44th Linz Conference: 1968 — A view of the protest movements 40 years after, from a global perspective

11-14 September 2008, Linz

Conference Report (in German)

Bericht von David Mayer (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien)

Dass man ‘1968’ als grenzüberschreitendes und globales Phänomen in den Blick nehmen müsse, wurde im heurigen Jubiläumsjahr gleichermaßen oft als Konsens beschworen wie letztlich selten befolgt. Die OrganisatorInnen der 44. Linzer Tagung der ITH versuchten diese Lücke ein Stück weit zu schließen und luden dazu ein, bei den mit der Chiffre ‘1968’ verbundenen Prozessen, wie es in der Ankündigung hieß, “vor allem auf außereuropäische Erfahrungen [zu] fokussieren und einen Schwerpunkt auf transnational und transkontinental vergleichende Analysen [zu] legen.” Ein Dutzend Vortragende und an die 100 TeilnehmerInnen folgten dieser maßgeblich von Marcel van der Linden (IISG Amsterdam) und Angelika Ebbinghaus (Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bremen) gestalteten Einladung. Die Hoffnung, auf dieser Tagung ein umfassendes und bedeutungshierarchisch gewogenes Bild oder eine abschließende globalgeschichtliche Synthese von ‘1968’ zu erhalten, musste dabei erwartungsgemäß unerfüllt bleiben. Gleichwohl wurden die Möglichkeiten von Deutungen und Studien eindrucksvoll wie variantenreich demonstriert, die transnationale Netzwerke, grenzüberschreitende Transfers und wechselseitige Bezüge zwischen unterschiedlichen Akteuren an aparten Orten in den Mittelpunkt rücken. Bekräftigt blieb auch der prinzipielle Deutungspluralismus in Bezug auf ‘1968’, der bei transnational ausgerichteten Untersuchungen durchaus klarer hervortritt als in national gerahmten Deutungen.

Bereits in der Aufbereitung der Leitfragen durch Marcel van der Linden, Angelika Ebbinghaus und Berthold Unfried (Präsident der ITH, Wien) zeigten sich eine Reihe von unterschiedlichen Annäherungen an ‘1968’: Während noch Einigkeit darüber bestand, dass mit der Jahreszahl 1968 ein wesentlich breiterer Zeitkorridor angesprochen ist, wurden verschiedenste Periodisierungen der ‘langen 60er Jahre’ vorgelegt, je nachdem, welches Gewicht dem Anstieg sozialer Konflikte Anfang der 1970er Jahre (insbesondere in Westeuropa im betrieblichen Bereich) beigemessen wurde. Eng angebunden an diese Periodisierungsfrage war auch die jeweilige Wahl des prime movers von ‘1968’: Bildete das Doppel bzw. die mancherorts direkte Allianz von Studierenden und Arbeitern den dynamischen Kernprozess von ‘1968’ oder war es die jugendbewegte Neudefinition von Protest und Politik, die kulturelle, persönliche und politische Veränderung zu einem Anliegen verband? Niederschlag fanden diese unterschiedlichen Akzente in den wiederholten Diskussionen darüber, ob die Unterscheidung in ‘Neue’ und alte Linke weiterhin akkurat sei. In gleichem Maße offen musste die von OrganisatorInnen und Beitragenden unterschiedliche gemessene ‘Breite’ von ‘1968’ bleiben: Geht es bei ‘1968’ darum, die 68er-Bewegung zu untersuchen oder auch all jene Protest- und Mobilisierungsereignisse, die nicht zu dieser Bewegung im engeren Sinne zählten? Müssen auch jene gesellschaftlichen Prozesse Teil einer gewogenen Analyse sein, die – wie Michael Schneider (Friedrich Ebert-Stiftung, Bonn) wiederholt in den Diskussionen einforderte – nicht unter dem Paradigma der historischen Sozialbewegungsforschung gedeutet werden können, sondern Teil eines allgemeineren, mittelbaren und politisch gemäßigten gesellschaftlichen Politisierungs- und Linksrucks waren?

In der Nachbetrachtung können die Beiträge der Tagung vier Themenkreisen zugeordnet werden: Das Gewicht der ‘3. Welt’; grenzüberschreitende Interaktionen und Bezüge; Vieldeutigkeit von ‘Reform’ in Osteuropa sowie große Deutungen und Wirkungen von ‘1968’.

Der größte Teil der Welt – die Peripherie, die nicht europäischen Regionen, die ‘3. Welt’ – spielte in vielen Beiträgen eine zentrale Rolle. Einige Ausführungen und Diskussionen versuchten dabei, über eine bloß additive Hinzunahme weiterer, ‘exotischer’ Schauplätze von ‘1968’ hinauszugehen. So führte Christoph Kalter (Potsdam) in seinen Überlegungen aus, in welchem Maße sich in den Jahren zwischen 1956 und 1968 die ‘Dritte Welt’ und die ‘Radikale Linke’ wechselseitig konstituierten. Insbesondere anhand der Rezeptionsgeschichte von Frantz Fanons Die Verdammten dieser Erde lasse sich aufzeigen, wie Dekolonisierung und Neokolonialismus, ‘1956’ (Niederschlagung des Ungarnaufstandes; XX. Parteitag der KPdSU) und die Enttäuschung über die Mäßigungsbekenntnisse der Arbeiterbewegungsorganisationen zu einer Situation führten, in der die stolze Selbstermächtigung als Tiers Monde durch Akteure in der Peripherie und die Suche nach Referenzen von neuen radikalen Kräften in Europa zu einem Doppel führten, das ‘1968’ in hohem Maße bestimmte. David Mayer (Wien) versuchte in ähnlicher Weise nicht nur über ‘1968’ in Lateinamerika (Mexiko, Argentinien), sondern auch aus Lateinamerika zu sprechen, womit die Kubanische Revolution und ihre kontinentale, ja globale Wirkmacht, aber auch Phänomene wie die Befreiungstheologie gemeint seien. Susanne Weigelin-Schwiedrzik (Wien) wiederum nahm einen ‘sino-zentrischen’ Blick auf ‘1968’ und erläuterte Deutungsmuster der chinesischen Staatselite, die in ‘1968’, der weit verbreiteten Bezugnahme auf die ‘Kulturrevolution’ sowie im Erfolg maoistischer Organisationen eine Wiederetablierung von Peking als ‘Zentrum der Welt’ sah. Diese Perspektiven spitzten sich in der Tagungsdiskussionen auf die Frage zu, ob ‘1968’ globalgeschichtlich sein eigentliches Zentrum in peripheren Regionen gehabt habe. Allgemeine Zustimmung fand dabei das Konzept eines ‘multipolaren 1968’.

Eine Reihe von weiteren Beiträgen widmete sich grenzüberschreitenden Interaktionen, Vernetzungen und Bezugnahmen: So rekontextualisierte Max Henninger (Berlin) das in den öffentlichen Debatten über ‘1968’ neuralgische Phänomen des ‘bewaffneten Kampfes’ in den global veränderten Konzeptualisierungen emanzipatorischer politischer Praxis, die unter den Vorzeichen von Dekolonisierung, Guerillastrategie sowie Kritik an den etablierten kommunistischen und sozialistischen Politikformen stand. Verschiedene politische Akteure in verschiedenen Ländern nahmen in unterschiedlicher Weise auf dieses globale Paradigma einer ‘Politik der Aktion’ Bezug. Was die verbreitete These einer gleichsam immanenten Kontinuität ‘vom SDS zur RAF’ betriff, hob Henninger hervor, dass ein zeitliches Nacheinander von Studentenbewegung und bewaffneten Gruppierungen im internationalen Vergleich eher die Ausnahme als die Norm gewesen sei. Auch Ilse Lenz (Bochum) griff bei ihren Ausführungen zur neuen Frauenbewegung und ‘1968’ auf den Vergleich als Mittel zurück, wechselseitige Beeinflussungen und parallele Verläufe aufzuzeigen. Sie konzentrierte sich dabei insbesondere auf die BRD, Japan, Korea und die USA und arbeitete heraus, in welcher Form die neuen Frauenbewegungen die emanzipatorischen Ansprüche der Bewegungen um 1968 aufnahmen und sich dabei zugleich von deren Geschlechtsblindheit abgrenzten. Kritisch wurde in der Diskussion danach von einigen Tagungsteilnehmerinnen bemerkt, dass Geschlechterdimensionen auf dieser Tagung nur in einem frauenbewegungsspezifischen, nicht jedoch auch in anderen Beiträgen zur Sprache kamen. Neben der neuen Frauenbewegung bildete ‘1968’ auch für eine Reihe von anderen Bewegungen einen Anstoß. Avishek Ganguly (New York) beschrieb das am Fall der auch heute noch aktiven Naxalitenbewegungen in Ost- und Nord-Ostindien zu Ende der 1960er-Jahre und hob hervor, dass hierbei auch die mit ‘1968’ verbundenen künstlerischen Entwicklungen eine wichtige Rolle spielten, insbesondere das Theater.

