten Parteienspektrum griffen zur Machtlegitimierung auf das faschistisch-nationalistische Erbe der Zwischenkriegszeit und Kollaboration zurück und sahen sich in deren Kontinuität. Diese Geschichtsrevision, die einherging mit einer Abrechnung des Staatssozialismus, rehabilitierte faschistische Bewegungen und nationalistische Diktaturen, verharmloste deren Anteil am Holocaust, förderten das Aufkommen rechtsextremer Parteien, die seit anderthalb Jahrzehnten zu den Trägern völkischer Ideologie und Antisemitismus, aber auch rassistischer Gewalttaten in der gesamten Region wurden.
Auch die mit der ökonomischen Transformation und der EU-Anpassungsstrategie vertieften sozialen Klüfte und nationalen Konflikte sind zu einem dauerhaften Nährboden der rechtsextremen Strömungen geworden. Dort wo Parteien der politischen Linken verschiedener Coleur ihren politischen Einfluss erweiterten (Tschechien, Ungarn), ist das Wählerklientel der extremen Rechten in den Zentren der Industriearbeiter marginal. In anderen Ländern konnte die extreme Rechte infolge der neoliberalen Politik ihren Einfluss zeitweilig erweitert oder ein Machtkartell errichten (Slowakei, Polen). Aber auch hier gelang es ihr nicht generell, das Wählerpotential in den Zentren der Massenarbeitslosigkeit für sich zu gewinnen. Ansätze einer linken Strategie gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zeichnen sich ab.

Mariana Hausleitner (Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, LMU München)
Der rumänische Rechtsextremismus vor 1945 und seine Rezeption in Rumänien nach 1990

Im Agrarland Rumänien spielte die Arbeiterbewegung eine untergeordnete Rolle. In der Ceausescu-Ära behaupteten die Historiker, die Sozialdemokraten hätten sich vor 1918 vor allem für die Erweiterung des Nationalstaates eingesetzt. Nach 1990 wurde betont, dass die linke Bewegung vor allem aus ethnischen Minderheiten bestand, die nach 1918 irredentistische Ziele verfolgten. Die Faschismus-Analysen der Sozialdemokraten Rumäniens sind bis heute kein Thema.
Einige Historiker der Arbeiterbewegung widmeten sich nach 1993 im staatlich finanzierten „Nationalen Institut zum Studium des Totalitarismus“ vor allem der Popularisierung der Ideen von Rechtsextremisten, die in den 1930er Jahren recht erfolgreich Bauern mobilisiert hatten. Der 1938 ermordete Führer der Eisernen Garde, Corneliu Codreanu, wurde auch zum Idol vieler Studenten nach 1990. Sie griffen vor allem seine Kritik an der schlechten Finanzlage der Universitäten auf, die Parallelen zu ihrer Situation aufwies.
In Konkurrenz zu dieser Strömung bemühte sich die Partei Großrumänien um die Rehabilitierung von Marschall Ion Antonescu. Er war zusammen mit der Eisernen Garde 1940 an die Macht gekommen und hatte diese im Januar 1941 ausgebootet. Als Kriegspartner des Deutschen Reiches initiierte er eine ethnische „Säuberung“, der über eine Viertelmillion Juden und Roma zum Opfer fielen. Da er 1946 hingerichtet worden war, galt er nach 1990 als Opfer der Kommunisten: Grosse Straßen wurden nach ihm benannt und Standbilder aufgestellt. Dieser Kult trat erst durch Rumäniens Orientierung auf die Integration in die NATO und EU in den Hintergrund. 2003 beauftragte der Staatspräsident eine internationale Kommission unter der Leitung des Schriftstellers Elie Wiesel, die von Antonescu initiierten Großverbrechen an Juden, Roma und anderen zu untersuchen. Nach Vorlage des Berichtes Ende 2004 zeichnete der Präsident einerseits die Sprecher der Kommission mit einem Staatsorden aus und kurz danach auch einige der bekanntesten Verehrer Antonescus aus der Partei Großrumänien. Nachdem Wiesel und andere die Orden unter Protest zurückgegeben hatten, verschwand dieses Thema aus der öffentlichen Debatte.

Jürgen Hofmann (Berlin)
Arbeitermilieu und Rechtsextremismus. Zu Genesis und Dimensionen eines historischen und aktuellen Problems.

Die Revitalisierung rechtsextremer Ideologien, Bewegungen und Parteien in der Gegenwart verlangt danach, sich historischer Erfahrungen zu vergewissern und nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen historischen und aktuellen Erscheinungen des Rechtsextremismus zu fragen. Obwohl zum Rechtsextremismus eine fast unüberschaubare Literatur vorliegt, muss das Thema unserer Konferenz eher als unterbelichtet gelten. Auffällig ist, dass die neueren Phänomene des Rechtsextremismus fast ausschließlich unter soziologischen und politikwissenschaftlichen Fragestellungen untersucht werden, während sich die Geschichtswissenschaft vornehmlich auf den staatlich institutionalisierten Rechtsextremismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und damit auf Europa und besonders auf Deutschland fokussiert.
Rechtsextreme Bewegungen erlangen vor allem im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Krisen und Umbruchsituationen politischem Einfluss, sind aber kein genuines Produkt der Arbeiterbewegung. Ihr Führungspersonal rekrutierte sich zunächst vor allem aus der Kreisen des Militärs sowie monarchistischer und vaterländischer Verbände. Sie konnten nach dem 1. Weltkrieg auf reaktionäre und ultrakonservative Ideologien und deren Strukturen zurückgreifen, die bereits seit längerem verbreitet und auch in der Arbeiterschaft nicht ohne Einfluss geblieben waren. Nationalismus, Rassismus, Kolonialismus, Sozialdarwinismus, Autoritarismus und Militarismus boten hinreichend Versatzstücke für rechtsextreme Weltbilder, die zugleich Herrschaftsentwürfe bzw. Herrschaftspraktiken zum Ausdruck brachten. Sie bilden noch heute die Schlüsselideologien des Rechtsextremismus. Der Übergang vom monarchistisch geprägten Untertanengeist und der Königs- bzw. Kaiserverehrung zum „Führerkult“ konnte sich vielfach gleitend vollziehen. Der Antisemitismus hatte eine Jahrhunderte lange Tradition in fast allen Ländern Europas. Nationalistische Herrschaftsansprüche, die Unterdrückung bzw. gewaltsame Assimilierung von Minderheiten und koloniale Ausbeutung waren und sind immer noch weltweit verbreitet. Obwohl die kulturelle und geistige Vorgeschichte des Rechtsextremismus teilweise weit in die Geschichte zurückreicht, sollte seine Entstehung in den Ereignissen und Prozessen nach dem 1. Weltkrieg verortet bleiben.
Der Einfluss des Rechtsextremismus auf die Bevölkerung und das Arbeitermilieu ist nur aus der Gesamtheit sozialer und politischer Konflikte, kultureller und historischer Prägungen sowie ideologischer Deutungsmuster zu erklären. Historische wie aktuelle Erfahrungen weisen darauf hin, dass vorwiegend materielle und soziale Ängste, Verunsicherungen und Perspektivlosigkeit die Annäherung an Rechtsextremismus begünstigen. An die Stelle tatsächlicher, in sozialen und politischen Herrschaftsverhältnissen begründeter, Ursachen treten „Sündenböcke“, deren Ausgrenzung und Bekämpfung die angebliche Lösung verspricht. Mit wachsendem Abstand zum 2. Weltkrieg verstärkt sich die Tendenz geschichtsrevisionistischer Entschuldung des Rechtsextremismus und der Widerbelebung ideeller und struktureller Traditionen aus der Zeit vor 1945.
Rechtsextremismus ist eine internationale Erscheinung. Dies gilt für den historischen Rückblick wie für den aktuellen Befund. Unter den Bedingungen der Globalisierung und neoliberalen „Modernisierung“ ist eine Differenzierung des Rechtsextremismus in einen traditionalistischen und einen eher modernistischen Flügel zu beobachten. Während der eine auf die Globalisierungsverlierer reflektiert, sieht der andere eher in den Gewinnern und Aufsteigern sein Klientel. Die enormen sozialen Polarisierungen innerhalb und zwischen den Gesellschaften bilden einen neuen Nährboden für Extremismus und Demokratieabbau. Die Gefahr eines „Jahrhundert des Autoritarismus“ (Dahrendorf) ist deshalb für das 21. Jahrhundert nicht auszuschließen.

Daniel Lvovich (Co-Author: Mariela Rubinzal) (Universidad Nacional de General Sarmiento, Buenos Aires)
Extreme right, social question and the Argentine’s working class in the 20th century

The Argentine’s extreme right of the 20th century recognizes two fundamental trends. The first of these slopes, originated in the first decades of the 20th century and crystallized in organizations like Liga Patriótica Argentina, formed in 1919, could be defined like conservative authoritarian. Some of these organizations that received the name of nationalistas in 1930 decade could be attributed to this trend, characterized by the traditionalism and the adscription to the integrist Catholicism. These groups continued the aristocratic-xenophobic characterization of the “social question” as it was formulated by the liberal-conservative elite since late 19th century, that attributed the existence of all social conflicts to foreign agitators. Thus, to face the demands and strikes of the workers, the most common attitude of this sector of the extreme right was to reclaim the State the suppress of all labour conflicts as well as take into its own domain the assumption of violent interventions against this conflicts. The violent actions – both rhetoric and physical – became more inflamed if there were among the social actors leftists activists and Jewish workers
The second slope, whose one of its first expressions could be traced back to the mid 1930´s, could be defined as a revolutionary right. Some of its characteristics are comparable with the European fascist movements. By the end of that decade, the main extreme right organization of Argentina was the Alianza de la Juventud Nacionalista, although it’s possible to find other groups that preceded it. Without abandoning their bonds with Catholicism, these sectors held an anticonservative rhetoric as well as antiliberal and antileftist. With strong antiimperialist tones, this movements defended anticapitalist positions and included in their programs such things like agrarian reform and workers´ share in the companies´ profits. Decided to dispute with the Left their predominance over the working class, they created nationalist trade unions of workers from different branches and activities. In a context of a remarkable growth of the Argentinean working class due to the industrialization process and its consequent substitution of importations, the nationalist trade unionism was a minority in relation to the leftist trade unionism, but certainly not irrelevant. They faced the influence of the Left in the workers´ world through trade unions, demonstrations on Workers´ day, street conferences held in blue collar neighbourhoods as well as participations in strikes. It was the first time that Right and Left wing forces converged in the same urban spaces and struggled for the representation of the same social actor, which is to say, the workers and the popular sectors.
In the 1940 decade, the conservative authoritarian tradition would reject Peronismo because of its plebeian origins and because of the democracy that implied populism, while part of the revolutionary right joined Peronismo in subordinated positions. However, both traditions would not disappear. Since the fall of Peronismo in 1955, members of the conservative authoritarian extreme right were involved with relevant governmental posts in military as well as in civilian administrations. For their side, the revolutionary right – through organizations like Movimiento Nacionalista Tacuara- attempted since late 1950´s to go deeper in the influence over the working class, taking part in strikes and factories takeovers. Some of the members of this sector would join in the following decades other expressions of the extreme right, but many other members of this revolutionary right of 1950´s and 1960´s would end up by joining the lines of revolutionary nationalist or leftist movements.