Auf welche Weise transnationale Vernetzungen konkret zustande kamen und über welche ‘Infrastrukturen’ sich ‘1968’ über die Grenzen hinweg vermitteln konnten, rückte in einigen spezifischeren Beiträgen in den Mittelpunkt: Samantha Christiansen (Boston) führte anhand der Studentenbewegung in Ostpakistan (späterhin Bangladesh) aus, welche Rolle Studentenaustauschprogramme mit und Migrationsbewegungen nach Großbritannien, die Frequenz von Flügen nach London oder die Präsenz von Leitintellektuellen wie Tariq Ali bei der Formierung der Studierendenbewegung spielten. Benedikt Glatz (Berlin) wiederum thematisierte ein transnationales Element von ‘1968’ par excellence, die Unterstützungsnetzwerke für desertierende US-amerikanische GIs, insbesondere in Westdeutschland. AktivistInnen aus unterschiedlichen Ländern, verschiedenen Generationen der ‘Linken’ sowie Akteure unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft trafen hierbei aufeinander. Auch hier spielte der Anspruch einer konkreten ‘Politik der Aktion’ eine wichtige Rolle.

Wie sich innergesellschaftliche Vernetzungen – v. a. der student-worker-link – knüpften, stand bei Devi Sacchetto (Padua) im Mittelpunkt. Anhand von Interviews mit Aktivisten und Arbeitern von Porto Marghera zeigte er auf, wie vor dem Hintergrund der Konzeptualisierungen des operaismo nach 1968 versucht wurde, Verbindungen zwischen den unterschiedlichen sozialen Bereichen von Universität, Fabrik und Wohnort zu schaffen. Interessantes Detail dieses emblematischen Falls von betrieblicher Radikalisierung und Politisierung im Italien der 1970er Jahre: Nicht wenige der politisch aktiven Arbeiter ließen ab den 1980er Jahren die Fabrik hinter sich und begannen ein Studium an einer Universität.

Zwei Beiträge widmeten sich den Bewegungen in Osteuropa: Hannes Lachmann (Prag/Passau) sprach zur Rezeption des ‘Prager Frühlings’ in Ungarn, Boris Kanzleiter (Berlin/Belgrad) stellte das bis heute ‘unterschätzte’ jugoslawische 1968 vor und bezog die dortigen Ereignisse auf Krisen und Grenzen der ‘Arbeiterselbstverwaltung’. Neben einer Reihe von Rezeptionsbezügen zwischen Ost und West – die Schriften der Neuen Linken wurden im Rahmen der Praxis-Gruppe in Jugoslawien stark rezipiert, intellektuelle Interventionen aus Ungarn (Lukács sowie Schülerinnen und Schüler) hatten andererseits bei der Kristallisierung eben dieser Neuen Linken eine Rolle gespielt – wurde in diesen beiden Beiträgen deutlich, wie widersprüchlich der in diesen Ländern zentrale Begriff der ‘Reform’ war. Denn die mit dem ‘Prager Frühling’ assoziierten Reformen wurden, wie Boris Kanzleiter ausführte, von der Studentenbewegung in Jugoslawien zwar politisch einhellig begrüßt, ökonomisch distanzierten sich die PraxisdenkerInnen jedoch von der Liberalisierung und der vorsichtigen Einführung von Marktelementen. Während im Tito-Regime viele Maßnahmen gegen die Krise der ‘Arbeiterselbstverwaltung’ ökonomisch in eine ähnliche Richtung wie die in Prag vorgeschlagenen Reformen gingen, wurde in der Studentenbewegung Kritik an dieser Wirtschaftspolitik laut, welche die Ungleichgewichte (insbesondere zwischen den jugoslawischen Teilstaaten) erhöhe, Konsumorientierung und Entfremdung verstärke und Menschen im Rahmen der Migration zu einer Exportware degradiere. Statt der tatsächlichen ‘Managerverwaltung’ forderten diese Stimmen eine Wiederbelebung der sozialrevolutionären Ansprüche der Partisanenzeit und eine echte ‘Arbeiterselbstverwaltung’. Anklänge an die Konsum- und Entfremdungskritik der Neuen Linken sind hier genauso vernehmbar wie Bezüge zu dem allgemeinen Aufschwung von Konzepten der Ermächtigung durch die Produzierenden im Gefolge von ‘1968’. Hannes Lachmann wiederum legte dar, in welchem Maße die Prager ‘Reformen’ von den nach 1956 bestimmenden Machteliten in Ungarn als Gefahr für den eigenen ökonomischen ‘Reform’-Kurs betrachtet wurden.

Die verstehenden ‘großen’ Deutungen von ‘1968’ rahmten die Beiträge und Abschnitte ein: Kees van der Pijl (Sussex) setzte in seinem Eröffnungsvortrag die Proteste und Bewegungen von ‘1968’ mit der Durchsetzung des Neoliberalismus ab den späten 1970er Jahren in Bezug und bediente sich dabei jener klassischen Denkfigur, wonach ‘Revolutionen’ über ihre ‘Konterrevolutionen’ zu verstehen seien. Das Widererstarken von Kapitalverwertungslogiken nahm dabei, so van der Pijl, entscheidende Elemente von ‘1968’ mit, insbesondere den Freiheitsimperativ. ‘Freiheit’ sei hierbei allerdings als eine Ökonomisierung individuellen Verhaltens gewendet worden. Die Antwort der Contra auf ‘1968’ und die Erschöpfung des Fordismus war somit ein marktvermitteltes paradigm of choice.

Peter Birke (Hamburg) wiederum beschäftigte sich mit dem Paradigma der ‘Modernisierung’, dem im öffentlichen und akademischen Sprechen über ‘1968’ ein zentraler Platz zufällt. Gegen die mit dem Modernisierungsparadigma assoziierte Vorstellung eines selbsttätigen und kontinuierlichen Prozesses, der von den handelnden Akteuren mehr oder weniger erfolgreiche Anpassungsleistungen erfordere, brachte Birke ein Bild von Gesellschaftsentwicklung in Anschlag, welches das Nicht-Lineare, Diskontinuierliche und Umkämpfte hervorhebt. ‘1968’ habe ein solch diskontinuierliches Ereignis konstituiert, wobei zu beachten sei, dass die ‘1968’ oft zugeschriebenen Folgen bisweilen erfolgreiche Aneignungen, bisweilen von den Akteuren nicht beabsichtigte Konsequenzen, bisweilen von anderen Akteuren erfolgte Reaktionen waren. Einen Automatismus hin zu mehr Freiheit habe es in Gefolge von ‘1968’ jedenfalls nicht gegeben – die Entwicklung in den 1970er Jahren in Lateinamerika wies z. B. in eine ganz andere Richtung.