László Marjanucz (Universität Szeged)
Arbeiter zwischen Sozialdemokratie und Rechtsextremismus in Südungarn

Unter Arbeiter wurde auf der Tiefebene vor allem ein Tagelöhner in der Landwirtschaft, ein Agrarproletarier ohne Boden verstanden und nicht ein Lohnarbeiter in der Fabrik. Die Landwirte gehörten nicht nur zur Bevölkerung der Dörfer, sondern sie waren auch Stadteinwohner. Die sog. Landesstädte (Diese Städte hatten Verwaltungsrechte wie eine Stadt, aber sie hatten einen Dorfcharakter.) wie z.B. Hódmezovásárhely, Szentes und Makó, aber auch Szeged, das nicht zu dieser Kategorie gehörte, verfügten über eine große Agrarbevölkerung. Die letztgenannte war gleichzeitig wegen seiner bedeutenden Fabrikindustrie eine der Hochburgen der Sozialdemokraten im Land. Aus der Besonderheit der gesellschaftlichen Struktur ergab sich, dass die sozialdemokratischen Landarbeiter, die im Jahr 1919 den verstaatlichenden Rat nicht anerkannten und gegen das Direktorium politisierten, schon bei der Jahrhundertwende eine bedeutende Rolle spielten.
Der politische Kampf für den Gewinn der Arbeiter in den 20er Jahren entwickelte sich stärker unter der Christlich-Sozialistischen Partei und der Sozialdemokratischen Partei. Die vorherige versuchte die organisierten Arbeiter offen abzuringen und sie führte eine arbeiterunterstützende Politik sowie sie hat greifbare Vorteile (Lebensmittel, Brennholz, Kleidungstücke usw.) für die eintretenden Mitglieder gesichert. Die MSDP (Ungarische Sozialdemokratische Partei), als eine ältere Partei und als die eher den politischen Kampf bevorzugte Partei hat ihren Vorrang durch ihre progressive Geisteshaltung und ihr fachliches Niveau unter den organisierten Arbeitern bewahrt.
Zum ersten Konflikt zwischen den Rechtsradikalen und Sozialdemokraten kam es auch erst Anfang der 20er Jahre. Die radikale Rechte hat die Judenfrage anders interpretiert, wobei sie auf den Revolutionen und den gesellschaftlichen Erschütterungen wegen Trianon basiert hat. Nach ihrer Auffassung war der Jude mit Liberalismus, Oktobrismus und im Allgemeinen mit jedem destruktiven Geist gleichzusetzen. Als Beweis des verbürgerlichten Geistes in Szeged ist zu nennen, dass bei den Wahlen in 1922 Gyula Peidl den Gegner der Regierungspartei mit großem Vorsprung besiegt, während die rechtsradikale Politik keine Bedeutung mehr hatte.
Wegen der Krise in den 30er Jahren ergab sich eine neue Situation, das heißt, die Regierung versuchte den Konservatismus rechtsorientiert zu lenken. Der Widerstand gegen die Rechten von der SDP (Sozialdemokratische Partei) äußerte sich in der Regierungskritik. In 1933 erklärte Anna Kéhly in Szeged, dass die Bevölkerung große Hoffnungen auf die Gömbös-Regierung hätten und sie werde es auch nicht bereuen, wenn nicht die Demokratie, sondern der Faschismus komme, weil das Wichtigste sei, die Krise zu überleben. Die SDP wollte es verhindern und deshalb hat sie ein sog. Dorfprogramm ausgearbeitet, dessen wichtigste Elemente die Bodenreform und die Besteuerung des Kartells waren, aber ihr Hauptprogramm blieb weiterhin das allgemeine und geheime Wahlrecht. Bei den Wahlen in 1935 hat sie aber auf der Abgeordnetenliste keinen Landwirt aufgenommen und deshalb hat sie in den Bezirken der Vorstädte verloren.
Die Tätigkeitsbedingungen der SDP in der Stadt unterschieden sich von den Umständen auf dem Lande. Auf dem Lande konnte sie wegen des Bethlen-Peyer-Paktums nicht politisieren. Die außergesetzlichen Linksradikalen (Kommunisten) versuchten aber die arme Agrarbevölkerung auf dem Lande zu organisieren, aber dies ist wegen Mangel an „Empfangsfähigkeit“ nicht gelungen. Der Auftritt der legalen, volkstümlichen linksradikalen Organisationen (wie Verband der Landwirte, Ungarische Arbeiterpartei) brachte doch keinen Erfolg mit, weil es ihnen nicht gelungen ist, Förderer zu finden.
Die Regierung hat in 1930 die Tätigkeit der SDP auf dem Lande bewilligt, weil sie dadurch die immer häufigeren Bewegungen der Landwirte legal machen wollte. Die SDP hat keine Zellen in den Dörfern gegründet, sondern Landarbeiter-Gewerkschaften, in die auch viele Kleinwirte in den Komitaten auf der Südlichen Tiefebene eingetreten sind. Die Regierung hat die erfolgreiche Ausbreitung der Organisationen und der Politik satt bekommen. Die SDP, die damit „beauftragt“ war, die gefährlichen Bewegungen der Landwirte zu depolitisieren und ihre Interessenschutzcharakter hervorzuheben, wurde ein unangenehmer, ländlicher, politischer Faktor, deshalb wurde ihre Tätigkeit unmöglich gemacht. Die SDP ist vom Lande wieder zurückgezogen und sie hat ihre Organisationen in den