Gerd Rainer Horn (Warwick) war eingeladen, ein Zwischenresümee zu ziehen und die Schlussdiskussion einzuleiten. Dabei entwickelte er gleichsam die ‘Negative’ zu den in den Vorträgen gegebenen Bildern und konzentrierte sich auf jene Elemente von ‘1968’, die in den Beiträgen angedeutet, aber nicht ausgeführt worden waren. Horn hob hierbei die zentrale Rolle von Kunst, Literatur und Theater, von politischen und kulturpolitischen Zeitschriftenprojekten, sowie von Verlagen und Verlegerpersönlichkeiten hervor. Gleichermaßen bedeutend, aber gemeinhin unterschätzt sei der Einfluss eines progressiven Katholizismus gewesen, von linkskatholischen Gewerkschaftsmilieus in Frankreich oder Belgien bis zur Befreiungstheologie in Lateinamerika. Die Rolle von SchülerInnen der Sekundarstufe – die ‘1968’ in fast allen Ländern präsent waren, in manchen gar eine entscheidende Rolle spielten – sei ein weiterer ‘weißer Fleck’ der Forschungen zu ‘1968’. Wichtig für ein Verständnis der späten 1960er Jahre seien zudem ideologische Strömungen wie der Maoismus oder der Trotzkismus. HORN verweis schließlich auch darauf, dass es, abgesehen von führenden Persönlichkeiten, über die individuellen Lebenswege von AktivistInnen noch kaum Kenntnis gebe.

“Was hat sich durchgesetzt, was ist Vergangenheit. Wer sind Gewinner und Verlierer von ‘1968’” – diese Fragen leiteten die öffentliche Podiumsdiskussion im Rahmen der Tagung an. Unter der Leitung von Marcel van der Linden diskutierten Frank Deppe (Marburg), Jutta Ditfurth (Frankfurt/Main), Manfred Eder (Linz), Klaus Meschkat (Hannover) und Karl Heinz Roth (Bremen). Als Gewinner identifizierte Deppe jene, die im sich ausweitenden Sozialstaat, insbesondere im Sektor Bildung, Positionen fanden – objektives Langzeitergebnis einer kurzen Periode, in der sich Viele als Subjekte eines globalen revolutionären Prozesses wahrnahmen. Für das andere Ende der Skala gab Roth Beispiele von ’68ern’, die an den Folgeprozessen von ‘1968’ zerbrachen oder in die Abgründe der Gesellschaft gestoßen wurden.

Die Schlussdiskussion nahm einige der wiederkehrenden Motive dieser Tagung erneut auf und konnte die Unabgeschlossenheit des Forschens und Sprechens über ‘1968’ nur bestätigen. Neben der Dialektik von ‘Reform’ und ‘Revolution’, der Beziehung zwischen der ‘Ersten’ und der ‘Dritten Welt’, den Konsequenzen und dem Erbe, dem Verhältnis zwischen ‘antiautoritären’ und neuen Partei-Projekten gab auch die Frage nach dem Wert von globalgeschichtlichen und transnationalen Perspektiven auf die ‘langen 1969er Jahre’ Anlass zur Debatte. Hervorgehoben wurde dabei, dass die globale Koinzidenz von Protest und Mobilisierung um 1968 noch keinen Zusammenhang verbürge. Dieser sei konkret anhand von Bezugnahmen, Rezeptionen, Transfers und Vernetzungen nachzuvollziehen. Der Versuch dieser Tagung, dazu einen Beitrag zu leisten, musste in vielen Belangen ein Perspektiven weitender Zwischenschritt bleiben. Von den verstrickungsreichen öffentlichen und akademischen Diskursen zu ‘1968’ im deutschen Sprachraum hob er sich gleichwohl ab, indem er den Blick weit über Europa hinaus öffnete.

Overview

Organized by:
International Conference of Labour and Social History (ITH) and Chamber of Labour of Upper Austria

Preparatory Committee:
Marcel van der Linden, Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis (IISG), Amsterdam (Coordinator)
Angelika Ebbinghaus, Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bremen
Feliks Tych, Zydowski Instytut Historyczny, Warszawa
Berthold Unfried, ITH & Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Univ. Wien
Eva Himmelstoss, ITH, Wien

Venue:
Bildungshaus Jägermayrhof, Römerstraße 98, A-4020 Linz, Austria

Contact:
Eva Himmelstoss
International Conference of Labour and Social History (ITH)
Altes Rathaus, Wipplinger Str. 8, A-1010 Vienna, Austria
Fax +43 (0)1 2289469-391, E-Mail: ith[a]doew.at

Conceptual outline / Call for Papers

When we look back on the 68er protest movements, we are dealing with a period of two decades, the 1960s and 1970s. For the social and political protest movements were clearly underway worldwide before 1968 and were exhausted definitively only at the end of the 1970s. “1968” therefore represents only a number.
The number “1968” stands for the worldwide social movements that were carried above all by youth and students who distinguished themselves with a specifically “youth” mentality, culture and way of life. They thus produced an impact that went beyond class and social strata. The social composition of these social movements varied from place to place and from country to country.
These social movements, which in some – in particular, non-European – countries took on the character of social revolts, were an international phenomenon and increasingly also internationally networked. They reached from the three continents over the social movements of the developing countries to the metropoleis of the capitalist world system. Inside the sphere of state socialism, they were essentially limited to Czechoslovakia and Yugoslavia as well as some dissident party currents (Poland, GDR, Hungary). With this conference we want above all to include also non-European experiences and put an emphasis upon transnational and transcontinental comparative analyses.

Introductory presentation
(Thursday Evening, 11.9.08)  
The introductory presentation will sketch out this framework of content and method. Two introductory papers will delimit the framework of our conference in the form of guiding questions, thematic focal points, methodological questions – such as, for example, the comparability of social movements and their representation as a protest cycle – and give stimuli for discussion.

Panel I and II: Country Case Studies
(Friday, 12.9.08)
In two panels we want to begin to concretise our intention to look at the protest movements in a global perspective. We are aware that the choice of countries is a concession to the limited possibilities of a two-day conference.
In the country case studies we want to examine the following fields of problems: themes of content and focal points of the social and protest movements; forms of protest; general and social acceptance; social composition; interaction (practical and intellectual networks); the effects of repression by the State; enduring effects and consequences of social movements; country specific social movements in transnational and transcontinental comparison.

Panel I (Friday morning)
1. France and Italy
2. Argentina, Mexico and possibly also Brazil
3. USA and Canada

Panel II (Friday afternoon)
4. Poland and Czechoslovakia
5. Senegal and South Africa
6. Pakistan and India

Public podium discussion: “winners and losers of the 68er social movements”
(Friday evening, 12.9.08)
The social movements of “1968” produced a polarised spectrum of winners and losers. From the crisis of 1978/9, some groups took the road to social advancement and integrated themselves into the social-political establishment. Opposed to them were many losers who collapsed professionally, social and psychically or were criminalised and incarcerated. Between these two poles is the layer of those who only partially came to terms with the situation and continued to call for a socially emancipatory perspective. This layer, however, appears to be relatively small, so that “1968” could become a number and is not underwritten by an enduring social memory. In the discussion we also want to consider to what extent this problematic was typical for all social movements or which specific differences there were on the global level.

Panel III: Interactions and Synchronisations – practical and intellectual networks
(Saturday morning, 13.9.08)
Were there themes and forms of protest that united the 68er social movements worldwide? We want to concentrate on three themes that in our opinion led to worldwide interactions and synchronisations of the protest and social movements and as a consequence of which practical and intellectual networks across countries and continents emerged.

1. Unifying horizons of thought and transfer of knowledge
An important conceptual precursor and companion of the social movements was the international “New Left”, which had left the traditional and particularly communist left since the second half of the 1950s. It essentially contributed to a critical confrontation with the authoritarian and dogmatically ossified structures of East European State socialism and the communist parties in the West. As a result of these confrontations, there emerged new models of concepts of social emancipation and transformation of capitalism. The themes and the internationally known speakers at the summer school of Korcula (Yugoslavia) represent in an exemplary fashion an intellectual network that exercised influence on the social movements worldwide. Important and intellectually unifying were concepts of the Third World as well as theories on dependent development (e.g. André Gundar Frank) and the programme and analyses of decolonisation (e.g. Frantz Fanon). The black civil rights movement and the black power movement made the social movements sensitive to racist politics and modes of behaviour with their programmatic demands. In this panel we want to locate which theorists, which texts, which literature and which music the actors of the social movements worldwide were using and by which their thought was influenced.

2. Vietnam War
The protest and resistance against the Vietnam War united the 68er social movements worldwide. When the afro-American organisations and the Students for a Democratic Society in the USA called for desertion from the US army in their resistance against the Vietnam War, it found a world-wide echo and led – also due to the practical engagement for the draft dodgers – internationally to a practical solidarity, but also to political radicalisation.

3. Reception of the Chinese Cultural Revolution
How was the Chinese Cultural Revolution received by the social movements in the majority of cases and interpreted on a worldwide scale? Why was its authoritarian, undemocratic and violent side not taken seriously or even accepted by broad elements of the social movements? The reception of and orientation towards the Chinese Cultural Revolution belong, in our opinion, to the complex of still unanswered questions regarding how the initially anti-authoritarian social movements arranged themselves in the majority from the beginning of the 1970s in authoritarian and hierarchically structured party models. To what extent were there unitary paradigms – going across countries and continents – in the reception of the Chinese Cultural Revolution, to what extent were there country specific differences, and when there were such differences, in what did they consist?

Interregnum
Before we thematise on Saturday afternoon the effects and consequences of the 68er social movements, we will summaries and emphasise the questions, controversies, methodological challenges and possible gaps of the previous panels. The task of this “thematic accentuation” is to show connections and separations between the panels and thus to begin to prepare the closing discussion.

Panel IV: Effects and consequences of the 68er social movements 
(Saturday afternoon)

1. Changed life styles and attitudes
In which fields have the social movements effected enduring social and mental changes? This is the case, in our opinion, for the women’s movement, which made us conscious of the discrimination and oppression of women anchored in many areas of everyday social life and levelled out the gender relation to a certain extent. In the context of these debates, attitudes in relation to different sexual orientations and ways of life were also changed. Similar impulses emerged from the ecology movement. There emerged in this context important theoretical debates and social concepts that still today – despite an extensive political integration via the green parties – produce their effects and have led to significant modifications in social and economic relations to the environment.
Without an analysis of the relation of the generations to each other it is not possible to understand the social psychology of the social upheaval of the 1960s and 1970s. An essential motivation to become politically active came, particularly in Germany, from confrontation with the period of fascism and the war generation of the parents. The historically comparative approach will help to clarify to what extent these questions were also relevant for social movements in other countries.
On the other hand, the effects of the social movements on the socio-economic cycle are contested. Certainly, at the end of the 1960s/beginning of the 1970s there were not without influence on the field of production, because they placed the tayloristic constitution of the factory in question. To what extent the social movements also give an impulse for the transformation of labour relations guaranteed by the welfare state (which have since become extensively socially insecure and precarious) is a question that has not yet been answered. Similarly, the question of to what extent the requirement for individual sovereignty of time and self determined life planning that came out of the social movements were used in this process of transformation requires further attention.

2. Authoritarian movements and violence 
A central problem of the historical analysis of “1968” in Europe is the change of the anti-authoritarian social movements from the beginning of the 1970s into partially authoritarian and hierarchically structured organisations (“K-groups”, Maoism), while other groups responded to the impending decline of the social movements with paramilitary structures and armed violence. It is important for us to analyse the “K-groups”/Maoism as well as the armed groups/terrorism in this context.
In this panel we will also deal with the frequently authoritarian political orientations of the armed groups in the non-European countries – like, for example, the Maoist, Leninist or Stalinist concepts. Commonalities with and differences from the “western” social movements of these years will be discussed.

3. What is normal? The anti-psychiatry movements
In many countries there were widespread efforts towards a humanisation and de-institutionalisation of psychiatry. The historical reconstruction of these anti-psychiatry movements would give important insights into the social psychology of the social upheavals of the 1960s and 1970s, during which a “normalisation”, as far from domination as possible, of deviating psychic, “abnormal” ways of behaviour was also a concern. In this context a series of text were published that were read worldwide and enduringly influenced attitudes in relation to people who – for whatever reason – deviate from the social norm.

Closing discussion: “What remains from the 68er social movements?”

Organisational Notes:
The languages of the conference are German, English and French. A paper should not be longer than 20 minutes. Accommodation and meals are provided for those presenting papers. Travel costs (economy flights, 2nd class train travel) will be arranged after discussion with the ITH office in Vienna. There will be no honorarium for papers. A publication in the form of an anthology is planned.
Please send proposals for contributions (title and short summary of approximately 1-2 pages) and a short CV (maximum 15 lines) to the ITH by the 31.10.07.

Deadlines:
– Delivery of proposals to the CFP: 31.10.07
– Confirmation of the provisional programme: January 2008
– Delivery of Papers and summaries: 30.06.08

Organising Committee:
Marcel van der Linden, Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam (Co-ordinator)
Angelika Ebbinghaus, Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bremen
Feliks Tych, Zydowski Instytut Historyczny, Warszawa

Contact:
Eva Himmelstoss
International Conference of Labour and Social History (ITH)
Altes Rathaus, Wipplingerstr. 8, A-1010 Vienna, Austria
E-Mail: ith[a]doew.at

Program

Venue: Bildungshaus Jägermayrhof, Römerstraße 98, A-4020 Linz, Austria

Organized by International Conference of Labour and Social History and Chamber of Labour of Upper Austria, kindly supported by the Federal Ministry of Research, the Provincial Government of Upper Austria, the City of Linz and the Friedrich Ebert-Foundation Bonn.

Preparatory Committee
Marcel van der Linden (Co-ordinator, IISH Amsterdam), Angelika Ebbinghaus (Foundation for the 20th Century Social History, Bremen), Feliks Tych (Jewish Historical Institute, Warsaw), Berthold Unfried (ITH & Institute for Economic and Social History, Vienna University), Eva Himmelstoss (ITH)

Conceptual outline
“1968” represents for us the worldwide social movements of the “rebellious decade” from the mid-1960ies to the mid 1970ies which were characterized by a specific “youth” mentality, culture and way of life. They thus produced an impact that went beyond class and social strata. The social composition of these social movements varied from place to place and from country to country. These social movements, which in some – in particular, non-European – countries took on the character of social revolts, were an international phenomenon. They were linked by networks, followed the example of similar movements or sometimes were just contemporaneous, coincident, but united by a related spirit. Protest and emancipatory movements sprang up in the metropolises of the capitalist world system, in the “socialist” system and on the “three continents” (Che Guevara). In this conference we want above all to focus on non-European experiences and put an emphasis upon transnational and transcontinental comparative analyses.

 

PROGRAM

Simultaneous translation: English – German

Thursday, September 11, 2008

9.00 – 22.00
Registration of the participants at Jägermayrhof

13.00 – 14.30
Meeting of the Executive Committee and the International Advisory Board of ITH

14.30: Break

15.00 – 17.00
General Assembly of the Member Institutes of ITH

17.30: Aperitif

18.00 – 20.00
Conference Opening by the President of ITH, Berthold Unfried, representatives of the City of Linz (Klaus Luger), the Chamber of Labour of Upper Austria (Brigitte Ruprecht) and our host Mr Erwin Kaiser from the AK-Bildungshaus Jägermayrhof
Keynote address: Kees van der Pijl (Sussex): “May 1968 and the Alternative Globalisation Movement – Cadre Class Formation and the Transition to Socialism”
Conferring of the René Kuczynski Prize 2008 for outstanding publications on the field of social and economic history to Jan Peters for his book: “Märkische Lebenswelten. Gesellschaftsgeschichte der Herrschaft Plattenburg-Wilsnack, Prignitz 1550-1800”, Berlin 2007

afterwards
Reception by the Mayor of Linz, Franz Dobusch, at Jägermayrhof

Friday, September 12, 2008

9.00
Introduction: Marcel van der Linden (Amsterdam) & Angelika Ebbinghaus (Bremen)

9.30
PANEL I (Case studies 1)
Chair: Marcel van der Linden

Avishek Ganguly (New York): A “Naxalite International”? A review of some of the Indian protest movements 40 years later