Dörfern allein gelassen. Für ihre Stellen sind rechtsradikale Gruppen getreten wie z.B. die sog. Gruppe Sense-Kreuz. Formal kann es so verstanden werden, dass die Sozialdemokraten zur Sense-Gruppe geworden sind, aber das ist die vereinfachte Erklärung der gesellschaftlichen Bewegung. Die faschistischen Organisationen basierten nämlich nicht direkt auf den sozialdemokratischen Organisationen, sondern sie sind neben ihnen, an den meisten Orten sogar nach der Auflösung der sozialdemokratischen Organisationen gegründet worden. In dem ungarischen Dorf haben sich die rechtsradikalen Parteien erst nach 1933 verstärkt. Sie haben vor allem die Siedlungen aufgesucht, wo die Sozialdemokratische Partei früher gut ausgebaute Organisationen gehabt hat und der Widerstand der Regierung gegenüber wurde für ihre „wahre oppositionelle Arbeiterpolitik“. Da die Rechtsradikalen von der SDP das nicht bekommen haben, was sie erwartet haben (nämlich das sofortige Abschaffen der Armut), haben sie bei den radikalen Rechten den Sozialismus gesucht.
Ähnliche Prozesse sind auch im Gehöftleben in Szeged abgelaufen. Die SDP hat in den Krisenjahren erkannt, dass die Bevölkerung aus den Außenbezirken politisch gesehen eine bedeutende Rolle hat und sie hat Organisationen in den größeren Dörfern gegründet. Sie waren aber nur während der Wahlen tätig, dann haben die Parteien Wahlbüros aufgestellt, unter denen auch die SDP, die aber zu dem Zeitpunkt ihre politische Tätigkeit in den Dörfern begrenzt hat.
In 1938 hat die Pfeilkreuz-Partei die Mehrheit ihrer Organisationen in den Dörfern gegründet, in die ganze sozialdemokratische Organisationen eingetreten sind, sogar einige Mitglieder haben auch leitende Positionen bekommen. Die Mitglieder sind von der SDP auch hier wegen Enttäuschung abgefallen.
Der wichtigste politische Widerstand in der Innenstadt lag in 1939 zwischen der christlichen Arbeiterbewegung, der Berufsorganisation und der SDP. Das gegeneinander Politisieren hat dabei geholfen, dass die Pfeilkreuz-Partei in Szeged in 1939 Mandant bekommen hat. Die SZDP hat die Botschaft für die Pfeilkreuz-Partei formuliert, indem sie gesagt hat, dass die gesellschaftliche und politische Ordnung nur durch festes Programm und die Verfassung aufrechterhalten werden kann.
Die Pfeilkreuz-Partei hat bei den Wahlen 1939 ein besonders gutes Ergebnis gehabt. Sie hat ihre auf gesetzliche Art und Weise gewonnene politische Macht zur Beeinflussung der regierenden Parteien benutzt. So ist es ihnen gelungen, ihr Willen bei der Durchführung der Judengesetze zur Geltung zu bringen. Aber ihr ist wegen dem Widerstand der Regierungsparteien nicht gelungen, den rechtsradikalen Zusammenschluss über die Parteien und parallel damit das Verbieten der SDP zu verwirklichen. Dementsprechend begann die Pfeilkreuz-Bewegung ab 1942 zu verfallen und sie konnte ihre politische Bedeutung nicht einmal während der deutschen Besetzung zurückgewinnen.
Der Kampf zwischen der SDP und der Rechtsradikalen in Makó ist wichtig, weil die Pfeilkreuz-Partei eine größere Macht vertreten hat als in den anderen Städten der Region. Von den 300 gewählten Mitgliedern der Nationalen Sozialistischen Partei kamen 200 aus Makó. Erfolgreichen Kampf konnte nur die verbündete Opposition gegen sie führen, deshalb ist die SDP in die Märzfront eingetreten. Der SDP ist zu verdanken, dass das Ziel der Märzfront, die Regierungspartei zu besiegen, zur Beseitigung der durch die Pfeilkreuz-Partei verursachten gesellschaftlichen Gefahr wurde. Die mit ihr verbündeten Oppositionen haben die rechtsradikale Bewegung vor allem als eine Gefahr für die nationale Unabhängigkeit interpretiert, da die Oppositionen die Rechtsradikalen für die lokalen Exekutiven der aus Deutschland geleitete Propaganda gehalten haben.
Die Zusammenarbeit der Oppositionen ist seit 1938 vor allem wegen der Judenfrage lockerer geworden. Nicht nur die Landarbeiter, aber auch die Kleinwirte haben den Vorrang der Bodenteilung betont und sie sich denjenigen angeschlossen, die als wichtigste Aufgabe den Bodenanspruch der armen Bauer genannt haben. Die Judenfrage war mit dem Problem in dem Sinne verbunden, dass die Landwirte das durch die Juden verursachte Leid für die größte nationale Gefahr gehalten hat. Während sehr viele von den Kleinwirten in die Ungarische Partei (Hungarista Párt) eingetreten sind, hat sich die SDP an ihrer Strategie festgehalten: Sie wollte die wahren Ziele der Pfeilkreuz-Partei aufdecken. Dank dessen begann die Mitgliederzahl der Partei seit Ende 1942 wieder zu steigen, und bis Kriegsende ist die Mitgliederzahl siebenter größer geworden.