10.00: Coffee break

David Mayer (Wien): Kubanischer Zyklus. Ungleichzeitigkeiten und transnationale Zusammenhänge – 1968 aus und in Lateinamerika
Susanne Weigelin-Schwiedrzik (Wien): China: Das Zentrum der (Welt)-Revolution? Die chinesische Kulturrevolution und ihre internationale Ausstrahlung

12.30
Reception by the Provincial Governor of Upper Austria, Dr. Josef Pühringer, at the Youth Hostel of Linz, Stanglhofweg 3, 4020 Linz

14.00
PANEL II (Case studies 2)
Chair: Marcel van der Linden

Samantha Christiansen (Boston): Beyond Liberation: Students and Protest in East Pakistan and the International 1968
Hannes Lachmann (Prag): Der “Prager Frühling” und die ungarische Gesellschaft: Reaktionen und transnationale Einflüsse jenseits der Parteieliten im ostmitteleuropäischen Kontext von 1968

16.00: Coffee break

Devi Sacchetto (Padua): “When Political Subjectivity Takes Roots. The Case of Porto Marghera (Venice, Italy)”

17.30
Intermediary inventory by Gerd Rainer Horn (Warwick): Which tracks of interpretation have been pursued?

afterwards: Discussion

18.30
Dinner at Jägermayrhof

20.00
Public Panel Discussion: “Das Erbe der 68er – Was hat sich durchgesetzt, was ist Vergangenheit? Wer sind Gewinner und Verlierer von 1968″
Venue: Wissensturm der VHS Linz, Festsaal (Festival Room), Kärntner Str. 26
Organizers: ITH, Chamber of Labour of Upper Austria, VHS Linz
Salutory: Councillor Hans Maier (Linz)
Podium: Frank Deppe (Marburg), Jutta Ditfurth (Frankfurt/Main), Manfred Eder (Linz), Klaus Meschkat (Hannover), Karl Heinz Roth (Bremen)
Moderation: Marcel van der Linden (Amsterdam)

The discussion will be held in GERMAN without simultaneous translation!


 Saturday, September 13, 2008

9.00
PANEL III (Interactions, networks and horizons)
Chair: Angelika Ebbinghaus

Paul Benedikt Glatz (Berlin): “To American Soldiers in Europe”: GI-Agitation und amerikanische Deserteure in Europa während des Vietnamkriegs
Christoph Kalter (Potsdam): “Dritte Welt”, Frantz Fanon und radikale Linke in Frankreich, den USA und der Bundesrepublik. Zur Geschichte eines zentralen mobilisation myth der 68er Jahre

11.00: Coffee break

Boris Kanzleiter (Berlin): Neue Linke und Arbeiterselbstverwaltung in Jugoslawien

12.30
Lunch at Jägermayrhof

14.00
PANEL IV (1968: consequences and aftermath)
Chair: Angelika Ebbinghaus

Max Henninger (Berlin): Von der “antiautoritären Revolte” zum “bewaffneten Kampf”. Ein internationaler Vergleich mit den Schwerpunkten BRD und Italien
Peter Birke (Hamburg): Die Sozialproteste der 1968er Jahre und ihre Folgen – “Modernisierungsschub” und “kulturelle Revolution”

16.00: Coffee break

Ilse Lenz (Bochum): Die neuen Frauenbewegungen und 1968. Ein internationaler Vergleich mit dem Schwerpunkten BRD, Japan und Korea

17.30
Closing discussion
Moderation: Gerd Rainer Horn

19.00
Lunch at Jägermayrhof

Sunday, September 14, 2008

Departure of the participants after breakfast

Abstracts of the contributions

Peter Birke (Historisches Seminar, Universität Hamburg)
Die Sozialproteste der 1968er Jahre und ihre Folgen – “Modernisierungsschub” und “kulturelle Revolution”

In der jüngsten Historiografie der 1968er Jahre spielt die These, dass die Folgen der Revolte als “Modernisierungsschub” bezeichnet werden können, eine wichtige Rolle. Die mit dieser These verbundenen Forschungen richten ihre Aufmerksamkeit aktuell unter anderem auf die Untersuchung einer “kulturellen Revolution”, die sich in den nordwesteuropäischen Gesellschaften in Formen wie dem Massenkonsum oder der Popkultur sowohl geäußert als auch artikuliert habe. Betont wird, dass die Proteste und sozialen Kämpfe um das Jahr 1968 herum lediglich eine Art Katalysator waren, dessen Impulse schließlich in Innovationen der westlichen Gesellschaften überführt worden seien. Aber kann die globale Protestbewegung wirklich als “kulturelle Revolution” begriffen werden? Wie schreibt sich diese These in einen Diskurs ein, der den “neuen Geist des Kapitalismus” als wesentlich postindustriell, immateriell und informell beschreibt? In welchem Verhältnis steht die Setzung von der “kulturellen Revolution” zu den Veränderungen in den Herrschaftsbeziehungen innerhalb der Arbeitswelt und zum Begriff der Arbeit überhaupt? In meinem Vortrag werde ich danach fragen, ob der universalistische Begriff der “Moderne”, mit dem diese Forschungen operieren, geeignet ist, die Transnationalität und Globalität der Protestbewegungen der 1968er Jahre zu erfassen.

Samantha Christiansen (Department of History, Northeastern University, Boston)
Beyond Liberation: Students and Protest in East Pakistan and the International 1968

This paper seeks to locate East Pakistan (presently Bangladesh) in the study of 1968. The postwar period in East Pakistan was marked by decades of student agitation eventually leading to national independence. Perhaps as a result of the traumatic experiences of the 1971 Liberation War, the East Pakistan student movement is frequently examined in nationalist terms, focusing on the contributions made by students during the turbulent period of liberation. Yet the East Pakistani student movement of the late 1960’s also demonstrates an engagement with the larger international phenomenon of student revolts of “1968”. In the late 1960s, culminating in the largest student demonstrations of 1968, student activists in East Pakistan challenged the cultural and political status quo and asserted a political identity rooted in culture and youth. They participated in transnational activities via West Pakistan and London, in particular, and recreated the “spirit of ’68” in local terms. Building on the theoretical foundation of viewing “1968” as a case in which “different languages of radicalism arose in different contexts that shared a common vocabulary but derived their grammar from their concrete historicity,” (Dirlik: 1998) this paper draws on primary and secondary material from participants in “1968” both in East Pakistan and in other national arenas that came into contact with East Pakistan to demonstrate the international components as well as the expressions of 1968 particular to the context of East Pakistan.

Avishek Ganguly (Dept of English/Center for Comparative Literature and Society, Columbia University, New York)
A ‘Naxalite International’? A review of some of the Indian protest movements 40 years later

Utpal Dutt’s Bengali play Teer [The Arrow] (1967) – one of the earliest dramatizations of the militant left Naxalite movement that started off in the foothills of northern Bengal around that time only to be severely repressed by the state soon after – stages some important questions in revolutionary politics in India: autochthonous agency, the politics of language and representation, vanguardism and the role of the party etc. Founded in April, 1968, the Calcutta-based English weekly Frontier, on the other hand, became an important site for the debates and discussions not only about revolutionary politics and culture in India but significantly, also contemporary global protest movements and conflicts ranging from May ’68 in Paris and the Black Panthers in the US to the Biafran War in Nigeria. When read together, the literary and the journalistic texts might thus provide us with interesting insights for rethinking a comparative context for the discussion of trans/national political protest movements both during the sixties and in the present.