Michael Schneider (Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert-Stiftung, Bonn)
Arbeiter im „Dritten Reich“ – zwischen Einordnung, Hinnahme und Dissens.

Wer sich mit dem Verhältnis von Arbeiterschaft und Rechtextremismus befasst, kann an der Frage nach der Stellung „der“ Arbeiterschaft im und zum „Dritten Reich“ nicht vorbeigehen; denn gerade hier lässt sich am konkreten historischen Beispiel nicht nur das Werben einer rechtsextremen Bewegung „an der Macht“ um die Arbeiterschaft, sondern lassen sich auch die unterschiedlichen Einstellungen und Verhaltensweisen von Arbeitern und Arbeiterinnen gegenüber rechtsextremer Politik analysieren.
Ziel des Beitrages ist es, Dissens und Konsens in der Arbeiterschaft, nicht der Arbeiterschaft zu rekonstruieren, und zwar je nach den unterschiedlichen Politik- und Erfahrungsbereichen. Das Spektrum reicht vom alltäglichen und persönlichen sozio-ökonomischen Lebensumfeld über die Außenpolitik und die Person Hitlers bis zu den weitestgehend „beschwiegenen“ Terror- und Unterdrückungsmaßnahmen. Zudem wird ein breiter Bereich sozusagen „grundsätzlichen“ Konsenses beleuchtet, zu dem z.B. die auch in weiten Kreisen der Arbeiterschaft verbreitete Ablehnung des Versailler Vertrages und die Befürwortung der Volksgemeinschafts-Ideologie gehörten. Schließlich bildeten auch bestimmte Grundwerte eines spezifisch deutschen Tugendkatalogs, zu dem Kameradschaftsgeist, Verlässlichkeit und Treue, auch Pflichterfüllung, Leistungsdenken, Ordnung und Disziplin zählten, Einfallstore für die Zustimmung zu Elementen der nationalsozialistischen Ideologie.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Nischen sowie die sozialdemokratischen bzw. kommunistischen und katholischen sozio-kulturellen (Arbeiter-)Milieus, die freilich eine doppelte Funktion hatten: Mit ihren dichten Kommunikationsstrukturen bewirkten bzw. erleichterten sie zum einen vielfach die (Selbst-)Immunisierung gegen nationalsozialistische Parolen und boten zugleich, solange sie noch intakt waren, die zwischenmenschliche Vertrauensbasis, auf die „freier“ Meinungsaustausch und die Vorbereitung von oppositionellem Handeln angewiesen waren. Zum anderen bot die jeweilige Wertordnung in den sozio-kulturellen Milieus durchaus Anknüpfungspunkte für nationalsozialistische Ideologieelemente. Festzuhalten aber ist: Die Milieus waren eine zentrale Voraussetzung für die Herausbildung von Widerstandsaktivitäten, zu denen sich indessen nur eine kleine Minderheit entschloss. Der politische Widerstand, auch der aus der zerschlagenen Arbeiterbewegung, war nicht breit in der Arbeiterschaft verwurzelt. Allerdings erwiesen sich die Milieugrenzen als stark genug, die Herausbildung einer die Angehörigen unterschiedlicher Milieus zusammenfassenden Oppositions- oder Widerstandsbewegung weitestgehend zu verhindern.
„Die“ Arbeiterschaft war also weder ein „Hort des Widerstandes“ gegen das nationalsozialistische Regime noch dessen „soziale Hauptstütze“. Zwar war der Anteil von Personen und Gruppen aus Arbeiterschaft und Arbeiterbewegung an der politischen Gegnerschaft gegen das NS-Regime überproportional groß. Doch die Mehrheit der Arbeiterinnen und Arbeiter hat sich – bei allem Missmut – mit den Verhältnissen arrangiert, was faktisch zum Mitmachen bei den alltäglich geforderten Gefolgschaftsleistungen, zur Mitnahme der als akzeptabel geltenden Regime-Angebote und zur Hinnahme der Herrschaft der Nationalsozialisten führte. Diese Haltung war nicht die von den Nationalsozialisten erwartete aktive Unterstützung ihrer Politik, aber gewiss auch kein Beitrag zur Destabilisierung des Regimes.