Paul Benedikt Glatz (Freie Universität Berlin)
‘To American Soldiers in Europe’: GI-Agitation und amerikanische Deserteure in Europa während des Vietnamkriegs

Dieser Vortrag untersucht, welche Rolle amerikanische Deserteure und GIs in internationalen Protestbewegungen gegen den Vietnamkrieg spielten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Westdeutschland und West-Berlin im europäischen und transatlantischen Kontext. Während der zweiten Hälfte der 1960er Jahre begannen amerikanische Deserteure, Veteranen und sogar GIs innerhalb der US-Streitkräfte, Protest gegen den Krieg in Indochina zu äußern. Zivile Gruppen riefen ihrerseits zu Desertion und Widerstand innerhalb der Kasernen auf. Diese Proteststrategie wurde nicht nur von Aktivisten in den USA, sondern auch in Europa und Japan verfolgt, wo eine große Zahl von US-Truppen stationiert war.
Über intellektuelle Netzwerke und Ideendiffusion zwischen Protestbewegungen um 1968 hinaus, widmet sich dieser Beitrag praktischeren Formen von internationaler Protestzusammenarbeit. Als Beispiel für eine solche Praxis dienen die Verbindungen zwischen amerikanischen Deserteuren und GIs und zivilen Protestgruppen in Westdeutschland und West-Berlin. Der Vortrag untersucht, inwiefern die Präsenz der US-Streitkräfte in Deutschland die Mobilisierung von Vietnamprotest hier beeinflusste, wie GIs ein wichtiges Agitationsziel wurden und wie einige US-Soldaten und Deserteure zu Alliierten von zivilen Protestgruppen wurden. Weiterhin werden Formen und Möglichkeiten zur Kooperation zwischen diesen unterschiedlichen Gruppen betrachtet. Befriedigte diese Proteststrategie den Wunsch nach konkreten Aktionen, besonders deutlich im Aufruf des West-Berliner Vietnam-Kongress im Februar 1968, den Schritt “vom Protest zum Widerstand” zu vollziehen? Schließlich geht der Beitrag der Frage nach, ob die Praxis der Unterstützung von Deserteuren und die Zusammenarbeit mit oppositionellen GIs eine Rolle in der allgemein beobachteten Radikalisierung der Protestbewegungen in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren spielten.

Max Henninger (Berlin)
Von der ‘antiautoritären Revolte’ zum ‘bewaffneten Kampf’. Ein internationaler Vergleich mit den Schwerpunkten BRD und Italien

In mehreren Ländern, in denen in den 1960er Jahren eine Studentenbewegung aktiv war, kam es bereits kurze Zeit später zur Entstehung von bewaffneten Untergrundgruppen. Wo sind die Gründe dafür zu suchen und wie stark war die Kontinuität zwischen ihnen und der Studentenbewegung? Nach einem Überblick über die in der aktuellen Forschungsliteratur vertretenen Positionen sollen die weltweiten politischen Ereignisse, vor deren Hintergrund sich das Abflauen der Studentenbewegung und die Entstehung der bewaffneten Gruppen vollzogen haben, kurz skizziert werden. Dabei sollen insbesondere jene internationalen Entwicklungen benannt werden, die für Studentenbewegung und bewaffnete Gruppen gleichermaßen als politische Bezugspunkte fungierten. Im Anschluss an die Skizze des internationalen Kontextes wird schwerpunktmäßig auf die BRD und Italien einzugehen sein: zwei Länder, in denen die Entstehung bewaffneter Gruppe einen besonders tiefen und bis heute vieldiskutierten Einschnitt markiert. Dabei sollen einige Etappen im Übergang von der “antiautoritären Revolte” zum “bewaffneten Kampf” aus den Jahren 1969-71 in den beiden Ländern benannt und relevante Wortmeldungen der damaligen ProtagonistInnen – von deren auch heute noch starker Befangenheit auszugehen sein wird – mit einander verglichen werden.

Christoph Kalter (Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam)
‘Dritte Welt’, Frantz Fanon und radikale Linke in Frankreich, den USA und der Bundesrepublik. Zur Geschichte eines zentralen mobilisation myth der 68er Jahre

Eingeführt im Frankreich der 1950er Jahre, wurde der Begriff “Dritte Welt” bald in zahllose Sprachen übertragen und blieb dreißig Jahre lang ein Paradigma sozialwissenschaftlicher, journalistischer und alltagssprachlicher Weltdeutungen. Im Kontext des Algerienkriegs wurde die Dritte Welt auch zentraler Bestandteil politischer Diskurse. Dabei oszillierte sie von Anfang an zwischen Selbst- und Fremdzuschreibung: Frantz Fanon und andere Sprecher der Dritten Welt adaptierten das Konzept, gaben ihm neue Akzente und machten es zum Mobilisierungsmythos anti- und postkolonialer Projekte des nation building oder kollektiver Interessenvertretung (Blockfreie, Gruppe 77, Trikontinentale). Doch auch in den westlichen Gesellschaften hatte das Konzept eine wichtige Funktion, und dies vor allem für eine neue, radikale Linke. Diese verdankte der Dritten Welt einerseits ihre Genese und ihr Profil, machte andererseits aber durch ihre Repräsentationen und Praktiken die Dritte Welt überhaupt erst zu einer diskursiven und politischen Realität. Dritte Welt und radikale Linke entstanden also nicht nur in etwa zur selben Zeit, sondern waren wechselseitig konstitutiv. Das mit der Dritten Welt verbundene Arsenal von Theoremen, Bildern und Werten erleichterte zudem die transnationale Kommunikation und Synchronisierung der radikalen Linken und der Protestbewegungen in verschiedenen Ländern, wie am Beispiel Frankreichs, Westdeutschlands und der USA skizziert werden soll. Die grundlegende Ambivalenz des linksradikalen Dritte-Welt-Diskurses der 68er Jahre – einerseits Ermächtigung neuer Akteurssubjekte, andererseits eurozentrische Projektionen – hinterlässt ein reiches, aber schwieriges Erbe, das in aktuelle Debatten über “Globalisierung” eingegangen ist.

Boris Kanzleiter (Freie Universität Berlin)
Neue Linke und Arbeiterselbstverwaltung in Jugoslawien

Im Zentrum der Massenproteste vom Juni 1968 in Jugoslawien standen Auseinandersetzungen um das Modell der “Arbeiterselbstverwaltung”, welches die jugoslawischen Kommunisten nach dem Bruch mit Moskau 1948 als Alternative zum Sowjetsystem entwickelt hatten. Die demonstrierenden Studenten und Professoren der besetzten “Roten Universität Karl Marx” in Belgrad affirmierten dabei grundsätzlich die Idee einer “direkten Produzentendemokratie” und eines “demokratischen Sozialismus”, so wie sie in der Verfassung und dem Parteiprogramm des herrschenden Bundes der Kommunisten Jugoslawiens (BdKJ) formuliert waren. Sie kritisierten aber die mangelnde Umsetzung der Parteiversprechen. Die Persistenz bürokratischer Kontrollmechanismen, Privilegienwirtschaft sowie wachsende soziale und regionale Ungleichheiten deuteten in der Perspektive der Protestbewegung auf schwer wiegende Probleme und Defizite in der Gesellschaftsentwicklung hin. Im vorliegenden Paper sollen die Auseinandersetzungen um die “Arbeiterselbstverwaltung” im weiteren Kontext der Herrschaftskritik der jugoslawischen Neuen Linken am Ende der 1960er und Beginn der 1970 Jahre dargestellt werden. Es soll außerdem nach der Rezeption dieser Debatten in der westlichen (Neuen) Linken gefragt werden, die ihrerseits nach Alternativen zum etatistischen Sozialismusmodell in Osteuropa suchte.

Hannes Lachmann (Karlsuniversität Prag/Universität Passau)
Der ‘Prager Frühling’ und die ungarische Gesellschaft: Reaktionen und transnationale Einflüsse jenseits der Parteieliten im ostmitteleuropäischen Kontext von 1968

Der tschechoslowakische Reformprozess von 1968 ist seit Jahrzehnten Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Zugunsten einer großmachts-, national- oder parteipolitischen Perspektive wurden die Reaktionen innerhalb der Nachbargesellschaften bisher oft vernachlässigt. In diesem Beitrag sollen deshalb jenseits der Parteieliten Reaktionen verschiedener Trägergruppen der ungarischen Gesellschaft auf Entstehung, Verlauf und Niederschlagung des tschechoslowakischen Liberalisierungsprozesses erörtert werden. Denn auch in Ungarn gab es ein Echo auf die Militäraktion gegen die ČSSR, z.T. sogar in Form von Protesten, wobei es im Vergleich zu ČSSR, Polen, Jugoslawien und DDR scheinbar dennoch sehr ruhig blieb. Gestalt und Ausmaß dieser Reaktionen sowie ein ihnen vorausgegangener und nachfolgender Austausch zwischen Tschechoslowakei und Ungarn sollen Gegenstand dieser Untersuchung sein. Dazu gehören auch die Auswirkungen auf das weitere Widerstands- bzw. Reformverhalten in Ungarn. Es sollen Protestaktionen und Versöhnungsgesten – oder auch deren explizite Abwesenheit – bei Intellektuellen, Wissenschaftlern Gewerkschaften und Studenten aufgegriffen werden. Deren Verhalten soll nicht nur dargestellt, sondern auch in den ungarischen Gesamtkontext dieser Zeit gesetzt werden. Schließlich war in Ungarn 1968 ein umfassendes, auf die Wirtschaft begrenztes Reformprogramm angelaufen, mit dem sowohl die politische Führung als auch breite Teile der Bevölkerung große Hoffnungen (allerdings auch gewisse Ängste) verbanden. Darin und in den eigenen Erfahrungen seit 1956 sind wesentliche Ursachen nicht nur für die scheinbare Ruhe bei breiten Teilen der ungarischen Bevölkerung zu sehen, sondern ebenso für deren große, bis heute erkennbare Anteilnahme und Sympathie gegenüber dem militärisch erstickten tschechoslowakischen Reformexperiment.

Ilse Lenz (Lehrstuhl für Geschlechter- und Sozialstrukturforschung, Ruhr-Universität Bochum)
Die neuen Frauenbewegungen und 1968. Ein internationaler Vergleich mit dem Schwerpunkten BRD, Japan und Korea

In den USA, Westeuropa, aber auch in Japan entstanden die neuen Frauenbewegungen in der Auseinandersetzung mit den 1968er Bewegungen. Dies war kein Zufall. Die 68er Bewegungen thematisierten Fragen wie die der gesellschaftlichen Befreiung, der strukturellen Macht und der Kapitalismuskritik, die die Frauen ermutigten, ihre Rolle in diesen politischen Kontexten ebenso zu hinterfragen wie ihre gesellschaftliche Rolle insgesamt. Die Kapitalismuskritik erweiterten die Frauen zu einer grundlegenden Infragestellung patriarchalischer Strukturen in den allen gesellschaftlichen Bereichen und Beziehungen. Die Eingangsthese dieses Beitrags ist, dass die wirkungsmächtigsten sozialen Bewegungen des 20. Jahrhunderts, die neuen Frauenbewegungen, diese Ausgangspunkte mit den 68er Bewegungen teilt, sie aber konkretisiert und damit die demokratischen Potentiale der 68er Bewegungen weiter entwickelt hat.
In einem zweiten Schritt sollen die inneren Transformationen der neuen Frauenbewegungen in den Gesellschaften der Bundesrepublik Deutschlands und Japans konkret und ausführlich dargestellt werden, die erstaunlicherweise parallel verlaufen sind, von erstens der Bewusstwerdungs- und Artikulationsphase (1968-1975) über zweitens die Konsolidierungs-, Professionalisierungs- und Differenzierungsphase (1978-1989) bis drittens zur Internationalisierung und Neuorientierung seit 1989. Auf die letzte Phase wird allerdings nur im Ausblick kurz eingegangen. Zum Kontrast wird die Entwicklung der Frauenbewegung in Südkorea unter der Diktatur und in der Demokratie umrissen.
Die Grundthese, dass die neuen Frauenbewegungen nach dem 1968er Aufbruch Demokratisierungsansätze erweitert, konkretisiert und umgesetzt haben, soll anhand ausgewählter Themen vergleichend betrachtet und konkret dargestellt werden. Im Zuge ihrer Formierung bildeten sie Kleingruppen und Netzwerke, in denen sich vor allem Frauen aus verschiedenen Lebensbereichen und Schichten zusammenfanden. Sie forderten weibliche wie persönliche Autonomie in ihrer radikalen Kritik an den bestehenden Strukturen und Beziehungen ein, sie hinterfragten ihre Unterordnung im privaten und sexuellen Bereich, aber kritisierten ebenso ihre Ausgrenzung im beruflichen, im öffentlichen und politischen Feld. Auf die Kampagnen (Selbstbestimmung über den Körper und die Sexualität) und Projekte (Frauenhäuser gegen Gewalt gegen Frauen), die in dieser Phase in den verschiedenen Ländern entstanden, wird ebenso vergleichend eingegangen wie auf den Themenbereich Migration/Internationalisierung.
Die Diskurse und Forderungen der neuen Frauenbewegungen trugen in allen drei Gesellschaften entscheidend zum Bewusstseinswandel bei. In der Phase der Konsolidierungs-, Professionalisierungs- und Differenzierung (1978-1989) wurden die unterschiedlichsten Frauenprojekte in Medien, Kultur und Sozialarbeit gegründet. An den Hochschulen wurden Frauenseminare und die ersten Frauenforschungsprojekte gegründet, aber auch Kirchen, Gewerkschaften und Verbände öffneten sich feministischen Fragen und Projekten. Die Lesbenbewegung wie später die der Migrantinnen stehen beispielhaft für plurale und flexible Identitäten innerhalb der Frauenbewegungen.

David Mayer (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien)
Kubanischer Zyklus, Ungleichzeitigkeiten und transnationale Zusammenhänge – 1968 aus und in Lateinamerika

Diesem Beitrag geht die Leitfrage voran, ob sich ein lateinamerikanisches 1968 als großregionaler bzw. kontinentaler Zusammenhang begründen lässt. Dies gilt zunächst für die Ebene des Unmittelbaren und Gleichzeitigen, also jene Ereignisse, die sich in großer zeitlicher Nähe zum Pariser Mai und ähnlich beispielhaften Prozessen vollzogen (z. B. die Ereignisse in Mexiko oder im argentinischen Córdoba). Zugleich lässt sich 1968 auch in Lateinamerika zeitlich wesentlich breiter definieren. In solch einer langfristigen Perspektive fällt der Kubanischen Revolution und ihrer transnationalen Wirkmacht im Lateinamerika der 1960er Jahre besondere Bedeutung zu. Der Zyklus der Kubanischen Revolution kann zudem als ein wichtiger außereuropäischer Faktor für das Entstehen des globalen “1968” gedeutet werden. Mit Blick auf eine außereuropäische Großregion sollen Einheit und Bedeutungsvielfalt von 1968 debattiert und sowohl die “Ungleichzeitigkeiten im Zusammenhang” als auch die “zusammenhangslosen Gleichzeitigkeiten” ein Stück weit herausgearbeitet werden.

Kees van der Pijl (Department of International Relations, University of Sussex)
May 1968 and the Alternative Globalisation Movement – Cadre Class Formation and the Transition to Socialism

By the confluence of workers’ struggles and the student movement, May 1968 was the first time in history that ‘the collective worker’ theorised by Marx made its self-conscious appearance on the political stage as a movement. The movement was worldwide, erupting in the Western Europe and the Americas, as well as in state-socialist countries. In the ensuing years it became contained by forcing it into the straitjacket of national politics as mainstream Left parties restored their hegemony and the contestation of capitalism and imperialism also shifted to national and inter-national formats. The alternative globalisation movement on the other hand has emerged as a straightforward global movement, retaining the ‘collective worker’ dimension but transcending the division of the world into separate sovereignties. It too is subject to a powerful counteroffensive, the neo-imperialism of the ‘War on Terror’ – which attacks the alternative globalism at the heart by rekindling animosity and distrust along ethno-religious lines. It is in this force-field that contemporary social struggles evolve.