Lorenzo Veracini (Australian National University, Canberra)
Labour and Settler Society

Settler colonial projects and practices have coherently endeavoured to establish regenerated and hierarchically organised communities and polities in a number of ‘neo-European’ locales. The question of labour – its ethnic composition, its mobilisation, its organisation, its management, its ‘conquest’, and, most importantly, its remaining an inherently non-revolutionary force – has been one essential element in the development and articulation of what can be ultimately understood as an autonomous political tradition.
This paper attempts an inclusive overview of the ways in which a number of settler colonial experiences have endeavoured reproducing agrarian idylls capable of making old-world strife vanish and ‘wastelands’ bloom. Developing settler communities and their polities should conform to a number of idealtypical expectations: appropriate circumstances for the deployment of (and reward for) labour had to be established. Ongoing reflection on these issues has characterised all settler colonial formations, from Puritan Massachusetts, to Jacksonian ‘frontiers’, Wakefield’s experiments at ‘systematic colonisation’, Chartist, Fourierist and Zionist cooperative colonisations, and many, many more.
The attempt to establish exclusive and integrated, hierarchical and/or egalitarian, ‘settled’ and declaratively ‘classless’ communities in settler colonial locales where ‘men’ could fulfill their potential would appeal to European populisms and fascisms. They would look at the ways in which settler projects build communities, patrol their ethnic borders, and prevent class based strife from entering the political arena, and they would like it. They would also attempt to reproduce aspects that are typically characteristic of settler political circumstances. The interface between images of regenerative experiences on various frontiers and right wing extremism has been a relatively neglected area of intellectual inquiry.
This paper will refer to, for example, Italian fascists’ imaginings of Abyssinia as a colony of settlement and as a ‘gymnasium’ for fascism’s ‘new man’, who had to be a ‘settler man’, and refer to recent scholarship on the ways in which Nazism intended to shape (and tried to shape) colonial policies in different locales according to various perceptions of settler colonial circumstances. My analysis, however, would not be limited to fascisms, and one of the points of my approach would be to emphasize that a settler colonial register interacts with a varied array of political imaginings, including left wing and/or populist ones.

Fabian Virchow (Zentrum für Konfliktforschung, Philipps-Universität Marburg)
Volks- statt Klassenbewegung. Weltanschauung und Praxeologie der extremen Rechten in Deutschland seit 1990 am Beispiel der ›soziale Frage‹

Die extreme Rechte in Deutschland hat die sog. ›soziale Frage‹ (wieder-)entdeckt. Während sich ein Teil der extremen Rechten dabei im Kern neoliberal orientiert und im Sinne eines mit fremdenfeindlichen Stereotypen unterfütterten ‘autoritären Neoliberalismus’ nach Anschlussmöglichkeiten an konservative Parteien sucht, gibt sich der Flügel rund um die NPD und neonazistische Netzwerke betont ‘anti-kapitalistisch’ und inszeniert sich als Vertreterin der Interessen der ›kleinen Leute‹, zum Teil gar explizit ›der Arbeiter‹. Beide Strömungen eint die diffamierende Kritik an der Gewerkschaftsbewegung.
In der öffentlichen Propaganda wie in den eher auf die eigene Anhängerschaft zielenden Publikationen werden die gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiterbewegung als ‘marxistisch’, ‘internationalistisch’ und ergo ‘ausländerfreundlich’ diffamiert. Zugleich finden sich in der Beschreibung und Bewertung sozial- und arbeitsmarktpolitischer wie arbeitsrechtlicher Maßnahmen der Regierung zahlreiche Ähnlichkeiten zu kritischen Stellungnahme anderer gesellschaftlicher Akteure, etwa der Gewerkschaften.
Die fortbestehende Massenarbeitslosigkeit stellt das Hauptthema der Agitation der extremen Rechten dar. Vereinzelt wurden vor Unternehmen, die Entlassungen angekündigt hatten, Kundgebungen durchgeführt. Zwar finden sich einzelne Stellungnahmen gegen Flexibilisierung bei Arbeitszeit und Kündigungsschutz, konkrete Forderungen und Aktivitäten leiten sich daraus jedoch nicht ab. Mit – bei Demonstrationen getragenen – Transparentaufschriften wie »Arbeit für Millionen statt Profite für Millionäre«, »Sozialabbau nicht mit uns« oder »Für die Enteignung und Verstaatlichung von Großkonzernen und Banken! Nationalen Sozialismus durchsetzen!« wird versucht, an Befürchtungen und soziale Problemlagen großer Teile der Bevölkerung anzuschließen und diese nationalistisch, antisemitisch und völkisch zu wenden.
Insbesondere die derzeit in/um die NPD und neonazistische Bewegungsakteure aktive extreme Rechte verfolgt ein politisches Konzept, das als ›Weltanschauung der Tat‹ zu charakterisieren ist. In diesem Sinne werden auch Demonstrationen und öffentliches Auftreten (Praxeologie) als eigenständiger Faktor in der Analyse und Bewertung berücksichtigt.

Wessel Visser (University of Stellenbosch, South Africa)
Labour and Right-Wing-Extremism in the South African context – A historical overview