Devi Sacchetto (Dipartimento di Sociologia, Università di Padova)
When Political Subjectivity Takes Roots. The Case of Porto Marghera (Venice, Italy)

This paper analyzes the political campaigns that developed in the industrial area of Porto Marghera between the late Sixties and the late Seventies. In those years a deep social rupture between trade unions and political parties on the one hand and the working class on the other took the centre of the stage. Through 24 life history video-interviews the paper investigates the path of political activism of these groups of workers, both factory intellectual workers, according to a pattern that can be traced to the so-called Italian operaismo (Workerism).
Those groups came from very different backgrounds and political experiences. They joined to fight for equalitarianism, for a pro-worker use of science, for the idea of “refusal of work” and against hazardous working conditions. Between 1968 and 1973 this movement was able to place the “hell of production” within a political agenda, thus breaking barriers between work in universities, the world of industrial work and the world of domestic reproduction. When political tension decreased and repression expanded, few people decided to join official trade unions or political parties. These factory workers chose to retire to private life or, in a few cases, to join the new social movements developing in the 1980-90’s.

Susanne Weigelin-Schwiedrzik (Institut für Ostasienwissenschaften, Universität Wien)
China: Das Zentrum der (Welt)-Revolution? Die chinesische Kulturrevolution und ihre internationale Ausstrahlung

Im Kontext der von Edward Shils entwickelten und Smuel Eisenstadt auf Asien übertragenen Theorie des Verhältnisses von Zentrum und Peripherie diskutiert dieser Vortrag die Frage, ob es der VR China und der KPCh in der Zeit zwischen 1966 und 1969 gelungen ist, Peking als symbolisches Zentrum zu etablieren, obwohl das Land ansonsten im System der internationalen Beziehungen eine periphere Position eingenommen hat.
Eingangs wird im Vortrag ein Erklärungsmodell für die Kulturrevolution vorgestellt, das diese in den Zusammenhang fundamentalistischer Bewegungen stellt. Von diesem Erklärungsmodell ausgehend wird untersucht, inwiefern die Jugend- und Studentenbewegungen der sechziger Jahre Bezug auf die Kulturrevolution nehmen. Anhand einer Reihe von Fallstudien wird analysiert, inwiefern sich die Rezeption der Kulturrevolution kultur- und länderspezifisch unterscheidet. Dabei wird der viel diskutierten These nachgegangen, dass die Attraktivität der Kulturrevolution in dem Versuch besteht, eine alternative Moderne zu definieren und in die Praxis umzusetzen, die sich sowohl von der marktorientierten als auch von der real-sozialistischen Variante der Moderne unterscheidet.

Participants

Ardelt Rudolf, Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte, Johannes Kepler-Universität Linz
Bauer Ingrid, Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg
Benser Günter, Förderkreis Archive u. Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Berlin
Birke Peter, Historisches Seminar, Universität Hamburg
Bitzegeio Ursula, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
Botz Gerhard, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien
Christiansen Samantha, Department of History, Northeastern University, Boston
Chung Hyun-Back, Department of History, Sung Kyun Kwan University, Seoul
Csaszar Oliver, Universität Innsbruck
Ditfurth Jutta, Frankfurt am Main
Deppe Frank, Frankfurt am Main
Buckmiller Michael, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hannover
Ebbinghaus Angelika, Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bremen
Ehmer Josef, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien
Fischer Ilse, Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn
Franc Martin, Ústav pro Soudobé dejiny AV CR, Praha
Fuchs Daniela, Historische Kommission beim Parteivorstand DIE LINKE, Berlin
Ganguly Avishek, Dept of English/Center for Comparative Literature and Society, Columbia University, New York
Garscha Winfried, ITH, Wien
Glatz Paul Benedikt, FU Berlin
Grages Christian, Hannover
Groppo Bruno, CNRS, Université de Paris I, Centre d’Histoire Sociale du XXe Siècle
Hapák Pavel, Vysoká škola Višegradu, Slowakei
Henninger Max, Berlin
Himmelstoss Eva, ITH, Wien
Hocheneder Helga, AK Oberösterreich, Linz
Höpfl Thomas, AK Oberösterreich, Wissenschafts- und Forschungsmanagement, Linz
Hofmann Jürgen, Historische Kommission der Partei DIE LINKE, Berlin
Horn Gerd-Rainer, Department of History, University of Warwick, UK
Hüttner Bernd, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin
Ito Narihiko, Japan-Komitee der ITH, Kakamura, Japan
Jemnitz János, Magyar Tudományos Akadémia, Budapest
Kaiser Erwin, AK-Bildungshaus Jägermayrhof, Linz
Kalter Christoph, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam
Kandilarov Evgeny, Centre for Historical and Political Studies, Sofia
Kanzleiter Boris, FU Berlin
Kocian Jirí, Ústav pro soudobé dejiny AV CR, Prag
Konok Petér, Politikatörténeti Intézet, Budapest
Kronsteiner Günter, Wien
Lachmann Hannes, Karlsuniversität Prag/Universität Passau
Lenz Ilse, Lehrstuhl für Geschlechter- und Sozialstrukturforschung, Ruhr-Universität Bochum
Lewis Jill, Department of History, Swansea University, Wales, Großbritannien
Lichtenberger Sabine, Institut für Gewerkschafts- und AK-Geschichte, Wien
Lorenz Gerald, AK Oberösterreich, Linz
Macfarlan Cohen June, Socialist History Society, London
Marjanucz Eva, Szeged
Marjanucz László, Department of Modern and Contemporary Hungarian History, Univ. Szeged
Mayer David, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien
Meschkat Klaus, Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Univ. Hannover
Mittag Jürgen, Institut für soziale Bewegungen, Ruhr-Universität Bochum
Mucsi Ferenc, Institut f. Geschichte der Ungarischen Akademie d. Wissenschaften, Budapest
Mulley Klaus-Dieter, Institut für Gewerkschafts- und AK-Geschichte, Wien
Mulot Tobias, Hamburg
Neuhauser Magdalena, Universität Wien
Neunsinger Silke, Arbetarrörelsens arkiv och bibliotek, Stockholm
Pellar Brigitte, ITH, Wien
Peters Jan, Potsdam
Plener Ulla, Förderverein für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Berlin
Prenninger Alexander, Ludwig-Boltzmann-Institut für historische Sozialwissenschaft, Salzburg
Rabius Ragnhild, Hannover
Renner Heinz, ITH & Ministerialbibliothek Bundesministerium für Finanzen, Wien
Roth Karl Heinz, Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bremen
Sacchetto Devi, Dipartimento di Sociologia, Università di Padova
Schiller Benjamin, Universität Wien
Schindler Christine, ITH & Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien
Schleicher Korbinian, ITH, Wien
Schneider Michael, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
Schneider-Mizony Odile, Département d’Etudes Allemandes, Université Marc Bloch, Strasbourg
Schwitanski Alexander, Archiv der Arbeiterjugendbewegung, Oer-Erkenschwick, Deutschland
Seeck Wolfgang, Friedrich-Ebert-Stiftung, Köln
Sperling Cornelia, RevierA GmbH – Agentur für Kultur und Kommunikation, Essen
Spreitzer Roland, AK Oberösterreich, Linz
Steinmayr Wolfgang, Universität Wien
Straka Jaroslav, Juridische Fakultät Janko Jesenský, Hochschule Sládkovicovo, Slowakei
Ulbrich Claudia, Friedrich-Meinecke-Institut, FU Berlin
Unfried Berthold, ITH, Wien
van der Linden Marcel, Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam
van der Pijl Kees, Department of International Relations, University of Sussex, Großbritannien
Weigelin-Schwiedrzik Susanne, Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien
Weitbrecht Susanne, Institut für Auslandwissenschaft, Universität Erlangen
Wirleitner Florian, Universität Wien
Xhumari Merita, Department of Poltical Sciences, Sociology & Philosophy, University of Tirana

 

Please note:
The Linz Conferences are gatherings of the member institutes of the ITH. Participants pay only a – compared to similar conferences – modest fee (€ 80 with, € 40 without accomodation) for conference materials, simultaneous interpretation and meals. All other expenses — insofar as they cannot be covered by subsidies of the Austrian government and of Austrian labour institutions and by financial support of private sponsors — are borne by the member institutes. For that reason the delegating of participants is up to the member institutes of the ITH. Individual registration requires individual membership.