The (white) right-wing of the South African labour movement originated from a historically colour and skills-divided working class and from a political tradition in Afrikaner politics based on nationalism and the ideals of creating a sovereign Afrikaner volkstaat (people’s state). It became militant relatively soon after its formation playing a pivotal role in South Africa’s biggest and bloodiest industrial upheaval of the 20th century, the 1922 miners’ strike. A major result of this industrial action was the election victory of a pro-white worker government in 1924. White workers’ rights and privileges were implemented by legislation based on the entrenchment of white job security in labour and industrial structures after which the right-wing’s influence on labour issues diminished temporarily for the next four decades. For several years therefore the right-wing remained dormant and docile as far as labour activism was concerned. Most right-wing trade unions such as the Mineworkers’ Union (MWU) and the Iron and Steel Union were represented in the South African Confederation of Labour that was supportive of and subservient to the National Party government with its policy of apartheid and labour segregation.
However, labour reforms in the late 1970’s, which led to official state recognition of black trade unions and the abolishment of white job reservation, led to renewed right-wing reaction in what was conceived as a concerted “onslaught” by the government, capitalist corporations and black trade unions on the job positions of white workers In its efforts to resist these labour and later also political reforms, which would eventually lead to the formation of a new democratic dispensation in South Africa in 1994, the labour right-wing would resort to various tactics. These tactics included the formation of overarching (white) trade unions, joining forces with right-wing political parties such as the Herstigte Nasionale Party (Reformed National Party) and the Conservative Party, demonstrations and strikes, which at times became violent, and even acts of sabotage, in a vain effort to thwart the realization of the inevitable change of the South African labour and political landscape. The right-wing aimed at either undoing the dismantling of the structures of apartheid through democratic means by gaining a political majority during elections, or alternatively, to create a separate Afrikaner volkstaat that would employ only volkseie (people’s own) (white) labour. The MWU was probably the most prominent union in the history of right-wing labour in South Africa but would change its strategy and reinvent itself completely since 1994 to adapt to the challenges and demands of a post-apartheid labour dispensation. In recent years a new form of right-wing extremism has appeared on the South African political scene and manifested itself in the Boeremag which committed some acts of sabotage. However, police arrests of pivotal members of this new phenomenon of white extremism have resulted in pending sabotage trials.

Gerhard Botz (Universität Wien und Ludwig-Boltzmann-Institut für Historische Sozialfwissenschaft, Wien)
Arbeiter und andere Lohnabhängige im Nationalsozialismus

Der österreichische Nationalsozialismus durchlief in seiner bereits um die vorletzte Jahrhundertwende beginnenden Geschichte strukturell unterschiedliche Phasen, sodass es verfehlt wäre, ihm eine einheitliche sozialstrukturelle Charakteristik zuzuschreiben. Beginnend als politischer Arm der deutschnationalen Gewerkschaften in Böhmen war er zunächst vor allem eine Partei der öffentlichen und privaten Angestellten, in der es auch einen zahlenmäßig zunehmenden Block Selbständiger und eine starke Überrepräsentation von in Freien Berufen Tätigen und Studenten gab. Dies ist eine Eigenart, die dem österreichischen Nationalsozialismus noch bis in die frühen 1930er Jahre nachhing und ihn von der deutschen NSDAP, nicht jedoch immer von ost(mittel)europäischen faschistischen Bewegungen unterschied.
Abgesehen von der wenig erforschten frühfaschistischen Welle während der Inflationskrise in den frühen 20er Jahren weitete sich sein Sozialprofil erst auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise tendenziell in Richtung einer „catch-all-party“ aus, indem vermehrt Arbeiter, weniger stark auch Bauern angezogen wurden. Stark abhängig von den unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen in der Illegalitäts-Periode und nach der Machtübernahme behielt die Sozialstruktur der NSDAP diese Charakteristik in schwankendem Ausmaß bei, auch als die oberste NS-Führung zunehmend versuchte, die berufsspezifischen Disproportionalitäten auszugleichen und die Partei zu einer politischen (Elite-) Organisation zu machen, die alle Berufsgruppen des „deutschen Volkes“ einigermaßen proportional abbildete.
Die NSDAP war nie eine „Kleinbürgerpartei“, nur anfangs fast so etwas wie eine Partei der „neuen Mittelstände“, niemals war sie, wie heute manchmal modisch gesagt wird, eine reine Arbeiterpartei. Sie war eine nationalistische und antisemitische Sammelpartei, in der die verschiedene Schichten und Klassen im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung unterschiedlich stark vertreten waren.
Eindeutiger ist das geschlechts- und altersspezifische Bild der NSDAP. Sie war eine „Männerpartei“, in die erst mit ihrem quantitativen Wachstum und ihrer Regime-Reglementierung Frauen vermehrt Eingang fanden. Sie war immer auch relativ jugendlich, jedenfalls hinsichtlich ihrer Mitglieder jünger als die meisten anderen Parteien. Da vor allem die Geburtsjahrgänge zwischen 1894 und 1913 überrepräsentiert waren, ist war jedoch eher eine generations- als eine altersspezifische Partei.
Diese Charakteristika des österreichischen Nationalsozialismus treten – generalisierend gesagt – umso deutlicher hervor, je höher der Partizipationsgrad an der NS-Politik war, also bei den Militanten und Funktionären, sie verschwimmen eher bei der Wählerschaft. Je nach Region, Milieu und Stadt oder Land wechselte die NSDAP chamäleonartig ihr sozialstrukturelles Aussehen, obwohl sozusagen ihre dominante Farbe nur selten ins Schwarz der Landbevölkerung und fast nie ins Rot der Industriearbeiterschaft spielte.
Kurz: Die österreichische NSDAP war vom Zeitpunkt ihres Massendurchbruchs an eine ungleichmäßig erfolgreiche Sammel- und Protestpartei, die zwar alle Schichten und Klassen anzog, aber Arbeiter und Bauern unterrepräsentierte, Angestellte und Beamte stark, Selbständige eher schwach überrepräsentierte, sie war eine „asymmetrische Volkspartei“.

TeilnehmerInnen

Anzengruber Grete, Wien, Austria
Benser Günter, Förderkreis Archive u. Bibliotheken zur Geschichte d. Arbeiterbewegung, Germany
Bois Marcel, Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, Germany
Botz Gerhard, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien, Austria
Buckmiller Michael, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hannover, Germany
Chung Hyun-Back, Department of History, Sung Kyun Kwan University, Seoul, Korea
Cohen June M., Socialist History Society, Great Britain
Copsey Nigel, School of Arts and Media, University of Teesside, Great Britain
Crépon Sylvain, Université Paris X Nanterre, France
Dinböck Alexander, AK Oberösterreich, Austria
Eiber Ludwig, München, Germany
Flitouris Lampros, University of Ioannina, Greece
Franc Martin, Ústav pro Soudobé dejiny AV CR, Czech Republic
Gabriel Rupert, AK Oberösterreich, Austria
Ganapini Luigi, Università di Bologna, Fondazione ISEC, Italy
Garscha Winfried, ITH, Austria
Gräfe Karl-Heinz, Rosa Luxemburg Stiftung, Germany
Grages Christian, Hannover, Germany
Groppo Bruno, CNRS, Université de Paris I, France
Hagmayr Josef, AK Oberösterreich, Austria
Hagmayr Miriam, Wien, Austria
Hapák Pavel, Inštitút Vzdelávania Odborov Slovenskej Republiky, Slovak Republic
Harder Ernesto, Archiv der sozialen Demokratie der FES, Germany
Hausleitner Mariana, Institut für dt. Kultur u. Geschichte Südosteuropas, LMU München, Germany
Hautmann Hans, Institut für Neuere Geschichte u. Zeitgeschichte der Universität Linz, Austria
Helas Horst, Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, Germany
Helfer Helga, ITH, Austria
Helfer Karin, ITH, Germany
Hellmuth Thomas, Institut für Neuere Geschichte u. Zeitgeschichte, Univ. Linz, Austria
Himmelstoss Eva, ITH, Austria
Höpfl Thomas, AK Wissenschafts- und Forschungsmanagement, Linz, Austria
Hofmann Jürgen, Historische Kommission beim Parteivorstand der Linkspartei.PDS, Germany
Holze Rainer, Förderkreis Archive u. Bibliotheken der Arbeiterbewegung, Germany
Ito Narihiko, ITH Japan
Jemnitz János, Magyar Tudományos Akadémia, Történettudományi Intézete, Hungary
Jönson Ulf, Arbetarrörelsens arkiv och bibliotek, Sweden
Justl Gerald, Kulturverein Kapu, Linz, Austria
Kaiser Erwin, AK Oberösterreich, Jägermayrhof, Austria
Knapic-Krhen Cvetka, Bizeljsko, Slovenia
Kocian Jirí, Ústav pro Soudobé dejiny AV CR, Czech Republic
Konok Peter, Politikatörténeti Intézet, Hungary
Kuczynski Thomas, Berlin, Germany
Kuretsidis-Haider Claudia, Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz, Austria
Lichtenberger Sabine, AK Wien, Institut zur Erforschung der Geschichte der Gewerkschaften und Arbeiterkammern, Austria
Lotteraner Max, Linz, Austria
Lvovich Daniel, Universidad Nacional de General Sarmiento, Buenos Aires, Argentina
Marek Manfred, AK Oberösterreich, Austria
Marjanucz Laszlo, Szegedi Tudományegyetem, Történeti Intézet, Hungary
Meier Marcus, Phillips-Universität Marburg, Germany
Mittag Jürgen, Institut für soziale Bewegungen, Ruhr-Univ. Bochum, Germany
Mokrý Miroslav, Inštitút Vzdelávania Odborov Slovenskej Republiky, Slovak Republic
Morgenthaler Beatrice, Gewerkschaft ver.di, Germany
Mucsi Ferenc, Institut f. Geschichte der Ungarischen Akademie d. Wissenschaften, Hungary
Ota Yoshiki, Okayma University, Japan
Pellar Brigitte, AK Wien, Institut zur Erforschung der Geschichte der Gewerkschaften und Arbeiterkammern, Austria
Plener Ulla, Förderverein für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Germany
Preinfalk Hans, AK-Oberösterreich, Linz, Austria
Prenninger Alexander, LBI für historische Sozialwissenschaft, Büro für angewandte Sozialforschung & Entwicklung, Salzburg, Austria
Rubinzal Mariela, Universidad Nacional del Litoral, Buenos Aires, Argentina
Rubisch Dagmar, Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, Germany
Sachse Mirjam, Archiv der deutschen Frauenbewegung Kassel, Germany
Schigutt Brigitte, AK Oberösterreich, Austria
Schindler Christine, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Austria
Schneider Michael, Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn, Germany
Seeck Wolfgang, Friedrich-Ebert-Stiftung, Germany
Seiter Josef, Wien, Austria
Skrzypczak Henryk, Berlin, Germany
Steenhaut Wouter, AMSAB – Instituut voor Sociale Geschiedenis, Belgium
Ströer Alfred, Perchtoldsdorf, Austria
Tcholakova Antoaneta, Bulgarisches Forschungsinstitut in Österreich, Austria
Unfried Berthold, ITH, Austria
van der Linden Marcel, IISG – International Institute of Social History, The Netherlands
Veracini Lorenzo, School of Social Sciences, The Australian National University, Canberra, Australia
Virchow Fabian, Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Univ. Marburg, Germany
Visser Wessel, Department of History, University of Stellenbosch, South Africa
Zandberg Adrian, Instytut Historycny Uniwersytety Warszawskiego, Poland